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Die "Fünfte Jahreszeit" ist vorüber, die rheinischen Narren müssen sich seit Aschermittwoch mit der vorübergehenden Normalisierung des täglichen Lebens abfinden. Den meisten bleibt die Erinnerung an eine kurze, aber trotz Harz IV und Tsunami einigermaßen heitere Session, einigen wenigen jedoch ein übler Nachgeschmack. Zum Beispiel den Karnevalisten in Düren, die erfahren mußten, daß auch rheinische r Frohsinn den Regeln der "political correctness" unterliegt.
Sollten die "Elche" wie geplant am Dürener Karnevalsumzug teilnehmen, so seien von der örtlichen Antifa-Gruppe "Konsequenzen angedroht", hieß es in einem wenig karnevalistischen Brief des Festkomitees, mit welchem dem Vorsitzenden der Ost- und Westpreußen in Düren, Manfred Barsuhn, die Ausladung der Elchgruppe vom Bund Junges Ostdeutschland (BJO) mitgeteilt wurde. Man könne, so die reichlich scheinheilige Begründung, Publikum und Zugteilnehmer keinen Gefahren aussetzen.
Im Vorjahr hatte der BJO in Elchkostümen am Viersener Tulpensonntagszug teilgenommen und die Jecken mit Wurfgeschossen aus Marzipan erfreut. Barsuhn sah die Gruppe im Fernsehen und vermittelte sie nach Düren.
Dort waren Ostdeutschland und Elche jedoch unerwünscht. Richtlinienkompetenz hat hier die linksextremistische Antifa, vertreten durch den Alt-Kommunisten Dominic Clemens, dessen VVN-BdA seit Jahrzehnten als verfassungsfeindlich beobachtet wird. Und "Konsequenzen", wie sie von dieser Organisation angedroht werden, sind in der Regel als Gewaltanwendung zu verstehen.
Die Ostdeutschland, denen inzwischen der Spaß vergangen war, erstatteten Strafanzeige wegen Nötigung und schalteten die Staatsschutzabteilung der Aachener Polizei ein. Die durchleuchtete aber nicht etwa die Gesinnung der Antifa, sondern der BJOler. Sie ließ dann jedoch mitteilen, daß über die Elchgruppe nichts Negatives bekannt sei. Dem Verfassungsschutz lägen keine Hinweise auf rechtsextreme Tendenzen vor.
Manfred Barsuhn, der in der Session 1984/85 selbst Prinz Karneval in Düren war, ist sauer.
"Jecken knicken vor Kommunisten ein", klagte er und blieb dem Umzug, dem er selbst jahrelang vorangeschritten war, erstmals seit 35 Jahren demonstrativ fern.
Nun heißt es im Rheinland ja, am Aschermittwoch sei alles vorbei. Nicht so in Düren. Der BJO hatte sein Wurfmaterial, ostdeutsches Marzipan, einem Kinderheim stiften wollen. Der von Barsuhn angesprochene Heimleiter lehnte "aus politischen Gründen" ab. Soziale Not scheint hier jedenfalls nicht zu herrschen. Ein Kindergarten zeigte mehr Interesse und erhielt die Leckereien.
Zurück bleibt die gar nicht lustige Erkenntnis, daß in Düren offenbar "Seine Tollität Prinz Antifa" Politik und Gesellschaft beherrscht - und das nicht nur zur Faschingszeit. EB |
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