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Kommenden Freitag ist Hubertustag

 
     
 
Parforcehorn-Klänge im Altenberger Dom (Bergisches Land) - am 3. November, dem Tag des heiligen Hubertus, ist dies nicht ungewöhnlich. Jäger und ihre Angehörigen füllen dann den Kirchenraum zu einer Jagdhorn-Messe. So eröffnet man die neue Jagdsaison und knüpft an eine große Tradition an, die auch eine preußische Komponente hat.

Der aus der Ahnensippe Karls des Großen stammende, fränkische Hochadelige Hubert wurde um 655 als ältester Sohn des Herzogs Bertrand von Toulouse geboren. In hohen Hofämtern des fränkischen Reiches führte er zunächst ein sehr weltliches Leben. Als leidenschaftlicher Jäger durchstreifte er die Ardennen. Legendär, nicht geschichtlich nachweisbar ist sein Bekehrungserlebnis auf einer Jagd. An einem Karfreitag soll er einem weißen Hirsch
begegnet sein. Als er ihn schießen will, erblickt Hubert zwischen den Geweihstangen ein leuchtendes Kreuz und hört Mahnworte einer geheimnisvollen Stimme. Hubert wurde nun Schüler des heiligen Lambert, des Bischofs von Tongern-Maastricht. Von 703 bis 727 wirkte er als dessen Nachfolger und war, als der Bischofssitz verlagert wurde, der erste Bischof von Lüttich. Als Geistlicher war er unermüdlich bemüht, im Ardennenraum die zählebigen Reste heidnischer Auffassungen und Kulte zu überwinden.

743 wurde Hubert heiliggesprochen, seine Gebeine wurden 825 ins Ardennenkloster Andaye gebracht, dessen Name als Folge der aufblühenden Hubertus-Verehrung in Saint Hubert geändert wurde. An den vielen Kirchenpatrozinien im wallonisch-flämisch-luxemburgisch-rheinischen Raum kann man ablesen, wie beliebt dieser Heilige wurde. Während der Ruhm Huberts als Nothelfer gegen die Tollwut geschwunden ist, konnten die Zeitläufte bis heute seinem Ruhm als Jagdpatron nichts anhaben. Als solcher ist er weit über die Grenzen der katholischen Konfession anerkannt.

Dazu trug bei, daß durch adelige Hubertus-Ordensgesellschaften der Patron der Jäger eindrucksvoll geehrt wurde. So gründete etwa Gerhard II., Herzog von Jülich-Berg, nach einem militärischen Sieg, den er am Hubertustag 1444 erfochten hatte, einen Hubertusorden (der als Gegengewicht gegen den burgundischen Orden vom Goldenen Vließ gedacht war). Für seine Untertanen ordnete der Herzog an, sie sollten den Hubertustag wie einen Sonntag feiern. Der Hof des Herzogs und die benachbarten Adeligen feierten den 3. November mit einer Messe in der Kirche der Zisterzienserabtei Altenberg, der traditionellen Begräbnisstätte der Herzöge vom Berg. Im Nordchor des Altenberger Doms ruhen heute noch Gerhard II. und sein Nachfolger Wilhelm III. Zu Wilhelms Totenamt am Hubertustag des Jahres 1511 kam Kaiser Maximilian, um seinen Jagdgenossen Wilhelm zu ehren. Kurfürst Johann Wilhelm II. von der Pfalz (in seiner Residenzstadt Düsseldorf von den Bürgern liebevoll Jan Wellem genannt) gründete 1708 den Hubertusorden seines Ahnherrn Gerhard neu.

Eine eindrucksvolle jährliche Jagdhorn-Messe im Bergischen Dom zu Altenberg wäre nicht möglich, wenn nicht Preußenkönige die Ruine des Doms gerettet und den Wiederaufbau finanziert hätten. In der Säkularisation war das Kloster aufgehoben worden; die Kirche verfiel und sollte schließlich als Steinbruch für den Ausbau des Rhein-Maas-Kanals dienen. König Friedrich Wilhelm III. konnte für das Projekt zur Rettung des Altenberger Doms gewonnen werden. 1835 begannen die Bauarbeiten. Eine Rückkehr der Zisterzienser wünschte der König nicht. Mit einer Kabinettsorder bestimmte er, der Dom solle nach seiner Neueinweihung eine Simultankirche sein, also sowohl den Katholiken als auch den Protestanten als Gotteshaus dienen. Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm IV., der Romantiker auf dem preußischen Königsthron, kam 1847 zu den Einweihungsfeierlichkeiten nach Altenberg.

Die preußischen Hohenzollern schätzten, unbeschadet ihrer calvinistischen Konfession, den Jägerpatron Hubertus spätestens seit Friedrich Wilhelm I. Dieser war einem Hubertusorden beigetreten, den 1695 Franz Anton Graf von Sporck, Sohn eines Reitergenerals aus dem Dreißigjährigen Krieg, gegründet hatte. Auch König August II. von Polen schloß sich diesem Orden an.

In den rheinischen und westfälischen Gebieten, die durch den Wiener Kongreß 1815 preußisch wurden, sind rund 450 St.-Hubertus-Schützenbruderschaften nachweisbar beziehungsweise heute noch existent. In den heutigen Hubertus-Schützengesellschaften marschieren und feiern auch viele Männer mit, deren Familien nach dem Zweiten Weltkrieg aus den preußischen Kerngebieten vertrieben worden sind. Mit ihren Schützenbrüdern rheinischer oder westfälischer Abkunft sehen sie Hubertus als ihren gemeinsamen Patron an, schossen doch die mittelalterlichen Schützen lange noch wie der Jäger Hubertus mit Pfeil und Bogen.

Bei den Jägern gibt es einen schönen alten Merkspruch:

"Das ist des Jägers Ehrenschild,

Daß er behüt und schützt das Wild,

Waidmännisch jagt, wie sich s gehört,

Den Schöpfer im Geschöpfe ehrt."

Hier klingt bereits das an, was man heute gerne mit der Losung "Bewahrung der Schöpfung" auszudrücken versucht. Die Schöpfung Gottes in allen aktuellen Bedrohungen zu bewahren, das ist eine Zukunftsaufgabe, der sich besonders die Hubertus-Schützengesellschaften verpflichtet sehen könnten.
 
     
     
 
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