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Längst fällige Ausstellung

 
     
 
Der Maler von Brockhusen war als Mensch das Gegenteil von Gaul" "aus einem altadligen ostdeutschen Geschlecht stam-mend, in seinem Wesen vorherrschend Junker, herrisch und selbstherrlich, draufgängerisch, eroberungslustig, besaß er andererseits durchaus das Künstlerische, Großzügige, Leichtsinnige, Lebensfreudige, Begeisterungsfähige. Einerseits offen und geradeheraus bis zur Rücksichtslosigkeit, zeigte er andererseits Weichheit und großes Zartgefühl. ... Er war geistig bedeutend, verfügte über eine glänzende Redegabe, über viel Witz, der meist sarkastisch war, und als Bestes über eine unglaubliche Phantasie ..." – Man soll es nicht glauben, aber der Bildhauer Fritz Klimsch, der diese Worte über den Maler Theo von Brockhusen fand, war einer seiner engsten Freunde, und so mag denn diese Beschreibung des Ostdeutschland auch authentisch
sein.

Der Maler von Brockhusen hingegen muß erst wieder neu entdeckt werden. Eine letzte Einzelausstellung seiner Werke liegt mehr als 20 Jahre zurück. Nun aber hat das Museum Ostdeutsche Galerie in Regensburg eine umfassende Retrospektive zusammengestellt, die jetzt im Stadtmuseum Berlin, Ephraim Palais, gezeigt wird (bis 30. Januar 2000). Ein Katalog (Museum Ostdeutsche Galerie Regensburg, Dr.-Johann-Meier-Straße 5, 48 DM) zeigt alle der ausgestellten Werke und informiert eingehend über den heute meist vergessenen Maler aus Ostdeutschland, dessen Schaffen zwischen Impressionismus und Expressionismus stand. Eine ausführliche Biographie gibt Einblick in das Leben und Wirken des am 16. Juli 1882 in Marggrabowa (Treuburg) Geborenen. Einzelne Beiträge beschäftigen sich mit Themen wie dem deutschen Impressionismus in Berlin, dem Werk des Künstlers im Spiegel der Kunstkritik, über sein Landschaftsverständnis, seinen Beziehungen zum Kunsthandel oder seinem Schaffen als Zeichner.

Diese erste Bestandsaufnahme ist ein längst fälliger Beitrag zur Kunstgeschichte. Einige Werke des Malers Theo von Brockhusen, der bis zu seinem Tod am 20. April 1919 rund 200 Gemälde und 50 Zeichnungen, Lithographien und Radierungen schuf, finden sich heute nur in fünf öffentlichen Museen, die anderen vermutet man in privaten Sammlungen des In- und Auslandes. Während Namen wie Corinth, Liebermann und Slevogt heute immer wieder einmal Erwähnung finden, ist von Männern wie Brockhusen, Rösler, Degner, Partikel oder gar Domscheit in der Kunstszene kaum noch die Rede. Um die Jahrhundertwende waren es diese fünf Künstlerfreunde, die sich im ostdeutschen Klein-Kuhren zu einem lockeren Künstlerkreis zusammenschlossen, um dort in der freien Natur die Schönheiten der ostdeutschen Landschaft zu malen.

Anders als der aus Sachsen stammende Waldemar Rösler (1882–1916) wandte sich der Treuburger Brockhusen ab 1904 allerdings von der ostdeutschen Landschaft ab und der märkischen zu. So sind denn in Berlin vor allem die nicht weniger eindrucksvollen Motive aus der Mark zu sehen.

Auch formal entwickelten sich die Freunde Brockhusen und Rösler unterschiedlich, stellt Gerhard Leistner im Katalog fest: "Brockhusen konservierte besonders in seinem mehr eigenständigen Spätwerk eher traditionelle Bildwerte, die durchaus mit den zeichnerischen Werten in der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts konform liegen, während sein Freund seiner Kunst beharrlich malerische Qualitäten in einer an die Moderne des Westens orientierten Malerei abverlangte. Beiden Künstlern gemein", so schließt Leistner, "war letztendlich nur noch der viel zu frühe Tod" – und das Vergessen, möchte man ergänzen. Zumindest Theo von Brockhusen ist nun – nicht zuletzt durch den Katalog – wieder in die Erinnerung der Kunstfreunde gerückt worden.

 
     
     
 
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