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Fusionsfieber: Romanisches Gegengewicht

 
     
 
Die anstehende Fusion der französisch-belgischen Mineralölfirma Totalfina mit de französischen Unternehmen Elf Aquitaine bedeutet einen neuen Schub im Reigen immer neue Unternehmenszusammenschlüsse. Der neue Konzern hat weltweit 150 000 Beschäftigt und wird mit einem Börsenwert von ca. 100 Milliarden Dollar künftig hinter de angloamerikanischen Petroleumgiganten Exxon Mobil, BP Amoco Arco und Royal Dutch/Shell de vierten Platz in der Welt einnehmen.

Laut der französischen Tageszeitung "Le Monde" vom 20. August , die sic ihrerseits auf eine Untersuchung der Unternehmensberatungsfirma KPMG Corporate Financ bezieht, wurden allein im ersten Quartal Fusionen und Übernahme
n mit einem Gesamtvolume von ca. 411 Milliarden Dollar getätigt, was gegenüber dem ersten Halbjahr des Jahre 1998 eine Steigerung von satten 68 Prozent bedeutet.

Die Ironie der aktuellen Fusion der französischen Mineralölfirmen liegt in de Umstand, daß der Vorstandsvorsitzende von Elf Aquitaine, Philippe Jaffré, der sich in August noch rühmte, 15 Prozent der Arbeitsplätze in seiner Unternehmensgruppe abgebau zu haben, diesmal selber seinen Arbeitsplatz verlieren wird. Und dies trotz der Tatsache daß sich Jaffré als Elf-Chef den Ruf eines sogenannten "Hitman" erworben hat Laut des US-amerikanischen Wochenmagazins Newsweek vom 26. Februar 1996 bezieht sich die Bezeichnung "Hitman" (deutsch: Mörder) auf einen Begriff, den die Chicagoe Polizei für den Gangster Al Capone reserviert hatte. Heute sitzen die "Hitman" laut Newsweek in den Chefetagen, von wo aus sie die Daumen über ihren jeweilige Mitarbeitern heben oder senken. Der "Hitman" Jaffré, der die Fusion der beide Mineralölgiganten unter allen Umständen verhindern wollte, ist diesmal de "Hitman" Thierry Desmarest, Präsident von Totalfina, unterlegen und wird seine Arbeitsplatz verlieren. Äußerlich nahm Jaffré seine Niederlage auf eine Pressekonferenz mit dem neuen starken Mann der französischen Erdölindustrie, Desmarest gelassen hin. Auf seine Zukunft hin befragt, gab Jaffré zu Protokoll: "Sie liegt wie bei allen Menschen, in Gottes Hand."

Jaffré ist noch in einer anderen Hinsicht der Düpierte. Er war einer der ersten, die in Frankreich das Konzept des Shareholder Value hoffähig gemacht haben. Dieses Konzep ist einer der Gründe für immer neue Fusionen. Durch größere Unternehmenseinheite kommt es zu einem immer rascheren Abbau von Arbeitsplätzen, die entsprechend "Kostenersparnisse" nach sich ziehen. Der Effekt ist eine höhere Rendite fü die Aktienbesitzer und damit eine günstigere Wettbewerbsposition gegenüber de jeweiligen Konkurrenten.

Doch nicht nur der vielbeschworene Shareholder Value spielt im Zusammenhang mit de Fusion von Totalfina und Elf Aquitaine eine Rolle. Primär geht es darum, ei "romanisches Gegengewicht" ("Handelsblatt", 14. September 1999) gege die Dominanz der angloamerikanischen Mineralölunternehmen zu schaffen. Der Abstand de neuen Konzerns zu den Branchenführern wird aber trotz der Fusion noch gewaltig sein. Die vor allem deshalb, weil das ganze Jahr 1998 von spektakuläre Unternehmenszusammenschlüssen in diesem Wirtschaftszweig gekennzeichnet war. Zu Erinnerung: Im August 1998 verkündete British Petroleum (BP) die Übernahme de US-Unternehmens Amoco, Exxon reagierte auf dies Fusion mit der Eingliederung de US-Unternehmens Mobil und wurde damit zum globalen Spitzenreiter. Ende März dieses Jahre schluckte BP Amoco den US-Konzern Atlantic Richfield (Arco). Seitdem streiten sich Roya Dutch/Shell und BP Amoco Arco um den Platz hinter dem Branchenprimus.

Neben dem bereits angesprochenen Shareholder Value sind ein weiterer Grund für die Fusionsschraube die eher geringen Wachstumsquoten im Mineralölgeschäft. Um im Wettbewer dennoch konkurrenzfähig zu bleiben, müssen die Unternehmen über die Kostenseit versuchen, ihre Position am Markt zu behaupten oder zu verbessern. Diese Dynamik erklär die Tendenz, mit immer größeren Unternehmenseinheiten entsprechende Kostenvorteile zu realisieren. Vor diesem Hintergrund werden auf die Fusion von Totalfina und Elf mi Sicherheit weitere Schritte des neuen Konzernchefs Desmarest folgen. Das Handelsblatt ha bereits über eine forcierte Zusammenarbeit mit russischen, kasachischen oder chinesische Partnern spekuliert.

Bleibt anzumerken, daß der französische Coup auch Folgen für die deutsche Ölgesellschaften RWE-Dea, Veba Oel und Wintershall haben wird. Diese werden sic zusammenschließen müssen, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen. P. C. / S. G. / P F
 
     
     
 
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