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Lebendige Bühne

 
     
 
Der leidenschaftliche Theater mann Leopold Jeßner lehnte es leidenschaftlich ab, die Welt der Bühne zu politisieren So betonte er in seinen Schriften: "Das Theater im Sinne der heutige Staatsauffassung führen heißt nicht Parteipolitik treiben. In seinen Spielplan gehör ebenso Kleists ,Prinz Friedrich von Homburg‘ wie Büchners ,Dantons Tod‘. Nich um einer nationalen oder revolutionär
en Richtung gerecht zu werden, sondern weil sich in beiden Fällen eine menschlich-politische Idee in Dichtung umgesetzt hat. Und dies ist die erste und letzte Frage, die ein Theaterleiter an ein Werk zu richten hat."

Jürgen Fehling, einer der bedeutendsten deutschen Theaterregisseure, nannte ihn eine der "klügsten und großartigsten Leute". "Wir waren imme spinnefeind", so Fehling, "aber das hinderte mich gar nicht, ihn zutiefst zu verehren und für die größte Theaterpersönlichkeit zu halten, der ich in meine Laufbahn begegnet bin, ich meine als Leiter." Und Fehling mußte es wissen, den schließlich holte ihn diese große Theaterpersönlichkeit, holte ihn Leopold Jeßner 192 an das Berliner Staatstheater, wo er bis 1944 kontinuierlich wirkte.

Jeßners Engagement für das Berliner Theaterleben habe, so erkannte kein Geringere als Carl Zuckmayer in seinen Erinnerungen, aus dem verstaubten ehemaligen Berline Hoftheater die erste Bühne im deutschen Sprachbereich gemacht. Überhaupt hat de Königsberger besonderes Geschick bewiesen, Theater lebendig zu gestalten. So rühmt Arnold Zweig das Neue Schauspielhaus in Königsberg, das Jeßner von 1915 bis 191 leitete, als das "bestgeleitete, modernste, dem Leben zugewandeste nichtberlinisch Theater in Deutschland".

Das Licht der Welt erblickte Jeßner am 3. März 1878 in Königsberg. Viel ist um sein Herkunft gerätselt worden. Ein Königsberger Kaufmann namens Jeßner hatte den Knabe Leopold aus einem Waisenhaus zu sich genommen, für ihn gesorgt, ihn erzogen und ih später seinen Namen gegeben, ohne daß eine gesetzmäßige Adoption erfolgte. Ei rechtmäßiger Sohn des Kaufmanns war der spätere Sanitätsrat Samuel Jeßner. Er hatt drei Söhne: Kurt, ein Dermatologe, Max, der Ordinarius der Dermatologie in Breslau wurde und Fritz, der 1925 Intendant des Königsberger Schauspielhauses (ab 1927 im umgebaute ,Luisentheater‘) wurde. Das vierte Kind des Sanitätsrates war Tochter Else, die Leopold heiratete, wodurch er der Schwager der drei ,jungen Jeßners‘ wurde.

Seine künstlerische Laufbahn hatte Leopold Jeßner als Schauspieler in Graudenz (1895 begonnen; zwei Jahre später folgte ein Engagement am Stadttheater Cottbus, weitere a Berliner Gesamt-Gastspiel, einem Wandertheater, am Deutschen Theater Breslau, a Ibsen-Theater, einem Tourneetheater unter der Leitung von Gustav Lindemann, schließlic am Deutschen Theater Hannover, wo Jeßner auch erste Inszenierungen übernahm. 1903/0 wirkte der Königsberger als Schauspieler und Regisseur am Residenztheater in Dresden anschließend ging er ans Hamburger Thalia Theater, wo er von 1904 bis 1915 als Regisseu und Oberregisseur arbeitete. Gleichzeitig leitete er von 1911 bis 1914 die von de Gewerkschaft gegründeten Volksschauspiele in Hamburg-Altona.

1915 dann folgte der Ruf nach Königsberg an das Neue Schauspielhaus in der Roßgärte Passage. Vier Jahre wirkte Jeßner in seiner Vaterstadt und belebte das dortig Theaterleben nachhaltig. Auch während seiner Berliner Zeit (1919 bis 1930/33) kam Jeßne noch einmal nach Königsberg, um dort seinen "Wallenstein" zu geben. Dr. Han Preuschoff erinnerte sich in einem Beitrag für Das : "Jeßner dramaturgische Strenge machte es auch möglich, den ganzen ,Wallenstein‘ zu eine einzigen Abend von gewöhnlicher Länge zu raffen, ohne daß eine Bruchstelle spürba war. – Er brachte die Inszenierung nicht an der neuen Stätte des Königsberge Schauspiels im früheren Luisentheater auf den Hufen heraus, sondern an seiner alte Wirkungsstätte in der Roßgärter Passage, auf deren Bühne ihm – wie ein Königsberger Zeitung schrieb – jeder Quadratmeter vertraut war. Presse und Publiku bedankten sich für die Aufführung bei dem ,verlorenen Sohn‘ Jeßner mit eine Jubel, wie er ihm in Berlin nicht sehr oft zuteil geworden sein dürfte."

Jeßners Stil war gewiß für große Teile des Theaterpublikums gewöhnungsbedürftig So zeichnete er sich vor allem durch extreme szenische Verknappung und Konzentration durch exakte Choreographie, symbolische Gesten und Arrangements aus. Eine geballte rhythmisierte Sprache und kahle, streng gegliederte Räume waren weiterhin typisch fü Jeßners Regiestil, getreu seinem Motto: "Das Drama ist ein Dichtwerk, sei vornehmstes Mittel das Wort, es wirke durch dieses sein Urelement."

Berühmt aber wurde er durch die Jeßnersche Treppe, eine Stufenbühne, die für ih "die resolute Wandlung des theatralischen Erlebnisses" bedeutete. "Den jene Treppe", so erläuterte Jeßner in seinen "Schriften", Berlin, 1979 "die bislang nur als integrierender Teil einer Dekoration und nicht als selbständiger architektonischer Aufbau existierte, erwies sich bald über jed spekulative Sensation hinaus als systematisches Mittel, die Bühne von den Zufälligkeite eines illusionsschaffenden äußerlichen Dekors zu befreien, und von nun an – als raum- und zeitlosen Schauplatz – einer Darstellung dienstbar zu machen, die ihr Gesetze lediglich aus dem innerlich Wesenhaften der Dichtung empfängt."

1933 wurde Leopold Jeßner aus seinem Amt als Leiter des Preußischen Staatstheater entlassen, blieb dem Haus jedoch noch einige Zeit als Regisseur verbunden. Im März 193 emigrierte Leopold Jeßner, gründete ein Tournee-Ensembl
 
     
     
 
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