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Die sonore, herbe Palette erinnert an manche Phase Picassos und anderer spanischer Maler, scheint aber sowohl Andalusien wie der preußischen Malerin eigen zu sein", hat Günther Ott einmal über Lieselotte Strauss und ihre Architekturlandschaften geschrieben. Und: "Nicht der impressionistische Augenblick bestimmt das Bild, sondern die bewußt gebaute Komposition, eine Ausgewogenheit, der eine expressive Stimmung innewohnt."
"Mich interessiert die Perspektive, der graphische Reiz und ein strenger harmonisch er Aufbau", schrieb die Künstlerin Ende der siebziger Jahre in einem Brief an die Redaktion des s. Und rund zehn Jahre später: "Ich arbeite immer noch, aber nicht mehr Landschaften wie in den letzten Jahrzehnten. Jetzt zeichne ich mal mit Bleistift und Kreide, in der Hauptsache Frauen, an denen was dran ist. Das macht mir Spaß ..." Die grafischen Arbeiten der Lieselotte Strauss, vornehmlich Monotypien und Serigrafien, aber auch Aquarelle, zeigen denn auch herbe, meist südliche Landschaften, Küstenregionen, schroffe Felsen, Mondlicht spiegelnd im ruhig daliegenden Meer, Fischerkähne alles reduziert auf das Wesentliche und dennoch beim Betrachter eine tiefgreifende Stimmung auslösend. Die Frauen, "an denen was dran ist", wirken mütterlich, behäbig zwar, doch auch schön in ihrer Ruhe.
Lieselotte Strauss wurde am 7. Mai 1913 als Tochter eines Bromberger Bankdirektors in Königsberg/Pr. geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in Posen und Bromberg, wo sie auch die Schule besuchte. Mit 19 Jahren ging sie nach Danzig und wurde Schülerin von Professor Fritz A. Pfuhle an der TH Danzig. Porträts, Akte und Stilleben bannte sie damals auf Papier und Leinwand. Nach zwei Jahren zog es sie fort aus Danzig. Lieselotte Strauss erinnert sich: "In den Kunstzeitschriften hatte ich Abbildungen von Franz Lenk gesehen, die mich sehr begeisterten, und als ich hörte, daß er Professor in Berlin war und ich dort sowieso hinwollte, hatte ich die Absicht, seine Schülerin zu werden. Ich bestand die Aufnahmeprüfung und wurde Schülerin von Franz Lenk", dessen Meisterschülerin sie 1942 wurde. Mit Lenk und seiner Frau verband sie eine herzliche Freundschaft. Durch ihn lernte sie auch andere Künstler wie etwa Otto Dix kennen.
Immer wieder fuhr die junge Künstlerin von ihrem Studienort heim zur Familie nach Westpreußen. Dort malte sie vor der Natur, und es entstanden viele Aquarelle und Zeichnungen. "Ich liebe meine Heimat sehr, die Weite, die Wälder, die Seen und die breite Weichsel. Und das Leben dort auf dem Lande. Die großzügige Gastfreundschaft. Ich malte den ganzen Sommer dort." Wie durch ein Wunder haben viele dieser Blätter den Krieg überstanden und konnten in einer Auswahl 1985/86 im Westpreußischen Landesmuseum Schloß Wolbeck gezeigt werden. Ein geplantes Buch mit diesen mittlerweile wertvollen Dokumenten einer vergangenen Zeit ließ sich nicht realisieren, leider ...
Studienreisen führten Lieselotte Strauss vor allem in das südliche Europa; auch dort wurden ihre Arbeiten ausgestellt. 1973 erhielt sie die Medaille für Grafik anläßlich der Internationalen Ausstellung im Palais Zappion, Athen; 1974 die Medaille für Grafik in Madrid; 1985 den Westpreußischen Kulturpreis, 1997 den Seerosenpreis. Die Künstlerin, die seit langen Jahren in München lebt und arbeitet, beteiligt sich seit 1950 alljährlich an der Großen Kunstausstellung im Münchener Haus der Kunst, auch ist sie immer wieder mit Arbeiten auf den Ausstellungen der Künstlergilde Esslingen vertreten. Faszinierende Arbeiten einer Frau, die mit feinem Strich und sicherer Hand "das Schwarz und das Grau zum Klingen" bringt, wie Günther Ott es einmal formuliert hat.
Nun ist ein wundervolles Buch mit einer Vielzahl ihrer Arbeiten erschienen (Hrsg. Gabriele Geiger, Rudliebstraße 32, 81925 München. 204 Seiten. 68 DM zuzügl. Versandkosten). Darin erzählt die Künstlerin auch von ihrem ereignisreichen Leben und von ihrer Kunst.
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