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Zum inzwischen achten Mal in Folge hat die Kreisgemeinschaft Elchniederung in diesem Jahr für Landsleute insbesondere aus den Kirchspielen Rau- terskirch und Seckenburg eine Gruppenreise in die Heimat durchgeführt. Per Bus ging es von Hannover über Marienburg, wo Zwischenstation gemacht wurde, zum unweit der Grenze zum Kreis Elchniederung gelegenen gediegenen ehemaligen Forstamt in Groß Baum, das als Unterkunft genutzt wurde.
Höhepunkt der elftägigen Reise war der gemeinsame Besuch von Neukirch, Seckenburg und Rauterskirch, wo eine Begegnung mit der dortigen russischen Bevölkerung stattfand. Dieser schon zur Tradition gewordenen Veranstaltung gaben Bürgermeister, Dorfältester, Schuldirektor, Kindergartenleiter und Krankenschwestern einen offiziellen Rahmen, und auch die "Heinrichswalder Zeitung" war vertreten. Wie bei den Besuchen zuvor wurden zahlreiche Geschenke verteilt. Den Krankenschwestern der Sanitätsstationen Rauterskirch und Seckenburg wurde eine Vielzahl von Medikamenten und Verbandsmaterialien für die dringend notwendige Versorgung der Erkrankten übergeben. Ein mitgereister Landsmann unterhielt bei bestem Wetter Jung und Alt auf dem Dorfplatz von Rauterskirch mit allerlei Zauberkunststücken.
Danach wurde ein gemeinsamer Spaziergang zur Ruine der einstmals bedeutendsten Kirche im nördlichen Ostdeutschland unternommen. Das Gotteshaus, das seit einiger Zeit für deutsche Besucher zugänglich ist, bedarf dringend der Bestandssanierung. Noch vor Ort konnte der Bürgermeister für den Plan gewonnen werden, nachdem eine Landsmännin eine beträchtliche Spende für die Anfangsarbeiten in Aussicht stellte.
Des weiteren hielt ein mitgereister Arzt mit seinen Helfern eine über den Tag gehende Sprechstunde ab, die von der Bevölkerung dankbar angenommen wurde. Dem Vernehmen nach freuen sich alle Bewohner das ganze Jahr auf diesen Tag. Das dabei entgegengebrachte Vertrauen der materiell überaus schlechtgestellten Menschen war überall spürbar.
In Seckenburg war die Reisegruppe Gast der Schule, bei der ein Mittagessen eingenommen und die Aufnahme des Deutschunterrichts zum 1. September dieses Jahres gefeiert wurde, ein Projekt, das in mehrjähriger Arbeit von zahlreichen Landsleuten finanziell unterstützt und administrativ durch die Heinrichswalder Kreisverwaltung mitgetragen wurde. Auf diesem Wege soll es zukünftig auch zum Austausch von Schülern kommen.
Am Nachmittag fuhr die Gruppe nach Heinrichswalde. Hier wurden die Stadt und die Kirche besichtigt. Ein Erlebnis besonderer Art war die kombinierte Bus- und Schiffsfahrt durch die Elchniederung, durch das "Ostdeutsche Venedig". Bekannt ist das Große Moosbruch mit den Wasserwegen Arge, Laukne, Timber, Seckenburger Kanal und Großer Friedrichsgraben.
Die weiteren Tage sahen Fahrten nach Königsberg und Pillau vor, wobei die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf dem Programm standen. Der zur freien Verfügung stehende Tag wurde für individuelle Ausflüge reichlich genutzt. Der letzte Tag des Aufenthaltes in der Elchniederung beinhaltete einen Folkloreabend mit interessanten Gesangseinlagen, bei dem es Abschied nehmen hieß.
Der weitere Verlauf der Reise führte nach Nidden auf die Kurische Nehrung. Zunächst ging es jedoch nach Tilsit. Dort konnte man bei einer Besichtigung die frühere Schönheit dieser Stadt an der Memel erahnen. Danach wurde mit dem Bus die Grenzübergangsstelle Luisenbrücke passiert, das Königsberger Gebiet verlassen. Auf der anderen Seite des Flusses lagen Heydekrug und Memel auf der Fahrtstrecke. In Memel wurde mit der Fähre über das Memeler Tief auf die Kurische Nehrung übergesetzt, Nidden kurz darauf erreicht. Der wohl schönste Ferienort des Memellandes ließ dabei keine Wünsche offen. Kurisches Haff, Ostseestrand, Hohe Düne, Thomas-Mann-Haus und eine Ausflugsfahrt mit dem Schiff über das Haff sorgten für abwechslungsreiche und unvergeßliche Stunden. Am Abend vor der Abreise wurde ein stilvolles Orgelkonzert in der Kirche besucht und anschließend gemütlich beisammen gesessen.
Die Rückfahrt erfolgte über den russisch verwalteten Teil der Kurischen Nehrung. Nach dem Besuch der Vogelwarte Rossitten ging es an Königsberg vorbei zum Grenzübergang nach Heiligenbeil. Von dort ging es über den früher verkehrsreichen Knotenpunkt Schneidemühl sowie Küstrin an der Oder, wo der Besuch des dortigen Polenmarktes ein weiteres Erlebnis darstellte, zurück in die Bundesrepublik.
Die nächste Reise dieser Art ist aufgrund der starken Nachfrage für Ende Mai / Anfang Juni kommenden Jahres geplant. Peter Westpha |
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