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Ob es sich bei der Kürung eines neuen Bürgermeisters ausgerechnet am 17. Juni in Berlin um eine List oder eine bloße Laune der Muse Klio handelte, bleibt vorerst ungewiß. Immerhin bleibt das Datum bedenkenswert: diese Stadt, die wie kein anderer Ort in der Nachkriegsgeschichte Zentrum erlaubter nationaler Demonstration war, wurde im Augenblick der Vereinigung verraten. Es darf nie vergessen werden, daß Berlin nur mit den Stimmen der PDS Hauptstadt blieb und daß der klebrige Prozeß des Abschieds von Bonn mit üppigen Vergütungen gepflastert war. Dieser unselige Geist durchweht noch heute diese Stadt, die mittlerweile nur noch eine knappe Autostunde von polnischen Garnisonen entfernt liegt.
Naturgemäß vergiftete die Sonderstellung der geteilten Stadt, die nur durch Subventionen des Bundes am Leben blieb, den Beamte napparat. Berlin und Skandale waren fast Synonyme geworden. Nach 1989 kamen viele nach Berlin, doch ein Herkules zum Ausmisten war nicht dabei, weshalb es kaum verwundern dürfte, wenn jetzt die SED-Nachfolgepartei aus der Versenkung hochkommt. Mit unverkennbarem Geschick stellt sie sich an die Seite der etablierten Parteien, die längst zu beliebiger Austauschbarkeit verkommen sind. Vergleicht man Verschuldung, Kriminalitätsrate und Arbeitslosenzahlen der CDU- geführten Stadt Berlin mit der Hamburgs (SPD), dann weiß man, Rettung ist ferne. Nahe sind sich vielleicht Klaus Wowereit, Ole von Beust, Friedbert Pflüger und Guido Westerwelle. Aber kann dies schon hilfreich für eine neue Politik sein? Müller
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