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Ägyptens Nationalisierung des bis dahin zu großen Teilen im Privateigentum von Briten und Franzosen befindlichen Suezkanals am 26. Juli 1956 verschlechterte die Beziehungen des arabischen Staates zu Großbritannien und Frankreich sowie Israel, das den Kanal lieber in der Hand von Westeuropäern als Arabern sah. Schon vor der Verstaatlichung des Suezkanals hatte Moshe Dayan die Doktrin verfochten, daß man Ägypten durch Provokationen in einen Krieg locken müsse, noch ehe die ägyptische Armee die Waffenlieferungen, die sie seit Ende 1955 aufgrund eines Abkommens mit der CSSR erhielt, "verdaut" habe. In diesem Sinn war bereits Anfang 1955 ein großangelegter Angriff auf den ägyptisch verwalteten Gazastreifen erfolgt. Insofern kam aus israelischer Sicht die Suezkrise als Geschenk des Himmels.
Zur Koordination eines gemeinsamen Vorgehens gegen Ägypten kam es am 24. Oktober zum Geheimabkommen von Sèvres: Israel sollte den Gazastreifen und die Sinaihalbinsel besetzen. England und Frankreich, die Israel Waffenlieferungen, den Schutz des Luftraums und die Blockierung des UN-Sicherheitsrats versprachen, sollten als "Vermittler" und zur "Sicherung des Schiffsverkehrs" die Kanalzone besetzen. Die Sowjetunion galt wegen des Posener Aufstands und der ungarischen Volkserhebung als "neutralisiert".
Am 29. Oktober begann mit dem israelischen Angriff auf den Gazastreifen und die Sinaihalbinsel der Suezkrieg. Unmittelbar danach wurde der ägyptische Botschafter ins britische Außenministerium zitiert, wo nicht nur der britische, sondern auch der französische Außenminister ihn mit einem auf zwölf Stunden befristeten Ultimatum konfrontierten. Die ägyptischen Truppen sollten die Sinaihalbinsel räumen und sich zehn Meilen hinter den Suezkanal zurückziehen, während den Israelis erlaubt wurde, bis auf 16 Kilometer vor dem Suezkanal vorzurücken. Des weiteren sollte Ägypten der "vorübergehenden" Besetzung von Suez, Ismailia und Port Said zustimmen. Wie kaum anders zu erwarten, lehnte Ägypten die britisch-französischen Forderungen ab und die Westeuropäer hatten ihren Grund, in den Krieg einzugreifen. Am 31. Oktober begannen sie mit Luftangriffen auf Flughäfen, Tanklager und andere ägyptische Ziele - auch in Kairo. Der Luft- folgte die Landoffensive. Am 5. November besetzten britische und französische Truppen die Kanalzone - die Städte am Suezkanal wurden verwüstet, Port Said fast vollständig zerstört.
Am 7. November kam es allerdings auf Druck der USA zum Waffenstillstand - für Eisenhower war entscheidend, daß die "alte" Kolonialpolitik eben nicht ins "postkoloniale" US-Konzept paßte. Für die US-Amerikaner waren vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und des Buhlens mit der Sowjetunion um Sympathien in der Dritten Welt die Macht- und Wirtschaftsinteressen der westeuropäischen Kolonialmächte sekundär. Zudem bestand die Gefahr einer Eskalation des Suezkrieges, da die Sowjetunion damit gedroht hatte, Ägypten militärisch zu unterstützen.
Ab 21. November rückten UN-Truppen in die Kanalzone ein, während die Angreifer sich zurückziehen mußten. Wie so häufig bei israelisch-arabischen Auseinandersetzungen überstieg auch bei diesem Krieg die Opferzahl der Araber jene der Israelis um ein vielfaches. 181 getöteten Israelis standen rund 2000 Agypter gegenüber, denen der Suezkrieg das Leben gekostet hatte. |
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