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Anfang Juli 1901 hatte sich ein gutes Dutzend regelmäßig badender Herren in der Grotheschen Badeanstalt - in der Nähe des Friedländer Tores zu Königsberg in Preußen gelegen - zu einer Vereinsgründung entschlossen. Der 8. Juli 1901 wurde als Gründungsdatum festgelegt, und den Vorsitz übernahm der Offizier Hauptmann Born. Zu den weiteren Gründungsmitgliedern zählten die Herren L. Dauter, Eisenblätter, Grothe, O. Lau und Plöger. Als Emblem des Clubs wählte man ein gleichschenkliges Dreieck mit den Farben Schwarz-Weiß-Rot und dem Schriftzug „KSC 1901“. Herr Grothe, der Pächter der Badeanstalt , veranstaltete Schwimmfeste mit - aus heutiger Sicht - volkstümlichem Charakter, ähnlich den alten deutschen Turnfesten. Die Gründungsmitglieder suchten im Laufe der Zeit die Aktivitäten jedoch mehr und mehr in den Bereich des sportlichen Schwimmens mit allen zu damaliger Zeit bekannten Disziplinen zu verlagern wie Wettkampfschwimmen, Turmspringen, Tauchen und später auch Wasserball. Es wurde stets eifrig und regelmäßig trainiert sowie die Rettung Ertrinkender und deren Wiederbelebung geübt. Im Jahre 1902 schloß sich der Club dem Deutschen Schwimm-Verband an und trat danach der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft bei. Es folgte am 11. Juni 1903 die Gründung der Jugend-Abteilung. Zunächst war der Club eine reine Männerdomäne, erst im Mai 1904 überwanden sich die Herren und rangen sich zur Aufnahme von Damen durch. Aber schon im Juni jenes Jahres traten diese geschlossen wieder aus. Ebenfalls veranlaßte im Jahr 1904 eine Spaltung innerhalb des Clubs den bisherigen Vorsitzenden, Hauptmann Born, einen neuen Verein zu gründen, den Schwimm-Verein Prussia e. V.
Aufgrund der Satzung vom 3. April 1905 ließ sich der KSC ins Vereinsregister (Nr. 51) des Amtsgerichts eintragen. Am 5. Mai 1909 kamen eine Schüler-Abteilung und am 1. April 1912 - und diesmal endgültig - eine Damen-Abteilung hinzu. Im Laufe der Zeit entsprach die bis dahin benutzte Badeanstalt nicht mehr den gestiegenen Anforderungen, und so zog man 1913 in die Kronprinzen-Badeanstalt um. Wegen fortschreitender Baufälligkeit dieser Anlage sah sich der Vorstand genötigt, Überlegungen für eine clubeigene Schwimmanstalt anzustellen, die auch den vermehrten sportlichen Ansprüchen entsprechen sollte. Mit deren Verwirklichung wurde etwa Mitte der zwanziger Jahre am nördlichen Ostufer des Oberteichs begonnen.
Diese neue Anlage erlaubte Wettkampfschwimmen in Bahnen, Turmspringen und Wasserball. Zu jener Zeit unterschied man noch Schwimm-Vereine mit Winterbad (VmW) von solchen ohne Winterbad (VoW). Alle Königsberger Schwimmvereine, die in reger Wettkampftätigkeit zueinander standen, benutzten im Winter das Hallenbad Palaestra-Albertina. Noch heute erzählen sich ältere Prussianer genüßlich, wie sie die KSCer ständig im Wasserball abschrubbten. In dieser Disziplin waren die Prussianer einfach nicht zu bezwingen. Im Sommer fanden öfters Reisen in das ostdeutsche Umland statt, besonders, wenn Gau- oder Provinz-Meisterschaften anstanden. Aber auch Reisen ins Reich, nach Danzig und in das Baltikum, waren nicht selten. Großen Zuspruch fand stets das 2000-Meter-Langstreckenschwimmen auf der Düna mit Ziel in der Stadtmitte von Lettlands Hauptstadt Riga.
Im Jahre 1931 vergab der Deutsche Schwimm-Verband seine Deutschen Meisterschaften erstmals nach Königsberg i. Pr. Sie fanden am 1. und 2. August in der neu errichteten Schwimmanstalt Kupferteich, östlich des Sack-heims zwischen Tapiauer Straße und dem neuen Pregel gelegen, statt. Einen Höhepunkt dieser Veranstaltung bildeten die 24 Schwimmer aus Insterburg, welche in einem Tag und zwei Nächten die 114 Flußkilometer auf dem Pregel nach Königsberg zurück-legten.
Wie die anderen Königsberger Vereine war auch der KSC maßgeblich an der Organisation und den Rahmenveranstaltungen dieser Meisterschaften beteiligt. Erwähnt sei ebenfalls die 4 x 200-Meter-Bruststaffel der Herren, an der für den KSC die Schwimmer Raue, Rupens, Schlodenski und Winter teilnahmen. Sie bewältigten diese Distanz in 12:48 Minuten. Man schätzte nach Beendigung der Wettkämpfe die Zahl der Zuschauer, die diese Vorführungen begeistert verfolgten, auf 15.000 und mehr.
Unvergessen ist älteren KSCern ebenfalls die Schiffsreise Mitte der 30er Jahre zu internationalen Wettkämpfen nach Helsinki, die mit großer Delegation unternommen wurde. Eine Besonderheit zu damaliger Zeit. Eine weitere Besonderheit war, daß über alle Vereinsgrenzen hinweg sich viele damalige Aktive während des Sommers regelmäßig trafen, um gemeinsam ihre Freizeit an den Wochenenden in den samländischen Ostseebädern zu verbringen.
Über 20 erfolgreiche Jahre residierte der Königsberger Schwimm-Club am Oberteich. Dann kam 1945 das große Desaster infolge des Zweiten Weltkrieges mit seinen verheerenden Auswirkungen, denen nicht wenige Mitglieder zum Opfer fielen. Die übrigen verstreute das Schicksal, mühsam gestaltete sich der Neuanfang in der Fremde. Nach und nach fanden sie sich wieder und nahmen Kontakt zueinander auf; einige traten auch Schwimmvereinen im Westen bei. Gegen Ende der siebziger Jahre begannen die ersten jährlichen Treffen in jeweils verschiedenen westdeutschen Städten. Herausgehoben sei hier besonders die Zusammenkunft in St. Andreasberg im Oberharz 1979. 90 ehemals aktive Schwimmer aus Königsberg und dem übrigen Ostdeutschland fanden sich ein, von denen sich viele 40 Jahre nicht mehr gesehen hatten. Im dortigen Panoramabad veranstaltete man ein Schwimmfest wie Jahrzehnte zuvor in der Palaestra-Albertina zu Königsberg. Noch einmal gingen 50 ehemalige Rivalen an den Start, um ihre Kräfte zu messen. Im Laufe der Zeit wird die Zahl derer, die sich jährlich - meistens kurz vor Pfingsten - immer wieder treffen, naturbedingt kontinuierlich kleiner. Sie schwankt heutzutage zwischen zehn und 20 Personen. Man kann sie getrost - so unrespektvoll sich das auch lesen mag - als die letzten Saurier einer einst großen Schwimmerfamilie bezeichnen. Wobei der Verfasser selbst der kleinste, sprich jüngste, Saurier ist. Winfried Krause
Fototext. Die eigene Schwimmanstalt des KSC: Am nördlichen Ostufer des Oberteichs Fotos (2): Krause
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