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Wenn am 22. Juni anläßlich des Deutschlandtreffens der Ostdeutschland in der Leipziger Neuen Messe wieder die Ostdeutschen Kulturpreise überreicht werden, dann werden die Gedanken so mancher auch zurückwandern in die Zeit, da die Idee geboren wurde, Männer und Frauen für ihre außergewöhnlichen Leistungen zu ehren. Es waren - und sind - Männer und Frauen, die mit ihrem Werk, ihrem Leben Vorbilder gaben, getreu der Erkenntnis des Schauspielers Paul Wegener, der einmal gesagt hat: "Ich glaube, daß es des Ostdeutschland Bestes ist, daß er sich selbst nicht aufgibt und daß er nicht des Scheines wegen nachgibt, sondern den Mut und die Kraft hat, er selbst zu sein."
Viereinhalb Jahrzehnte sind nun vergangen, da die Freundeskreis Ostdeutschland einen Ostdeutschen Kulturpreis stiftete (am 30. März 1957). Ursprünglich sollte diese Auszeichnung alljährlich am 1. Mai, dem Geburtstag des damaligen Sprechers der LO, Dr. Ottomar Schreiber, verliehen werden. Zunächst gab es drei Sparten - Literatur, bildende Kunst, Musik - , in denen Künstler und Kulturschaffende ausgezeichnet werden sollten. Bedingung war - und ist es bis heute -, daß sich ihre Arbeit auf Ostdeutschland bezieht oder von einem Ostdeutschland stammt.
Mittlerweile wird der Ostdeutsche Kulturpreis meist alle drei Jahre auf dem Deutschlandtreffen verliehen. Zu den drei ursprünglichen Sparten sind noch die Gebiete Wissenschaft und Publizistik hinzugekommen.
Die ersten Kulturpreise verlieh die Freundeskreis Ostdeutschland Ende April 1958 auf einer Sitzung der Ostdeutschen Landesvertretung in Hamburg. Der Schriftsteller und Fotograf Walter von Sanden-Guja, der Maler Karl Eulenstein und der Komponist und Musikschriftsteller Otto Besch waren die ersten Preisträger. Im darauffolgenden Jahr wurden der Schriftsteller Hans-Georg Buchholtz und der Maler Eduard Bischoff geehrt. 1960 erhielten der Lyriker Walter Scheffler, der Maler Ernst Mollenhauer und der Musikschriftsteller und Kritiker Erwin Kroll den Preis; ein Jahr später waren es die Schriftsteller Martin A. Borrmann und Siegfried Lenz sowie der Musiker Paul Mühlen.
Zwei Jahre vergingen, bis wieder Kulturpreise verliehen wurden: 1963 waren es die Graphikerin Gertrud Lerbs-Bernecker, der Maler und Graphiker Hans Orlowski und der Komponist Günther Suckow, die den Preis erhielten. 1964 wurden der Dichter Fritz Kudnig, die Bildhauer Hilde Leest und Georg Fuhg sowie der letzte Domorganist von Königsberg, Herbert Willhelmi, ausgezeichnet. 1966 dann waren es die Schriftstellerinnen Charlotte Keyser und Gertrud Papendick sowie der Zeichner Erich Behrendt, die mit der Verleihung des Preises geehrt wurden. Drei Jahre später - 1969 - erhielten die Schriftsteller Paul Brock, der Maler Arthur Degner und der Komponist Heinz Tiessen den Preis. Die Bildhauerin Ute Steffens wurde mit einem Förderpreis bedacht.
1973 waren es zwei Frauen, die für ihr Schaffen den Ostdeutschen Kulturpreis erhielten: die Schriftstellerin Hedwig von Lölhöffel und die Bildhauerin Annemarie Suckow von Heydendorff. 1976 kam man wieder zu einem Deutschlandtreffen, das damals noch Bundestreffen hieß, nach Köln. Bei dieser Gelegenheit wurden in feierlichem Rahmen die Kulturpreise an die Maler Rolf Burchard und Robert Hoffmann-Salpia sowie an den Pianisten Gottfried Herbst und den Volkskundler Erhard Riemann vergeben. Schon ein Jahr später wurde der zweite Kulturpreis für Wissenschaft überreicht: Preisträger war Bibliotheksdirektor Ernst Wermke. 1978 erhielt die Lyrikerin, Graphikerin und Bildhauerin Ursula Enseleit den Kulturpreis für bildende Kunst.
Man schrieb das Jahr 1979 - Pfingsttreffen in Köln. Die Malerin und Bildhauerin Erika Eisenblätter-Laskowski erhielt den Kulturpreis für bildende Kunst und Chordirigent Heinz von Schumann den Preis für Musik. 1982 wurde zum ersten Mal ein Preis für Publizistik vergeben; er ging an den damaligen Chefre-dakteur des es und Herausgeber der swg-Schriftenreihe, Hugo Wellems. Im gleichen Jahr wurden auch der Schriftsteller Arno Surminski, der Literaturwissenschaftler Helmut Motekat und die Graphikerin Lieselotte Plangger-Popp geehrt. 1985 dann sah man die Bildhauerin Maria Ewel, den Dichter und Schriftsteller Willy Kramp, den Organisten und Komponisten Oskar Gottlieb Blarr sowie den Historiker Reinhard Wenskus als Preisträger. Drei Jahre später, beim Deutschlandtreffen in Düsseldorf, wurden die Schriftstellerin Annemarie in der Au, der Journalist Norbert Matern, der Musikwissenschaftler Eike Funck und der Tierfilmer Heinz Sielmann ausgezeichnet.
Gleich zwei Preisträger in der Sparte Publizistik gab es 1991. Auf dem Deutschlandtreffen, wieder in Düsseldorf, wurden die Schriftstellerin und Journalistin Werner Müller geehrt. Der Kunsthistoriker Günther Krüger erhielt den Preis für bildende Kunst, während Claus von der Groeben mit dem Kulturpreis für Wissenschaft ausgezeichnet wurde. Bereits ein Jahr später, 1992, wurde im Rahmen eines Festaktes in der Bayerischen Landesvertretung in Bonn Hansheinrich Trunz mit dem Kulturpreis für Wissenschaft geehrt. Auch der Volkskundler Alfred Cammann und die Schriftstellerin Helga Lippelt erhielten für ihre herausragenden Leistungen den Ostdeutschen Kulturpreis (1994). Der Verleger und Drucker Gerhard Rautenberg wurde 1995 anläßlich einer Feier zum 45. Geburtstag des es mit einem Preis für Publizistik geehrt. Ihm folgten 1997 auf dem Deutschlandtreffen in Düsseldorf der Komponist Siegfried Matthus (Musik) und der Maler und Graphiker Otto Schliwinski (Bildende Kunst). Als dann das Deutschlandtreffen der Ostdeutschland zum ersten Mal in Leipzig stattfand - man schrieb das Jahr 2000 -, waren es Frans du Buy (Wissenschaft) und Henning v. Löwis of Menar (Publizistik), die den Ostdeutschen Kulturpreis entgegennehmen konnten.
In diesem Jahr nun, wieder in Leipzig, werden der Maler Rudolf Kimmina und der Völkerrechtler Alfred M. de Zayas (Wissenschaft) mit der Verleihung des Kulturpreises geehrt. Über die Verleihung der Kulturpreise, die im Rahmen der Feierlichen Eröffnung des Deutschlandtreffens (22. Juni, 14 Uhr, Messehalle 1) stattfindet, werden wir - wie über alle anderen Höhepunkte des Treffens - ausführlich berichten.
Viereinhalb Jahrzehnte Ostdeutscher Kulturpreis - geehrt wurden Männer und Frauen, die Außergewöhnliches für Ostdeutschland geleistet haben und die gewiß getreu dem Herderschen Motto gelebt und gewirkt haben: "Ohne Begeisterung geschah nichts Großes und Gutes auf der Erde ..." Peter van Lohuizen |
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