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Er war ein überzeugter Nationalsozialist und hat nie einen Hehl daraus gemacht. 1914 geboren war Helmut Bohn schon als Gymnasiast ein Anhänger Hitlers. "... damit Deutschland wieder groß wird und auch der Arbeiter ein Vaterland hat", so begründete er seine Begeisterung für den Führer und stritt sich enthusiastisch mit kommunistischen Mitschülern. Sein Engagement ließ ihn beruflich zum Chefredakteur der nationalsozialistischen Zeitung Ruhrarbeiter aufsteigen. Als der Krieg begann, war sein Unmut über seine körperliche Untauglichkeit zum Soldaten, groß, doch 1943 stellte das Reich dann geringere Ansprüche an die Gesundheit seiner Soldaten, und Bohn durfte endlich in den Krieg. Doch die allmählich aufkommenden Zweifel an der Richtigkeit des nationalsozialistischen Handelns wurden hier nur verstärkt und dem Hitleranhänger wurde langsam bewußt, für wen er jahrelang Propaganda gemacht hatte. Als er 1949 aus russischer Gefangenschaft heimkehrt, steht er plötzlich vor einer anderen Welt und versucht mit all seiner Kraft, Lehren aus den Fehlern der Vergangenheit zum Wohle der neuen Bundesrepublik zu ziehen.
Die auf Tagebucheintragungen und Briefen basierende Biographie des späteren Geschäftsführers des inzwischen nicht mehr existierenden Markus-Verlages beschreibt offen den Weg eines von Idealen getriebenen Mannes im Wechsel der verschiedenen ideologischen Systeme des 20. Jahrhunderts.
Helmut Bohn: "Verschlungene Spuren - Eine politische Biographie 1914-1998", Edition Antaios, Dresden 2003, geb., 411 Seiten, 23,80 Euro |
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