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Seit dem 1. Juni übernimmt die Vertretung der Handelskammer Hamburg in Königsberg keine Dienste mehr für die Visa-Beantragung von Russen, für die eigentlich das deutsche Generalkonsulat zuständig wäre. Bisher hatte die lokale Vertretung der Handelskammer unter Vorsitz von Dr. Stephan Stein Visaanträge angenommen und sie an die deutsche Botschaft in Moskau weitergeleitet. Russen aus dem Königsberger Gebiet , die in die Bundesrepublik reisen wollen, müssen sich nun ihr Visum direkt bei der Deutschen Botschaft in Moskau besorgen, bei der sie persönlich erscheinen müssen.
Da der deutsche Generalkonsul Cornelius Sommer mit seinen Mitarbeitern immer noch im Hotel Albertina residiert, konnte das Konsulat bisher seine Arbeit nicht in vollem Umfang aufnehmen. Seit seiner Gründung im Februar 2004 ist das Generalkonsulat hier in sehr beengten Räumlichkeiten beherbergt. Alle Bemühungen, ein geeignetes Gebäude für das Generalkonsulat zu finden, wurden bisher von russischer Seite boykottiert, indem sie ohne Begründung die Genehmigung verweigerte.
Die Medien in Königsberg berichten, daß die Russen im Gebiet nun Opfer einer politischen Retourkutsche geworden seien. Der russische Außenminister Sergej Lawrow führt die Entscheidung auf eine allgemein veränderte Haltung Deutschlands bei der Visavergabe für Menschen aus Osteuropa zurück. In der russischen Presse kursieren weiter Spekulationen darüber, daß die Russen auf diese Weise auf eigene Probleme bei der Suche nach der Unterbringung ihrer Vertretungen in deutschen Städten wie Hamburg oder München aufmerksam machen wollen. Wie die Komsomolskaja Prawda berichtete, hat sich Gouverneur Wladimir Jegorow an den deutschen Botschafter in Moskau, Hans Friedrich von Ploetz, gewandt, damit dieser sich für die Beibehaltung der bisherigen Regelung einsetze.
Nach Auskunft der Handelskammer Hamburg sind von der verschärften Regelung nicht nur Geschäftsleute betroffen, sondern auch Projekte des Schüler- und Studentenaustausches. Über die genauen Gründe wollte man sich hier nicht auslassen. Fest stehe lediglich, daß die Vermittlungsarbeit seitens der Handelskammer vom Generalkonsulat nicht mehr gewünscht werde, weil die Bearbeitung von Visa nun einmal in den Zugständigkeitsbereich des Konsulats falle und man diese Arbeit in Bälde selbst ausüben wolle.
Generalkonsul Sommer sagte gegenüber Königsberger Medien, das Generalkonsulat werde so bald wie möglich vor Ort über Visaanträge entscheiden, wenn die Voraussetzungen stimmten, sprich, wenn geeignete Büroräume gefunden und genehmigt sind. Bisher hat er sechsmal Anträge für verschiedene Gebäude der Stadt gestellt, und sechsmal wurde ihm von den russischen Behörden ohne Angabe von Gründen eine Absage erteilt. Deshalb beurteilt Cornelius Sommer die Wahrschein- lichkeit, daß sich in Kürze etwas ändert, wenig optimistisch, obwohl er sich dies seit langem wünscht. Julian Mühlbacher |
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