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In jedem Überblickswerk über die preußische und ostdeutsche Geschichte taucht er auf. Keiner der nach Ostdeutschland fährt, kann ihm entkommen. Jeder Reiseführer erzählt auf einer West- und Ostdeutschlandreise von ihm, spätestens bei der Marienburg führt kein Weg mehr vorbei. Sicher wissen Sie längst, wovon die Rede ist: vom Deutschen Ritterorden. Doch überlegen Sie mal ganz ehrlich: was wissen Sie denn eigentlich über den Orden. Gut, er hat ein paar Burgen gebaut, da waren eine Menge Kaufleute, Städte wurden gegründet. ... Jeder weiß ein bißchen, doch wenn man es ganz genau nimmt, die wirklichen Zusammenhänge kann kaum einer schildern.
Mit Hilfe des neuen Buches des Historikers Uwe Ziegler, "Kreuz und Schwert - Die Geschichte des Deutschen Ordens ", bietet sich die Gelegenheit, die Wissenslücken schnell zu schließen. In diesem Überblickswerk wird die Historie rund um den Ritterorden und seine Ausdehnung in Richtung Osten dargestellt.
Gegründet wurde der Deutsche Orden während der Kreuzzüge um 1190 von Lübecker und Bremer Kaufleuten als Krankenpflegeorden in Akko in Palästina. Acht Jahre später, 1198, wurde der Orden in einen geistlichen Ritterorden umgewandelt. Neben den Templern und Johannitern gehört der Deutsche Orden zu den großen unter den abendländischen Ritterorden.
Der Autor schildert die Anfänge im Heiligen Land, die Unterwerfung und Bekehrung der heidnischen Pruzzen während der Kreuzzüge gegen die slawischen Völker, den Aufbau und die Besiedlung eines eigenen Territoriums sowie die außerpreußische und nachmittelalterliche Entwick-lung des Ordens.
Der Verfasser läßt die Welt des Mittelalters wieder lebendig werden und richtet sein Augenmerk vor allem auf die großartige Modernität der Verwaltung und auf die großartigen architektonischen Leistungen des Ordens, wie zum Beispiel die Marienburg.
Zugegeben, es existieren schon viele populäre Abhandlungen und Artikel zu dieser Thematik. Daß "nun schon wieder" eine neue Gesamtdarstellung vorgelegt wurde, hängt mit der Würze der Thematik zusammen: Es ist die Geschichte einer Organisation - nicht einer Familie, eines Staates oder einer Idee - mit ihren geistigen und personellen Wandlungen. Außer der katholischen Kirche mitsamt Mönchs- und Nonnenorden gibt es in Europa keine überregionale Organisation mit einer so langen Geschichte. Äußerst hilfreich sind die im Anhang zusammengestellten Aufführungen der Hochmeister und der Burgen des Deutschen Ordens sowie das ausführliche Literaturverzeichnis.
Ziegler versucht vorurteilsfrei in fremde Zeiten und zu fremden Menschen zu führen, deren geistige, politische, rechtliche, wirtschaftliche und ethnische Orientierung sich von der unsrigen erheblich unterscheidet und die auch im täglichen Leben von anderen Problemen und Sorgen begleitet und bedrängt wurden. Ob es ihm gelingt? Entscheiden Sie selbst! Tauchen Sie ein in die lebendige Welt des Mittelalters. Nanette Kaiser
Uwe Ziegler: "Kreuz und Schwert - Die Geschichte des Deutschen Ordens", Köln 2003, Böhlau Verlag, geb., 282 Seiten, 24,90 Euro |
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