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Gemeinsames Wirken gegen das Vergessen

 
     
 
Die deutsche Kultursubstanz in Ostdeutschland besteht nicht nur aus der deutschen Volksgruppe, sondern auch aus Kirchen, Burgen, Denkmälern sowie aus Friedhöfen, deren Grabsteine Ausschnitte aus dem Leben in Ostdeutschland widerspiegeln. Denkmalschützende Maßnahmen gehören deshalb seit jeher zu den alljährlichen Aktivitäten der ostdeutschen Jugend in der Heimat.

Nachdem der Bund Junges Ostdeutschland (BJO) im Vorjahr in den Landkreisen Allenstein und Rößel Gefallenenehrenmale und Gedenksteine gepflegt hatte, folgte der BJO in diesem Sommer dem Ruf der Kreisgemeinschaft Preußisch Holland
. Neben dem BJO und den Jugendlichen des Deutschen Vereins in Preußisch Holland reihte sich auch ein junger Pole in die Jugendgruppe ein.

Es galt zunächst, das Gefallenenehrenmal von Quittainen vom Moos zu befreien. Das Ehrenmal ist gut 3,5 Meter hoch und besteht aus einem Kreuz, das von einem Rundbogen eingefaßt ist. Auf dem Kreuz finden sich die Jahreszahlen 1914 und 1918, während auf dem Rundbogen die Namen der rund 50 Gefallenen des Ersten Weltkrieges zu lesen sind. Der Blutzoll der Gemeinde Quittainen betrug damit ein Drittel seiner wehrfähigen Männer.

Bei den Pflegemaßnahmen stellte sich heraus, daß der Sandstein des Rundbogens stark verwittert und porös ist. Die Namen der Gefallenen werden bereits in kurzer Zeit nicht mehr zu lesen sein. Gegen den Zahn der Zeit und Witterung helfen nur wei- tergehende Maßnahmen zur Erhaltung des Ehrenmals.

Auch in Preußisch Holland hatte die Jugendgruppe einen zweitägigen Einsatz auf dem historischen jüdischen Friedhof der Stadt. Die jüngsten vorhandenen Grabsteine stammen zwar aus dem 18. und 19. Jahrhundert, aber ein Teil des Friedhofes ist eingeebnet worden und gehört heute, nach Angaben Ortsansässiger, zum Nachbargrundstück des Friedhofes, auf welchem Baumaterial gelagert wird. In der Kreisstadt Preußisch Holland lebten zum Ende der Weimarer Republik zwischen 15 und 18 jüdische Familien. Bei der Volkszählung von 1939 wurden gerade noch acht Juden im Landkreis registriert. Das Schicksal der Juden von Preußisch Holland kann im Kreisbuch Preußisch Holland (1978) in dort abgedruckten Korrespondenzen von Emigranten nachgelesen werden.

Auf dem Friedhof hatte der BJO zunächst mit dem zum Teil mannshohen Wildwuchs von Distelgewächsen und Baumablegern zu kämpfen. Nachdem der Bewuchs mit der Motorsense gestutzt und das Gelände dadurch begehbar gemacht worden war, richteten die Jugendlichen umgestürzte Grabsteine wieder auf und fügten zerschlagene Steine notdürftig zusammen. Nicht abschließend beseitigt werden konnten Graffiti von Grabsteinen, die von polnischen Nationalisten zu Beginn des Irak-Krieges auf einige Grabplatten geschmiert worden waren. Der Anteil an Lösungsmitteln in der Farbe war offensichtlich zu hoch und die Farbe bereits tief in den Sandstein eingezogen. Auch ein mehrfaches Auftragen einer Antigraffiti-Chemikalie zeigte keinen Erfolg. Die preußisch-polnische Jugendgruppe zeigte sich schlußendlich dennoch zufrieden. "Es macht einfach Freude, im gemeinsamen Wirken Spuren ostdeutschen Kulturlebens wieder zutage zu bringen", so eine Teilnehmerin. "Wir arbeiten gegen das Vergessen der deutschen Geschichte." G. Langer

Mit Feuereifer bei der wichtigen Arbeit: Junge Teilnehmer bei ihrem Reinigungseinsatz auf einem historischen jüdischen Friedhof.
 
     
     
 
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