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Michelangelo - Andreas Schlüter

 
     
 
Niemand hat seine Gesichtszüge überliefert, das Geburtsjahr und der Geburtsort sind nicht gesichert, sein Grab in St. Petersburg ist vergessen und doch zählt er zu den größten deutschen Künstlern der Barockzeit. Andreas Schlüter ist wahrscheinlich 1660 in Danzig geboren, wo er auch seine Lehrzeit bei Sapovius absolvierte, um dann als Meister der Steinmetzzunft verschiedene Arbeiten in Warschau zu übernehmen. Für Danzig spricht u. a. die Widmung des Kupferstechers Peter Schenk auf einem Stich von 1702 mit dem Entwurf des Berliner Schlosses und der Unterschrift "Schluterum Gedan. Architectonices".

Der ehrgeizige und prunkliebende Kurfürst Friedrich III
. von Brandenburg (ab 1701: König Friedrich I. in Preußen) berief Schlüter 1694 nach Berlin. Die Akten weisen aus, daß er das Gehalt eines "kurfürstlichen Hofbildhauers" in Höhe von 1200 Talern bezog. Friedrich III. wollte aus Berlin eine strahlende Residenz machen, repräsentative Bauten und Denkmäler sollten nach außen den Willen zur Macht und Größe betonen, er selbst wünschte, sich mit dem Purpur des Königs zu schmücken.

Zu den ersten öffentlichen Aufträgen Schlüters gehörte die plastische Ausschmückung des noch im Bau befindlichen Zeughauses. Der 90 Meter lange quadratische Baublock mit Innenhof, von Nering begonnen, dokumentierte die politische Machtstellung des jungen brandenburgischen Staates. Das Gebäude diente zur Aufbewahrung der Waffen. Schlüter schuf daher, in enger Beziehung zur kriegerischen Bestimmung, eine Fülle von Turnierhelmen, Wappen und die berühmten "Masken sterbender Krieger", abgeschlagene Barbarenschädel, die als Siegeszeichen in Erinnerung an die Türkengefahr in Wien galten, an deren Abwehr auch brandenburgische Truppen ihren Anteil hatten.

Während Schlüter noch an der Ausschmückung des Zeughauses arbeitete, dessen Bauleitung ihm 1698 übertragen wurde, verlangte der Herrscher schon neue künstlerische Taten. Er beauftragte den Meister, ein Reiterstandbild des Großen Kurfürsten zu schaffen, das den Ruhm des Feldherrn und Landesfürsten ausdrücken sollte. Obwohl Andreas Schlüter den Großen Kurfürsten niemals gesehen hatte, modellierte er ein Monument, mit dem der Aufstieg des Danziger Steinmetzen zum "Preußischen Michelangelo" begann. Dieses großartigste Reiterdenkmal des deutschen Barock, ursprünglich auf der Langen Brücke beim Berliner Stadtschloß aufgestellt, fand erst 1951 seinen endgültigen Platz vor dem Schloß Charlottenburg.

Entwürfe zu Statuen und Zierbildern für private und kirchliche Auftraggeber folgten, es entstand das Bronzestandbild von Kurfürst Friedrich III., das später Aufstellung in Königsberg fand (eine Reproduktion findet sich seit einiger Zeit am Charlottenburger Schloß). Schlüter beeinflußte die Kunst in Berlin in ihren vielerlei Formen, schließlich übernahm er auch Aufgaben auf dem Architekturgebiet, obwohl anzunehmen ist, daß er keine Ausbildung als Baumeister erhalten hatte. Kurfürst Friedrich, der 1696 die "Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften" gegründet hatte, verpflichtete ihn drei Jahre später als Schloßbaumeister.

Seit 250 Jahren hatten die brandenburgischen Kurfürsten an ihrer Residenz gebaut, einer Anhäufung oft ungleichartiger Gebäude. Schlüter erhielt nun den Auftrag, das Schloß zu einem einheitlichen Bau umzugestalten. Zur Demonstration der 1701 erworbenen Königswürde plante er, die beiden Langfronten in strenger Monumentalität auszuführen. Seine Lustgartenfassade galt als ein Grundwerk des preußischen Barock. Im Schloßinnern entwarf er die Mehrzahl der Repräsentationsräume, die in ihrer künstlerischen Qualität im damaligen Königreich Preußen unübertroffen blieben. Er gestaltete das herrliche Treppenhaus, die Skulpturen des Innenhofes und die Reliefs über den Portalen.

Sieben Jahre lang hatte Schlüter mit königlicher Vollmacht die Bauaufsicht geführt, dabei Hunderte von plastischen Entwürfen beaufsichtigt, die Materialanlieferungen geprüft, zentnerweise das Gold für die Vergoldung der Prunkräume verwaltet und die Stukkateure, Drechsler, Freskomaler engagiert. Als 1705 die Königin Sophie Charlotte starb, modellierte er in kurzer Zeit den Prachtsarkophag für die feierliche Beisetzung im Dom.

Bis dahin hatte der Künstler in seinen Werken eine glückliche Hand bewiesen, vergebens versuchten Neider und Intriganten ihm irgendwelche Fehler nachzuweisen. Erst die Errichtung des neuen Münzturmes leitete eine Wende in seinem Leben ein. Schlüter plante anstelle des alten Münzturmes, einen das Schloß beherrschenden neuen Turm von 100 Metern Höhe zu bauen. Nach zweijähriger Bauzeit erwies sich das untere Mauerwerk als zu schwach, Verstärkungen mußten eingeführt werden. Eiligst entwarf der Meister einen zweiten Plan. Doch die Konstruktionsfehler ließen sich nicht mehr ausbügeln, das riesige Bauwerk bekam Risse, Teile stürzten ein, die Gegenspieler triumphierten und der König befahl 1706, den Turm abzutragen.

Noch aber blieb Schlüter Architekt in königlichen Diensten, als ihn ein zweites Bauunglück traf. Im nahen Bad Freienwalde, wo der König gerne zur Kur weilte, hatte Schlüter die gesamten Brunnenanlagen entworfen. Da rutschten bei einem Gewitterregen Sandmassen gegen das Lustschlößchen. Der König reiste beleidigt ab und um den Meister wurde es einsam. Verbittert bastelte er an einem Perpetuum mobile. Sein letzter Bau in Berlin, von einem Privatmann bestellt, war das Haus Kamecke in der Dorotheenstraße, ein beschwingtes Werk aus Architektur und Plastik, das britische Bomben im letzten Krieg zerstörten.

1713 starb König Friedrich I., im selben Jahr wanderte Andreas Schlüter in das Rußland Peters des Großen aus, wo ihm nur noch wenige Monate beschieden waren.

Nichts ist an Bauwerken von dem größten deutschen Barockkünstler erhalten geblieben, sieht man einmal von seinem geringen architektonischen Einfluß beim Bau des Zeughauses ab. Den ungeheuerlichsten Frevel begingen Ulbrichts Kommunisten, die 1950 das Berliner Schloß mit geliehenem sowjetischen Dynamit in die Luft sprengten. Zwar hatte alliierter Bombenterror das Schloß schwer in Mitleidenschaft gezogen, aber große Teile waren noch erhalten und man hätte das gesamte Bauwerk ohne weiteres restaurieren können. Noch ist es nicht zu spät! Wenn der Palast der Republik hoffentlich bald verschwindet, muß an seiner Stelle wieder der Schlüterbau erstehen. Daran mitzuwirken ist die Pflicht jedes Deutschen, der sich seines Herkommens bewußt ist.

 
     
     
 
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