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Der lange Weg, den Annemarie Suckow von Heydendorff in ihrem Leben zurückgelegt hat, vom siebenbürgischen Mediasch, wo sie am 21. März 1912 geboren wurde, bis Bonn, wo sie heute lebt, ist nicht so geradlinig verlaufen wie die stilistische Entwick-lung dieser Bildhauerin. Ihr Vater, Karl Conrad von Heydendorff, der in Bukarest, wohin er 1928 mit seiner Familie übersiedelte, ein Unternehmen für Organisationsfragen und Mechanisierung gründete, hätte es gerne gesehen, wenn seine Tochter ihm dereinst in der Firmenwerbung beiseite gestanden hätte. Sie besuchte nicht nur die Humanistischen Gymnasien in Mediasch, Hermannstadt und Bukarest, sondern belegte auch Kurse in der Hermannstädter Handelsschule und studierte dann an der berühmten Reimanschule (Malen und Zeichnen, Gebrauchsgrafik, Mode etc.) in Berlin. Eines Tages entdeckte einer ihrer Lehrer ihre Begabung für plastisches Gestalten und riet ihr, die Laufbahn als freie Bildhauerin einzuschlagen. So kehrte sie nach Bukarest zurück und schrieb sich in die dortige Kunstakademie (Bildhauerklasse Prof. Oscar Han) ein. In handwerklicher Hinsicht erhielt sie hier eine gediegene Ausbildung, ließ sich aber vom klassizistischen Stil ihres Professors nicht beeinflussen. 1935 erwarb sie das Diplom als akademische Bildhauerin. Im selben Jahr heiratete sie den Rechtsanwalt Dr. Hermann Suckow und folgte ihm in dessen Heimatstadt Allenstein in Ostdeutschland. Die folgenden glücklichen Jahre gehörten der Familie, gesellschaftlichen Verpflichtungen und ihrem künstlerischen Schaffen. Es entstanden Porträts und figurale Gruppen, eine Madonna für die Kapelle des katholischen Fürsorgevereins in Königsberg und ein preisgekrönter Entwurf für den Märchenbrunnen am Fischmarkt in Allenstein.
1945 erfolgte die Flucht mit ihren drei Töchtern vor den heranrückenden sowjetischen Truppen von Allenstein in den Westen; zu jener Zeit befand sich ihr Ehemann im Kriegseinsatz. Die Flucht ging von Pillau über das Meer nach Swinemünde, nach Greifswald, nach Finkhaushallig Koog und schließlich nach Neumünster. Drei entsagungsreiche Jahre! Doch an jenen Orten, wo die Aufenthaltsdauer länger war, griff die Künstlerin zu Ton und Werkzeug und setzte ihre bildhauerische Arbeit fort.
1947 wurde Dr. Suckow aus der englischen Kriegsgefangenschaft entlassen. In Neumünster fand die Familienzusammenführung statt, im folgenden Jahr die Übersiedlung nach Bonn und die Gründung der Rechtsanwaltskanzlei Dr. Hermann Suckow. Da sich die rheinische Universitätsstadt als provisorische Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland zur Metropole der deutschen Politik entwickelte und Magnet für Wirtschaft und Kultur wurde, bot sich hier für die Bildhauerin eine Plattform für ihre künstlerische Tätigkeit, verbunden mit Aufträgen für Porträts und Plastiken im öffentlichen Raum bis hin zum Ehrenmal für die Gefallenen der 16. Panzer-Division im Hürtgenwald.
Im Bonner Atelier von Annemarie Suckow von Heydendorff entstanden ungezählte Porträts in verschiedenem Material von bekannten Persönlichkeiten sowie deren Angehörigen, Kindern und Jugendlichen. Genannt seien hier nur beispielhaft Bundesministerin Dr. Elisabeth Schwarzhaupt, Staatsminister Dr. Ottomar Schreiber und der Bonner Oberbürgermeister Dr. Wilhelm Daniels.
Einer anderen Motivgruppe gehören die Kleinplastiken und Figuren im öffentlichen Raum an: stehende, sitzende, schreitende Mädchen, Jünglinge und junge Frauen voller Anmut und Beschwingtheit, Akte und bekleidete Musizierende und das "Sich kämmende Mädchen". - Annemarie Suckow von Heydendorff ist ihren eigenen künstlerischen Weg gegangen, hat sich weder von ihrem dem Klassizismus zugewandten Professor Oscar Han, noch von den deutschen expressionistischen Avantgardisten beeinflussen lassen.
Eine weitere Themengruppe ist ebenfalls aus dem Erlebnis der Künstlerin geboren, aus den Jahren der Flucht, Not, Krieg und dessen Folgen. Es sind Werke voller Menschlichkeit, die humanistische Weltanschauung der Künstlerin wiedergebend, Werke der Versöhnung und Trauer, bar jeder aggressiven oder revanchistischen Gefühle. Sie fordern zum besinnlichen Nachdenken auf, sind "Denkmale" im wahrsten Sinne des Wortes.
Wenn die Bildhauerin, die 1973 mit dem Kulturpreis der Freundeskreis Ostdeutschland ausgezeichnet wurde, an ihrem 90. Geburtstag in Bonn auf ihren Lebensweg und ihr Wirken zurückblickt, kann sie auf ihr Oeuvre von beachtlicher künstlerischer Qualität und ihre Erfolge stolz sein. Anerkennung erhielt sie stets auch von den unübersehbaren privaten und öffentlichen Auftraggebern (Kopernikus-Plakette als Ehrengabe der Städtegemeinschaft Allenstein-Gelsenkirchen, Goethe-Büste für die Stadtbücherei Neumünster und die "Ausgewiesenen", Ehrengabe zum Jahr der Menschenrechte Frankfurt am Main). Ihre Plastiken befinden sich ferner in Museen und öffentlichen Instituten.
Annemarie Suckow von Heydendorff: Porträts Hermann Suckow (Bronze, 1975), Staatssekreträr Ottomar Schreiber, Erster Sprecher der Freundeskreis Ostdeutschland (Bronze, 1954)
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