|
Kürzlich war ich zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Mit "Jubilarin" konnte man die nun 60jährige wirklich nicht bezeichnen, "Geburtstagskind" wäre schon passender gewesen, denn die nun 60jährige strahlte eine jugendliche Frische aus, die vor allem von der ehrlichen Freude über die Feier im Kreis der sichtbar sehr gerne gekommenen Gäste bestimmt war. Sie und ihr Mann wären gerade aus Japan zurückgekommen, einer Einladung ihres letzten Chefs folgend, der jetzt dort sein Domizil hätte - so erzählte sie lachend, und auch, daß sie zu Weihnachten nach Kanada zu Verwandten fliegen würden. Und dann sagte sie sehr nachdenklich: "Wir sind dankbar dafür, daß wir das alles gesund erleben dürfen. Vor zehn Jahren hatte ich euch zu meinem 50. eingeladen. Damals wünschte mir ein lieber, aber sehr leidender Kollege nur eines: Gesundheit! Heute weiß ich, daß dies der beste Wunsch war!"
Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, braucht man nicht 60 Jahre alt zu werden. Das Wort "Gesundheit" steht heute in unser aller Leben an vorderster Stelle, nicht zuletzt durch das uns täglich vor Augen geführte Problem "Gesundheitsreform" und seine Auswirkungen auf den einzelnen. Aber je älter man wird, desto mehr bestimmt es die Lebensführung. Mit der steigenden Lebenserwartung wächst der Wunsch, auch das späte Alter so gesund wie möglich erreichen zu können. Wenn wir am Mor-
gen auf das Thermometer blicken, "hubbern" wir, wenn es etliche Minusgrade zeigt. Begeben wir uns aber dick eingemummelt nach draußen, lockern wir vielleicht bald den Wollschal, denn wir stellen fest: Das ist ja gar nicht so kalt. Die gefühlte Temperatur ist eine andere als die gemessene, das erklären uns auch die Wetterfrösche in den Medien. Ähnlich ergeht es uns mit dem Alter: Zwischen dem echten und dem gefühlten liegen oft Welten! Der Geburts-urkunde nach sind wir 70 Jahre, wir fühlen uns aber höchstens wie 60jährig. Aber wir leben ja auch danach!
Ja, wir müssen schon etwas dazu tun, denn Gesundheit bekommt man nicht vom lieben Gott als Gratispaket ohne Verfallsdatum überreicht. Richtige Ernährung, Körperpflege und Hygiene, körperliche Betätigung und geistige Beweglichkeit spielen eine große Rolle, vor allem aber eine bejahende Lebenseinstellung. Nicht immer auf diejenigen sehen, denen es "besser" geht - obgleich das manchmal nur so scheint. Neid und Mißgunst sind Lebensminderer. Nehmen wir doch dankbar an, was uns heute an der Fülle von Möglichkeiten, die unser Leben schöner, inhaltsreicher und leichter machen, geboten wird.
Da sind nicht nur die technischen Hilfsmittel, die uns helfen, Kraft und Zeit zu sparen, sondern auch die Reisen. "Mit dem Finger auf dem Atlas!" pflegte man früher zu sagen. Wenn überhaupt gereist wurde, dann höchstens zur Verwandtschaft - Hochzeiten, Kindstaufen und Begräbnisse waren der Anlaß. Heute sind die Senioren, wie die Älteren höflich genannt werden, eine wichtige und wachsende Zielgruppe des Tourismus. Die Reiseintensität der 50- bis 65jährigen liegt bei 82 Prozent, die der 65- bis 75jährigen bei 73 Prozent, die der noch Älteren immerhin bei 48 Prozent! Sogar das Fliegen macht den Reiselustigen der höchsten Altersgruppe nichts aus, sie stellt bei Flugreisen immerhin einen Anteil von 21,6 Prozent. Beliebt sind bei Senioren die Busreisen, hier sind 26,6 Prozent älter als 75 Jahre. Fernziele sind bei dieser Altersgruppe nicht sehr begehrt, 42,8 Prozent bleiben in Deutschland, 55,7 Prozent in Europa und nur 1,5 Prozent zieht es in die weite Welt. Die Reiselust der Älteren liegt auch daran, daß sich viele erst nach einem langen Arbeitsleben den Wunsch erfüllen können, die ersehnten Ziele zu sehen. Und auch der Faktor Gesundheit hat Einfluß, denn viele verbinden gerne die Reise mit einer Kur. Aber nicht nur sie, denn auch diejenigen, die noch im Berufsleben stehen, wählen statt der Erlebnisreise einen Kuraufenthalt, um sich fit zu halten für die Anforderungen des Arbeitsalltags. Wobei man durchaus beides verbinden kann, denn gerade die Kurorte bieten viel Interessantes und Vergnügliches. Die Freude am Leben ist eben auch ein wichtiger Faktor in unserm eigenen Gesundheitsprogramm und das unabhängig vom Alter.
Das bewies übrigens auch das 60jährige Geburtstagskind, dessen blaue Augen vor Freude strahlten. Und die schlanke Frau - durchaus nicht krampfhaft auf "jung" getrimmt - sah mit ihrem aschblonden Pagenkopf noch genau so aus wie vor zehn Jahren. Das empfand wohl auch ihr Mann, der sich bei seiner Festrede zu ihr beugte und sagte: "Danke dafür, daß ich mit dir leben darf!"
Gesundheit als höchstes Gut: Es gibt viele Möglichkeiten, sich fit zu halten.
|
|