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Zehntausende zieht es bei sommerlichen Temperaturen im Königsberger Gebiet hinaus an den Ostseestrand oder an die Ufer der Seen und Flüsse. Doch vielerorts finden sie aufgestellte Holzschilder mit der Aufschrift "Baden verboten". Es gibt weder Umkleidekabinen, Toiletten oder Bademeister, dafür jede Menge leere Flaschen, Konservendosen und anderen Müll. Die Erholungsuchenden kümmert das wenig. Sie baden trotzdem, machen Feuer am Strand, lassen ihren Müll liegen.
Dieses düstere Bild trafen Journalisten der "Kaliningradskaja Prawda" an, als sie eine Reportage über die Eröffnung der diesjährigen Badesaison schreiben wollten.
Zwischen Rauschen und Cranz herrsche völliges Durcheinander, schreiben sie. Die Königsberger, die es seit Jahren gewöhnt sind, am Wochenende an die Küste zu fahren, nach Strobjehnen beispielsweise oder Weischkitten, lassen ihre Autos nachlässig geparkt dort stehen und machen sich zu Fuß auf, um an den Strand zu gelangen. In der Nähe von Peyse versuchen viele Königsberger ihr Glück, wobei sie von dort herumlungernden Alkoholikern gestört werden.
So ähnlich sieht es fast überall im Gebiet aus. Es gibt kaum gepflegte Badeanstalten oder Seebäder. Die Städte Labiau und Tilsit sowie eine Reihe von Dörfern hatten sich zwar auf die Badesaison vorbereitet, indem sie Umkleidekabinen und Toilettenhäuschen aufgestellt, tonnenweise Müll weggeschafft hatten, aber selbst dort, wo es Bademeister gibt und jemand verantwortlich für die Badeorte zeichnet, liegen zerschlagene Flaschen, Spritzen und anderer Unrat herum.
In Ragnit wurde ein für die Badeorte Verantwortlicher für die Unordnung zur Rechenschaft gezogen, andernorts hielt sich jedoch niemand für verantwortlich. Mitarbeiter der Stadtorganisationen und des Katastrophenschutzes fordern einheitliche Bedingungen für Badeorte, das heißt, sie sollten zumindest über Umkleidekabinen, Wasserleitungen und Toiletten verfügen. Die Zugangswege müssen frei sein, ein Aufsichtsturm und eine Erste-Hilfe-Station sollten vorhanden sein.
In Insterburg, immerhin eine der größten Städte des Gebiets, gibt es kein einziges Badegewässer, das diesem Standard entspräche. Der Chef der Insterburger Stadtverwaltung, Andrej Winogradow, begründet diesen Mißstand damit, daß dafür das Geld fehle. Für die Einrichtung einer Badeanstalt würden 2,3 Millionen Rubel (rund 67000 Euro) benötigt. Dementsprechend gibt es in diesem Jahr keine offiziell zugelassenen Bademöglichkeiten in Insterburg.
Die Menschen stört das wenig. Sie baden trotz Verbot in der Angerapp, waschen ihre Autos, lassen ihre Hunde schwimmen, hinterlassen Müll. Vor Jahren gab es schon einmal Umkleidekabinen, das Ufer wurde gesäubert. Nach nur wenigen Wochen waren die Kabinen zerstört und aller mögliche Unrat landete im Fluß. Seitdem wurde der Strand an der Angerapp nicht mehr hergerichtet, weiß Winogradow zu berichten. Die Stadt wolle jedoch versuchen, für die nächste Saison ein Strandbad einzurichten, dann allerdings mit Bewachung, damit die Insterburger, die trotzdem allwöchentlich an die Badeufer strömen, einen Naherholungsort haben. |
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