|
Das nach der nationalsozialistischen "Machtergreifung" geschaffene Reichsluftfahrtministerium beauftragte im Februar 1934 die vier deutschen Flugzeughersteller Arado, Bayerische Flugzeugwerke (BFW) und Heinkel, ein einmotoriges, einsitziges leichtes Jagdflugzeug als Ersatz für die veralteten Doppeldecker Arado AR 68 und Heinkel He 51 der ersten Generation der neu geschaffenen Luftwaffe zu entwickeln. Wenige Monate später erhielt als fünftes Unternehmen auch noch Focke-Wulf einen solchen Auftrag.
Der technische Direktor der Bayerischen Flugzeugwerke, der Konstrukteur Willy Messerschmitt , hatte vorher noch nie ein Kriegsflugzeug konzipiert. Er konnte bei der Entwicklung der Bf 109 jedoch auf die Technik der in vielerlei Hinsicht richtungweisenden Zivilmaschine Bf 108 "Taifun" zurückgreifen. Wie die "Taifun" wurde auch die "Hundertneun" ein mit Vorflügeln, Landeklappen und einziehbarem Fahrwerk versehener, in Ganzmetallbauweise gefertigter freitragender Tiefdecker. Das BFW-Produkt war damit moderner als die Konkurrenzentwicklungen von Focke-Wulf und Arado. Die Fw 159 war ein abgestrebter Hochdecker in der Tradition der Maschinen aus dem vorausgegangenen Weltkrieg, und die Ar 80 ließ ein strömungsgünstiges Einziehfahrwerk vermissen. Hingegen ein Jägerprototyp auf der Höhe der Zeit war die He 112, die mit ihren technischen Leistungen den Vergleich mit der Bf 109 nicht zu scheuen brauchte. Daß das RLM sich trotz dieses Nebenbuhlers für die Messerschmitt-Konstruktion als Standardjäger entschied hat, mag an deren größerer Anspruchslosigkeit liegen, denn Günstigkeit in der Herstellung und Einfachheit im Aufbau standen neben optimalen Flugleistungen und Flugeigenschaften ebenfalls im Lastenheft des RLM.
So hatte die Bf 109 im Gegensatz zur He 112 mit deren fertigungstechnisch ungleich aufwendigeren elliptischen Tragfläche einen trapezförmigen Flügel. Den Motorwechsel erleichternde geschmiedete Motorträger, der einholmige Flügelaufbau, die ebenfalls von der "Taifun" übernommene Schalenbauweise und das robuste, seitwärts klappbare Kabinendach sind weitere praktische Details dieses Flugzeuges.
Am 28. Mai 1935 erfolgte der Jungfernflug der ersten Bf 109, der Bf 109 V 1, über dem BFW-Werksflugplatz in Augsburg. Es folgte die Serienfertigung der nach der Umwandlung der Bayerischen Flugzeugwerke in die Messerschmitt AG Me 109 genannten Maschine, die im Zweiten Weltkrieg ihren Höhe-, aber nicht ihren Schlußpunkt erreichte, denn nach dem Kriegsende wurde die Maschine unter anderer Bezeichnung in der Tschechoslowakei bis 1948 und in Spanien sogar bis 1958 weitergebaut.
Insgesamt wurden von allen Versionen einschließlich der Lizenzbauten über 33.000 Exemplare gefertigt. Das macht die Maschine zum meistgebauten Jagdflugzeug der Welt. D. Beutler
Bf 109 V1: Auf dem BFW-Werksflugplatz Haunstetten |
|