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Es fängt ganz harmlos an. "Hast du schon gehört? Weißt du, wen ich gestern gesehen habe? Unsere Nachbarin hat gesagt ..." So oder so ähnlich beginnt sie zu brodeln - die Gerüchteküche. Niemand gibt es gerne zu, dennoch tut es jeder. Beim Frisör, beim Zahnarzt oder im Büro, aber vor allem heimlich: Klatschen und tratschen!
Dabei ist es nicht in erster Linie das weibliche Geschlecht, das sich für die Verbreitung von Neuigkeiten verantwortlich fühlt. Nein, wer hätte das gedacht: Männer tratschen viel häufiger als Frauen. Sie nennen es nur anders!
Männer diskutieren tiefgründig, sie führen wichtige Gespräche und erörtern Fakten. Ein Mann ist niemals neugierig, sondern extrem interessiert. Allerdings klatschen Männer in der Regel weniger über persönliche Themen, sondern über Kollegen, Sport und Politik.
Frauen dagegen sind ihren Mitmenschen gegenüber offener. Sie reden freimütig über Beziehungen, Klamotten und Kindererziehung und liefern damit natürlich eine Menge Stoff für Klatsch und Tratschgeschichten. Dabei tratschen Frauen nicht nur um des Tratschens willen, eine Frau versteht durchaus, warum manche Dinge besser unter Verschluß gehalten werden sollten. Klatschen ist psychologisch gesehen für unser Seelenheil sehr wichtig. Und das weiß "Frau" ganz genau. Nur sie kennt das leichte Kribbeln auf der Haut, wenn sie der besten Freundin das neueste Betriebsgeheimnis anvertraut. Unter dem Mantel der Verschwiegenheit, versteht sich. Der Form halber wird ein leises "Erzähl es bitte nicht weiter ..." hinzugefügt, aber diese Bemerkung ist für jede erfahrene Klatschtante eine versteckte Aufforderung, die Neuigkeit möglichst schnell zu verbreiten. Männer verhalten sich dagegen deutlich diskreter. Wenn Sie einem Mann ein Geheimnis anvertrauen, nimmt er es mit in sein Grab. Männer klatschen nur über Themen, die ohnehin schon jedem bekannt sind. Leider wird dabei auch wenig auf die Aktualität eines Themas geachtet, Männer sind da nicht sehr wählerisch. Bis ein Mann das "Gras wachsen hört", ist ein Thema oft schon "ausgelutscht".
Lange galt das Gerede hinter vorgehaltener Hand als bösartig, aber das haben amerikanische Sozialforscher längst revidiert. Diese Wissenschaftler haben nämlich herausgefunden, daß das menschliche Gehirn Klatschgeschichten deutlich länger speichert als sachliche Informationen. Sie sind sogar der Meinung: "Wer richtig tratscht, wird es in seinem Leben weit bringen." Wer beruflich Erfolg haben will, muß seinen Namen bekannt machen, und das geht nun mal am einfachsten durch Klatsch und Tratsch. Gerade Büroklatsch ist ein wichtiger Faktor, um auf sich aufmerksam zu machen und somit einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Dabei ist es allerdings wichtig, darauf zu achten, seine Informationen gezielt weiterzugeben. - Tratschen ist ein Erfolgsrezept, das jeder beherrscht. Also: "Reden wir drüber ..."
Herzerfrischende Geschichten, genau 17 an der Zahl, hat Helga Licher jetzt unter dem Titel "Papa kocht italienisch" zu einem Buch vereint (Schmidt Verlag, 112 Seiten, illustriert von Edda Scholz, brosch., 9,90 Euro). Die 1948 in Osnabrück geborene Autorin hat wieder mit Witz und Charme Beobachtungen und Begebenheiten aus dem Alltag zu zauberhaften Geschichten verarbeitet und hält für ihre Leser so manche Pointe parat. |
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