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Frieden im Nahen Osten? Für viele eine in nächster Zeit kaum denkbare Zukunftsvision. Wie viele hoffnungsvolle Gespräche hat es schließlich im Laufe der letzten Jahrzehnte gegeben, aber immer, wenn es schien, daß sich Israelis und Palästinenser einander annähern würden, explodierte wieder irgendwo in Israel eine palästinensische Bombe, woraufhin die israelische Regierung wieder verstärkt in palästinensische Wohngebiete vordrang - oder umgekehrt.
Einer der Gründe, warum aus den ganzen Verhandlungen jedoch nie etwas wurde, war die Haltung der USA gegenüber den Palästinensern. Stets hatten die Vereinigten Staaten der Palästinenserführung Versäumnisse bei der Terrorbekämpfung vorgeworfen und der israelischen Regierung bei ihren häufig unmenschlichen Gegenmaßnahmen auch noch den Rücken gestärkt. Gerade Präsident Bush ließ seine israelischen Freunde kritiklos schalten und walten. Doch nun die Wende: George W. Bush redet verstärkt von einem unabhängigen Staat Palästina. Eine Forderung, die die Palästinenser schon seit langem erheben, die jedoch von den Amerikanern und erst recht von den Israelis nie ernsthaft anerkannt wurde.
Zum Zeichen dafür, daß es ihm diesmal ernst ist, schickte Bush seine Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice nach Berlin, um dort mit dem palästinensischen Ministerpräsidenten Ahmed Korei zu verhandeln. "Die Palästinenser müssen angemessene politische und wirtschaftliche Institutionen schaffen, die das Fundament für einen friedlichen und demokratischen Staat sein können, der neben dem israelischen Staat existiert", sagte Rice in Deutschland. Die Bereitschaft der USA, die Palästinenser zu unterstützen, läßt bei so manchem die längst erloschene Hoffnung auf Frieden doch wieder aufkommen.
Zudem: Der Ort dieser Gespräche ist Berlin. Die Stadt, die im eigenen Land nur noch als Sitz des derzeit eher ungeliebten Bundestages, als Schuldenloch oder größter deutscher sozialer Brennpunkt angesehen wird, hat sich international einen Namen als "gutes Pflaster" für Friedensgipfel gemacht. So tagte Ende März/Anfang Mai hier die als erfolgreich eingestufte Afghanistankonferenz (s. Foto), und nun das Treffen von Condoleezza Rice mit Ahmed Korei: Berlin, das lange Zeit international als "Hauptstadt der Aggressoren der beiden Weltkriege" verpönt war, gilt nun als "Welt-Friedens-Metropole" - hoffenlich auch in Sachen Nahost. Fritz Hegelmann
Friedensgipfel in Berlin: Nach Afghanistans Präsident Karzai (hier mit Schröder vor dem Kanzleramt) hoffen jetzt auch die Palästinenser, in der deutschen Hauptstadt auf dem Weg zum Frieden weiterzukommen. |
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