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Um zwei Uhr nachts startete am 1. Mai 1926 im Scheinwerferlicht des Flughafens Berlin-Tempelhof eine Junkers G 24 der "Deutschen Luft Hansa" in Richtung Ostsee. Den dreimotorigen Tiefdecker mit neun Passagieren und drei Mann Besatzung an Bord führte Flugkapitän Alfred Helm. Der in Mittweida geborene und in Darmstadt ausgebildete Pilot flog mit Tempo 210 in weniger als 1000 Metern Höhe an Stettin und Stolp vorbei zur Danziger Bucht.
Riesige Drehscheinwerfer, Neonlampen und Gasbaken wiesen wie Leuchttürme alle vier bis fünf Kilometer den Weg durch die Dunkelheit. Für den Notfall blinkten alle 50 Kilometer Landeplätze. An den linken Rand der Pisten hatte man im Abstand von 20 Metern Sturmleuchten montiert: Grün für den Landeanflug, Weiß für den Aufsetzpunkt und Rot als Stoppmarke. Für die Organisation der aufwendigen Bodenbeleuchtung war eigens die halbstaatliche "Signaldienst für Luftfahrt GmbH" gegründet worden. Die Standorte und die Art der Lichtsignale waren in einer Navigationskarte verzeichnet, mit der sich die Besatzung an Bord orientierte. Das Cockpit der G 24 war mit einer Doppelradsteuerung ausgestattet. Da nachts der Erdhorizont als Anhalt fehlte, mußte die Querlage des Flugzeugs nach dem Kreiselneigungsmesser, dem Gyrorektor, gesteuert werden.
Durch die Straßenbeleuchtung Danzigs konnten die Fluggäste nach der Zwischenlandung den massigen Turm der Marienkirche erkennen. Die Fluggastkabine glich mit ihren großen Fenstern einem Eisenbahnabteil. Jeder der neun Sitzplätze war ein Fensterplatz. Über den bequemen Ledersitzen waren Gepäcknetze angebracht. Eine Toilette und ein Waschraum befanden sich am Ende des Flugzeugs.
Der Flug führte an Elbing vorbei, am Frischen Haff entlang auf die Pregelmündung zu und endete auf dem Flughafen Königsberg in Devau. Reisende in Richtung Moskau stiegen in das bereitstehende Flugzeug der Deruluft um. Die Reisezeit von Berlin nach Moskau betrug nun 15 Stunden gegenüber 65 Stunden mit dem Zug. |
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