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Geschichte den Menschen näher bringen

 
     
 
Krönungen in Preußen“ ist der Titel der neuen Sonderschau, die derzeit im Kulturzentrum Ostdeutschland zu sehen ist. Zahlreiche wertvolle Exponate können dort betrachtet werden.

Krönungen gab es in Preußen nur zwei, diejenige von Friedrich III. im Jahre 1701 und von Wilhelm I. 1864 - beide fanden in Königsberg statt. Wolfgang Freyberg, der Leiter des Kultur- zentrums Ostdeutschland in Ellingen, verstand es, die an sich trockene geschichtliche Materie den rund 70 Gästen, die zur Ausstellungseröffnung gekommen waren, unterhaltsam
näher zu bringen.

Die Selbstkrönung des brande-burgischen Kurfürsten Friedrich III. zum König im Jahre 1701 ist eng mit der Geschichte des Herzogtums Preußen, dem späteren Ostdeutschland, verbunden. Die Zeremonie fiel durchaus prunkvoll aus, wie Freyberg beschrieb. Der Herrscher reiste zu der Krönung zwölf Tage aus Berlin an. Entlang der Strecken mußten Bauern rund 30.000 Vorspannpferde für den höfischen Troß zur Verfügung stellen, damit dieser ohne Verzögerung nach Königsberg ziehen konnte.

Am 18. Januar 1701 setzte dann Friedrich III. zunächst sich und anschließend seiner Gattin die Krone aufs Haupt, nachdem er am Tag zuvor den „Schwarzen Adlerorden“ gestiftet und zwan-zig Ritter damit ausgezeichnet hatte. Der Höhepunkt war aber nicht die Krönung selbst, sondern die anschließende Salbung in der Schloßkirche, die die Bischöfe Benjamin Ursinus aus Berlin für die reformierte und Prof. Dr. Bernhard Sanden für die lutheri-sche Kirche vornahmen. Unter Kanonendonner und Glockenge-läut zog das Königspaar zurück zum Palast, dabei warfen die beiden eigens geprägte Gold- und Silbermünzen unter das Volk.

Die nachfolgenden Herrscher verzichteten aus Kostengründen auf derart ausschweifende Krö-nungen, Friedrichs Sohn Fried-rich Wilhelm I., auch als „Soldatenkönig“ bekannt, begann die Regierungsgeschäfte mit einem einschneidenden Sparprogramm und entließ sofort einen Großteil der höfischen Angestellten.

1861 war Friedrich Wilhelm IV. kinderlos verstorben. Sein Bruder Wilhelm hatte ab 1858 die Re-gentschaft übernommen, er unterzeichnete alle Dokumente als „Prinzregent“. Für die bisherigen Nachfolger des Königs war die „Huldigung“ Ausdruck der Anerkennung als König - auch dies war ein Grund der Nachfolger Friedrichs I., sich nicht mehr krönen zu lassen. Für Prinzregent Wilhelm gab es aber keine verfassungsmäßige Grundlage für eine „Huldigung“, so daß er selbst in einer Verfügung mitteilte, daß „die feierliche Krönung zu erneuern“ sei. Zuerst war Berlin als Krönungsort vorgesehen, aber innerhalb weniger Wochen wurde Königsberg „verschönert“ und die Entscheidung getroffen, die Krönung in Königsberg durchzuführen. Mit dem Sonderzug am 13. Oktober 1861 nach Königsberg gekommen, wurde Wilhelm mit 101 Kanonenschüssen begrüßt. Unter dem Läuten aller Glocken nahm Wilhelm in der Schloßkir-che die Krone vom Altar und krönte sich selbst. Eine Salbung erfolgte nicht, da er selbst bereits die Krönung als sakralen Akt („von Gottes Gnaden“) auffaßte. Anschließend führte man im Schloßhof die „Huldigung“ durch, die er nun als König entge-gennehmen konnte.

Von der Krönungszeremonie Wilhelms ist in der Ellinger Sonderschau ein Holzschnitt neben anderen zeitgenössischen Abbildungen zu sehen. Zahlreiche Münzen und Orden, die im Zusammenhang mit den beiden Krönungen stehen, umrahmen den geschichtlichen Teil der Ausstellung. Musikalisch wurde die Ausstellung von Musikern der Hochschule Nürnberg eröffnet, die neben Werken von Karl Phi-lipp Emanuel Bach auch ein Flötenstück intonierten, welches Friedrich der Große selbst komponiert hat.

Die Sonderschau „Krönungen in Preußen - Königsberg und die Habsburger“ ist bis zum 18. No-vember im Kulturzentrum Ost-preußen täglich außer Montag von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr zu sehen. mef

 
     
     
 
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