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Leipzig ist vielseitig. Das wird der Besucher erkennen, der mehr als zwei Tage in der Stadt verweilen will. Allein die Museen zeugen von einem einzigartigen Spektrum der Leipziger Kulturlandschaft. Das "Leipziger A bis Z" reicht von der Antike bis zu Zinnfiguren. Im Antikenmuseum der Universität Leipzig (Alte Nikolaischule, Nikolaikirchhof), eine der ältesten und bedeutendsten Einrichtungen ihrer Art, kann man eine umfangreiche Schau- und Lehrsammlung bestaunen. Das Ägyptische Museum in der Schillerstraße besitzt rund 9000 bedeutende Originale und ist die älteste Schausammlung an einer deutschen Universität.
Leipzig wäre nicht Leipzig, würde die Stadt nicht auch ein Bach-Museum (Thomaskirchhof) besitzen. Es befindet sich in der 1. Etage eines ansehnlichen Kaufmanns hauses in unmittelbarer Nähe der einstigen Thomasschule und würdigt Leben und Wirken des großen Komponisten und langjährigen Leipziger Stadtmusikdirektors Johann Sebastian Bach. Dort im Sommersaal des Bose-Hauses finden auch jeweils mittwochs, 20 Uhr, Konzerte mit Musik des 18. Jahrhunderts statt.
Eines anderen bedeutenden Komponisten gedenkt man im Mendelssohn-Haus in der Goldschmidtstraße. Dort in dem weitgehend historisch getreu wieder aufgebauten Wohn- und Sterbehaus von Felix Mendelssohn Bartholdy wird der Komponist vor allem als erster moderner Dirigent und ideenreicher Reformer des städtischen Musiklebens von Leipzig geehrt. Musik- und Stadtgeschichte wird auch in dem Schumann-Haus, Inselstraße, lebendig. Dort lebten Robert und Clara Schumann in ihren ersten vier Ehejahren.
Einer anderen Kunst widmet man sich im Museum der bildenden Künste in der Grimmaischen Straße. 1837 wurde es durch den Leipziger Kunstverein gegründet und beherbergt heute 2 700 Gemälde vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, 750 Plastiken und über 55 000 Zeichnungen und Druckgraphiken. Bemerkenswert und von Kunstfreunden besonders geschätzt ist die reiche Sammlung an Bildern von Lukas Cranach. Aber auch die zeitgenössische Kunst hat in diesem Museum Platz gefunden. Sie wird in der Galerie für Zeitgenössische Kunst besonders erlebbar (Karl-Tauchnitz-Straße).
Wo sonst, wenn nicht in Leipzig sollte man ein Buch- und Schriftmuseum finden? 1884 vom Zentralverein für das gesamte Buchgewerbe gegründet, ist dieses Museum am Deutschen Platz das älteste seiner Art und zeigt neben Wechselausstellungen unter anderem die Geschichte der Schrift, der Beschreibstoffe, des Einbandes, der Buchherstellung und des Buchhandels. Im "Museum und Werkstätten für Druckkunst" in der Nonnenstraße hat man eine einzigartige Sammlung von Schriften, Lettern und Maschinen zusammengetragen. Mittlerweile ist die Sammlung derart angewachsen, daß, wenn ein Gießer 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr die Matrizen ausgießen würde, er 600 Jahre bräuchte, um alle im Museum befindlichen Schriften zu gießen.
Rekorde bricht auch das Musikinstrumenten-Museum der Universität, das sich zur Zeit in einem Ausweichquartier im Thomaskirchhof befindet. Mit seinen 5 000 Exponaten aus fünf Jahrhunderten zählt es zu den bedeutendsten seiner Art in der Welt. Ursprünglich findet man das Musikinstrumenten-Museum wie auch das Museum für Völkerkunde, das seit über 125 Jahren besteht, und das Museum für Kunsthandwerk im Grassimuseum am Johannisplatz. Gegenwärtig allerdings wird das Grassimuseum rekonstruiert, so daß die drei Einrichtungen vorübergehend ausquartiert wurden.
Als Kuriosum mag das Deutsche Kleingärtnermuseum (Aachener Straße) gelten, das auf dem Gelände des ältesten deutschen Schrebervereins, gegründet 1814, errichtet wurde. Das älteste erhaltene Café-Restaurant Europas ist das Haus Zum Arabischen Coffe Baum in der Kleinen Fleischergasse. Zu seinen Gästen zählten Johann Sebastian Bach, Richard Wagner, Erich Kästner und Heinz Rühmann. In den oberen Stockwerken befindet sich ein Museum, in dem man 500 ausgewählte Exponate aus 300 Jahren sächsischer Kaffee-Kulturgeschichte bestaunen kann. Freunde der guten Küche lassen sich übrigens im berühmtesten Gast-raum der Welt, in Auerbachs Keller in der Mädler-Passage verwöhnen. Dort kehrte auch einst Johann Wolfgang von Goethe ein und setzte dem 1525 gegründeten Lokal in seinem "Faust" ein literarisches Denkmal.
Wie das Museum Zum Arabischen Coffe Baum gehört auch das Schiller-Haus in Leipzig-Gohlis (Menckestraße) zum Stadtgeschichtlichen Museum im Alten Rathaus am Markt. In der ältesten deutschen Literaturgedenkstätte (1842 errichtet) erinnert man an den deutschen Dichter, der 1785 einige Monate in Leipzig verbrachte und dort am "Don Carlos" arbeitete und die erste Fassung seines Liedes "An die Freude" verfaßte.
Neben dem Sportmuseum in der Friedrich-Ebert-Straße und dem Sächsischen Apothekenmuseum, Thomaskirchhof) sei schließlich noch das Torhaus Dölitz (Helenenstraße) erwähnt, das ebenso wie das Rittergut Dölitz 1813 in der Völkerschlacht heftig umkämpft wurde. Rund 150 Zinnfigurenschaubilder unter anderem zu dieser Schlacht und zu den Befreiungskriegen machen diese Schau zur schönsten Zinnfigurenausstellung Deutschlands.
Der jüngsten Geschichte Deutschlands begegnet man in einem Gebäude, das einst die Bezirksverwaltung des DDR-Staatssicherheitsdienstes beherbergte. "Runde Ecke - Schreckenshaus, wann wird ein Museum draus", riefen die Demonstranten im Dezember 1989 und stürmten schließlich das Haus am Dittrichring. Heute zeigt dort das Museum in der "Runden Ecke" die Ausstellung "Macht und Banalität" in original erhaltenen Stasi-Büros, einschließlich der "Aufdampftische" für Briefkontrollen. Im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig (Grimmaische Straße) wird darüber hinaus die Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR bis 1989 dokumentiert.
Leipzig, die Stadt des Deutschlandtreffens der Ostdeutschland am 22. und 23. Juni (Neue Messe), ist zweifellos eine Stadt mit vielen Reizen. Museen mit einer reichen Sammlungsgeschichte künden von einer Stadt, die es lohnt, sich einmal genauer anzusehen. Peter van Lohuizen
Sehenswert: Das Schillerhäuschen in Leipzig
Foto: Hennig / Leipzig Tourist Servic |
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