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Sie waren seit November 1998 Geschäftsführer der "Stiftung Ostdeutsche Kulturrat". Nach 20 Monaten sind Sie jetzt mit Wirkung ab 30. Juni aus dem Am ausgeschieden. Warum?
Jebens: Mein Arbeitsvertrag beim Ostdeutschen Kulturrat in Bonn war von vornherei befristet, zunächst bis zum 31. Dezember 1999, danach durch Verlängerung bis zum 30 Juni 2000. Ich hoffte indessen von Anfang an, durch eine entsprechende Politik de Stiftung und gute Arbeit eine längerfristige Perspektive zu erhalten.
Vor Beginn der Tätigkeit war mir allerdings verschwiegen worden, daß am 31. Oktobe 1998 also just am Tage vor meinem Arbeitsantritt das vom Innenministeriu geradezu ultimativ gesetzte Schlußdatum für eine wie auch immer geartete Fusion zwische dem Kulturrat und der "Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen" ergebnislo verstrichen war, jedenfalls was uns anging, und daß seitdem der Kulturrat im Grund genommen zum Untergang verurteilt war.
Die Stiftung Ostdeutscher Kulturrat ist seit 1995 vom Bundesinnenministerium wiederhol aufgefordert worden, mit der ebenfalls in Bonn ansässigen Kulturstiftung der deutsche Vertriebene n zu fusionieren. Dadurch sollte Doppelarbeit auf dem gleichen Betätigungsfel vermieden werden. Im Juli 1998 wurde dann beiden Stiftungen das von Ihnen erwähnt Ultimatum gesetzt. Haben die Vorstände beider Stiftungen in ihren Reaktionen auf dies Entwicklung versagt?
Jebens: Aus Gründen der historischen Wahrheit muß man leider festhalten, daß die Vorstandsvorsitzenden wechselseitig oder gleichzeitig jede Form einer näheren oder ga institutionellen Zusammenarbeit bewußt verhindert haben, bei Schuldzuweisung an die jeweils andere Stiftung.
Diese Fusion, die erst recht nach dem Wahlsieg der SPD im September 1998 mit Hochdruc hätte angestrebt werden müssen, hätte dem Ministerium die rasche Beendigung de institutionellen Förderung der neuen Stiftung aller Voraussicht nach unmöglich gemacht.
Die über drei Jahre währende Blockade war einerseits begründet in der grundsätzlic verschiedenen Einstellung von Dr. Herbert Hupka und Dr. Herbert Czaja und in ihre Bewußtsein, jeweils Präsident der "einzig richtigen Stiftung" zu sein andererseits in Finanzfragen und der leichtfertigen Unterschätzung der Ernsthaftigkei des Willens im Ministerium. Der Ostdeutsche Kulturrat verfügt ja über ein erhebliche Stiftungskapital, das er mit der Kulturstiftung offensichtlich nicht teilen wollte.
Mehrere Fusionspläne des Innenministeriums unter weitgehender Beibehaltung de Personals habe ich im Ministerium selber einsehen können, jedoch wurden sie von beide Stiftungen törichterweise nicht zur Kenntnis genommen. Eigene Fusionspläne wurde abgesehen von einigen Zeilen im Dezember 1998 nicht entwickelt. Ein von mir in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Kulturrates im Februar 1999 entworfene Fusionsmodell fegte Dr. Hupka noch vor seiner Fertigstellung vom Tisch.
Man hat sich also nicht zuletzt selbst ein Bein gestellt ...
Jebens: So ist es. Beide Stiftungsvorsitzenden sind an der falschen Einschätzung de politischen Lage und ihrer Position, am Glauben an ihre Unersetzbarkeit und an ihre Mißachtung der Ministerien gescheitert. Die arbeitslos gewordenen Mitarbeiter beide Stiftungen und die ostdeutsche Kulturarbeit insgesamt tragen die Folgen.
Die Wahl des neuen Präsidenten Prof. Eberhard Günter Schulz im Oktober 1999 kam zwe Jahre zu spät. Er konnte das Schicksal des Ostdeutschen Kulturrates nicht mehr wenden der nur noch als Rumpfstiftung weiterexistiert.
Seit dem 5. Juni ist die Entscheidung des Ministers Dr. Michael Naumann und seine Adlatus Dr. Knut Nevermann bekannt, daß zum 31. Dezember auch der Stiftung Kulturwer Schlesien die institutionelle Förderung entzogen werden soll. Wird nun in wiedervereinigten Deutschland die ostdeutsche Kultur plattgemacht?
Jebens: Der Bund hat sich von der Pflege und Lebendigerhaltung der ostdeutschen Kultu in den Vertreibungsgebieten als einem konstitutiven politischen Element im Leben unsere Volkes verabschiedet.
Die gegenwärtige Politik des Staatsministers Naumann, der scheibchenweise de Kulturorganisationen der Vertriebenen die Mittel entzieht, so daß diese ihre Tätigkei drastisch verkleinern oder gar beenden müssen, belegt das. Übrig bleiben die Institutionen, die im musealen und wissenschaftlichen Bereich arbeiten.
Die Stiftung Ostdeutscher Kulturrat, die über Gelder aus de Westvermögenszuführungsverordnung von 1974 verfügt, wird ab 1. Juli mit dre Mitarbeitern und einem Notprogramm weitermachen. Was den Pressediens "Kulturpolitische Korrespondenz" betrifft, so soll dieser statt bisher alle zeh Tage nur noch zweiwöchentlich oder alle 20 Tage erscheinen. Will der Kulturrat s bis zum nächsten Regierungswechsel "überwintern"?
Jebens: Es wäre einfältig zu glauben, daß eine neue christdemokratisch geführt Regierung die sich abzeichnende Auslöschung der ostdeutschen Kulturarbeit rückgängi machen würde, nachdem sie selbst bis 1998 die Vorarbeit für die jetzige Politik geta hat. Hinzu kommt, daß die Vertriebenen sich weitgehend resigniert von der großen Politi zurückgezogen haben auch aus Altersgründen , nachdem sie verbittert zu Kenntnis nehmen mußten, daß in der großen Stunde der Wiedervereinigung zwischen West und Mitteldeutschland nahezu alle Politiker sich gar nicht schnell genug von de Oder-Neiße-Gebieten verabschieden konnten.
Positiv bleibt bloß festzuhalten, daß die Vertriebenen in der alten Heimat von de dort inzwischen lebenden Völkern mehr Verständnis für ihr Schicksal und ihr verletzte Heimatgefühl erfahren als in der Bundesrepublik Deutschland.
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