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Was eine Frau im Frühling träumt", "Die Männer sind alle Verbrecher", "Das war in Schöneberg im Monat Mai" - Liedtitel, die einem noch heute mühelos über die Zunge gehen. Geschrieben hat sie einst Walter Kollo, der oftmals fälschlich für einen Berliner gehalten wird. In der Hauptstadt feierte der Urvater der Musikerfamilie Kollo (Sohn Willi, 1904-1988, hinterließ eine beachtliche Reihe von Operetten und Liedern, Enkel René ist ein hochgeachteter Wagner-Tenor und dessen Tochter Nathalie eine gefragte Jazz-Sängerin) zwar seine größten Erfolge, er stammte jedoch aus Ostdeutschland.
In Neidenburg wurde er vor 125 Jahren, am 28. Januar 1878, als Walter Kollodzieyski geboren. Sein Vater besaß dort ein Gut und eine Dampf mühle. In der Stadt betrieb er einen Kolonialwarenladen. Kein Wunder, daß er wünschte, sein Sohn würde einmal in seine Fußstapfen treten. Die Mutter jedoch - sie stammte aus einer Arztfamilie - unterstützte die künstlerischen Ambitionen ihres Sohnes.
Im thüringischen Sondershausen studierte Walter Musik; im pommerschen Stettin begann er seine berufliche Laufbahn als 2. Kapellmeister für Oper und Operette. Dort begegnete er auch dem Komponisten Paul Lincke, der ihm den Weg nach Berlin ebnete. In der Reichshauptstadt pulsierte das Leben. Walter stürzte sich mitten hinein, und bald waren seine Melodien allerorten nachgesungene "Gassenhauer".
Kollo schrieb Lieder für Künstler des Kabaretts, so auch für die unvergleichliche und legendäre Claire Waldoff. Seine Operette "Der Juxbaron" wurde täglich vor ausverkauftem Haus gespielt. Es folgten "Wie einst im Mai", "Die tolle Komteß", "Drei alte Schachteln" und "Marietta", mit Texten von Sohn Willi, der schon mit 20 Jahren ein gesuchter Textdichter war. Als weitere gemeinsame Arbeiten folgten die Operetten "Die Frau ohne Kuß" und "Drei arme Mädels", ein Singspiel, das 1927 unter der Regie von Max Reinhardt in Berlin seine Uraufführung erlebte. Am Dirigentenpult stand damals Nico Dostal. Später feierte diese Operette sogar auch am Broadway in New York große Erfolge.
Neben seiner künstlerischen Tätigkeit, für die er, so erinnerte sich Sohn Willi, in den Adelsstand erhoben werden sollte, ein Vorhaben, das vom Ausgang des Ersten Weltkrieges allerdings verhindert wurde, fand Walter Kollo immer noch die Zeit, sich auch für die Rechte seiner Kollegen einzusetzen. Er schuf die Grundlagen für die spätere GEMA, die Gesellschaft zum Schutz musikalischer Urheberrechte. Auch gründete er einen eigenen Musikverlag den Willi Kollo 1960 erwerben konnte, nachdem der Vater ihn einst hatte aufgeben müssen.
Am 30. September 1940 ist Walter Kollo in Berlin, der Stadt seiner größten Erfolge, gestorben. Unvergessen aber sind bis heute seine Melodien, die so mancher versonnen noch heute vor sich hinsummt. Melodien, die mitreißen, die aber auch zu Herzen gehen. Wie etwa die Anekdote, an die sich Sohn Willi erinnerte: "Als am 4. August 1914, nach der Rede des Kaisers auf dem Balkon des Berliner Schlosses, wo er den Kriegseintritt Deutschlands verkündete, der Kronprinz mit seinen Kindern und Brüdern heraustrat, sang die nach Hunderttausenden zählende Menge, unter der ich mich als Schüler befand, meines Vaters ,Kleine Prinzen müssen schlafen gehn, wenn nachts die Sternlein am Himmel stehn ." Peter van Lohuizen |
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