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Visumstreit
Ungefähr 500 Bewohnern des Königsberger Gebietes, die in die Republik Polen einreisen wollten, wurde ihr Visum an der innerostdeutschen Grenze von polnischen Grenzbeamten annulliert. In den meisten Fällen geschah dieses wegen offenkundiger Diskrepanzen zwischen dem offiziell angegeben Grund der Reise und dem tatsächlichen. So nutzen viele grenznah wohnende Russen die von den polnischen Behörden massenweise ausgestellten Touristenvisa, um in Städten des südlichen Ostdeutschlands einzukaufen. Am Abend kehren sie wieder nach Hause zurück. Tourismus findet bei solchen Einkaufsfahrten allerdings nicht statt, und so erklärten die Polen die Visa solcher Einkaufstouristen an der Grenze für ungültig.
Wegen der hieraus entstandenen Irritationen haben sich die zuständigen russischen und polnischen Behörden kurzgeschlossen, um einen Ausweg aus dieser unbefriedigenden Situation zu finden. Die russische Seite wies darauf hin, daß sie für Polen sogenannte "Grenzaustausch-Visa" ausstellt, die breiter ausgelegt werden könnten und den Besuchern mehr Bewegungsfreiheit ermöglichten. Die Polen versprachen Nachbesserungen. Statt ein Touristenvisum zu beantragen, müssen Tagesbesucher nun "andere Reiseziele" auf dem Visumantrag ankreuzen.
Vorbeugend mahnten die russischen Verhandlungspartner die Polen, schon heute an künftige Regelungen zu denken, wenn Polen dem Schengener Abkommen beigetreten sein wird. Rußland erwartet dann für seine Exklavenbewohner mehrfache, langfristige und vor allem kostenlose Visa.
Schienenbus
Für die Bewohner von Gerdauen gibt es eine neue Möglichkeit, nach Insterburg zu fahren - mit dem Schienenbus. Die einfache Fahrt kostet nur 42 Rubel (1,20 Euro) und ist damit wesentlich günstiger als die Fahrt mit dem Linienbus. Der Schienenbus hält in Georgenfelde, Kl. Gnie, Kl. Potauen und einigen weiteren Orten an der einstigen Eisenbahnlinie. Nun können auch Einwohner entfernterer Orte im östlichen Rayon Friedland ihre landwirtschaftlichen Produkte auf dem Markt von Insterburg verkaufen und so ihre bescheidenen Einkommen aufbessern. Bequem wird die Fahrt nach Insterburg auch für diejenigen, die täglich zur Ausbildung oder zur Arbeit dorthin müssen . JJ
Besuch aus CR
Der tschechische Botschafter in Warschau hat Allenstein anläßlich eines polnisch-tschechischen Wirtschaftsseminars in der Altstadt einen Besuch abgestattet. Seine Gesprächspartner waren Unternehmer und Geschäftsleute, mit denen er die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Tschechei und dem südlichen Ostdeutschland erörterte. Insbesondere interessieren die Tschechen die polnischen Erfahrungen mit der Personenschiffahrt auf Binnenseen, die sich in Tschechien wachsender Beliebtheit erfreut. Daneben waren die tschechischen Gäste an einer Zusammen-
arbeit auf dem Gebiet des Umweltschutzes interessiert. So kamen nach Allenstein unter anderem auch Repräsentanten von Firmen, die sich mit dem Bau von Kläranlagen befassen. Zum Abschied bekundeten die Gäste aus der Tschechischen Republik (CR), daß sie ihren Besuch schon in Kürze wiederholen wollten, möglicherweise schon Ende dieses Jahres. n
Vergiftungen
Ins Krankenhaus von Rastenburg wurden nacheinander vier Personen eingeliefert, die über Bauchschmerzen und Erbrechen klagten. Doch das ist nur die Spitze des Eisberges. Innerhalb von anderthalb Wochen stellten sich bei 60 Rastenburgern klassische Vergiftungssymp-
tome wie Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen, teilweise gepaart mit Fieber, ein. Das Gesundheitsamt und die Ärzte tappen hinsichtlich der Ursachen im Dunkeln. Anfänglich tippte man auf verunreinigtes Wasser, doch gab das Gesundheitsamt inzwischen bekannt, ihre aus gegebenem Anlaß vorgenommenen Untersuchungen hätten ergäben, daß es im Wasser keine Bakterien gäbe.
Die Pressesprecherin des Woiwodschaftsgesundheitsamtes, Elzbieta Burzynska, wiegelte indessen ab. Die Vergiftungen seien nichts Schlimmes. Solche Fälle kämen im Sommer häufiger vor. Sie tippt auf einen Virus als Krankheitserreger. Das Gesundheitsamt kontrolliere das Wasser ständig und untersuche auch die Milch.
Inzwischen hat Mieczyslaw Aszkielowicz, ermländisch-masurischer Abgeordneter der Partei "Samo-Obrona" (Selbstverteidigung), in dieser Angelegenheit den Bezirksstaatsanwalt in Allenstein eingeschaltet. Ihm zufolge sind nach Wasserleitungsreparaturen die ordnungsgemäßen Wasserproben durch das städtische Wasserwerk unterblieben. In einem Brief schreibt er, daß er sich über die Äußerungen des Rastenburger Gesundheitsamtes und Kreiskrankenhauses gewundert habe, denen zufolge die Vergiftungen möglicher-
weise durch ungewaschenes Obst erfolgt seien. Der Abgeordnete warf den zuständigen Stellen fehlende Neutralität in dieser Sache vor, da der kommunale Betrieb vom Rastenburger Bürgermeister und der Frau des örtlichen Staatsanwaltes geleitet wird.
Dienstgebäude
Dr. Cornelius Sommer kann erleichtert aufatmen, denn seinem Wunsche nach einem Dienstgebäude für das Generalkonsulat in Königsberg wurde von russischer Seite endlich entsprochen. In einer Pressemeldung der Stadt heißt es kurz: "Die Anfrage der deutschen Seite, ein Generalkonsulat im Gebäude in der Uliza Telemana 14 (Thälmannstraße 14) zu eröffnen, wurde genehmigt." Die im Stadtteil Maraunenhof gelegene Villa in der Herzog-Albrecht-Allee muß allerdings erst renoviert und für den Dienstbetrieb - Ausstellung von Visa - entsprechend eingerichtet werden. Ob dies noch vor Ablauf der Dienstzeit von Dr. Cornelius Sommer am 3. Oktober dieses Jahres geschieht, ist allerdings fraglich. M. N.
Hat endlich ein Dienstgebäude: Cornelius Sommer, hier bei der Eröffnung des Parks der deutsch-russischen Freundschaft |
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