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Man hat ihn als einen sich stetig Wandelnden beschrieben, aber auch als schwerblütigen Ostdeutschland, als einen Gestalter, "dem Farbe und Form Mittel sind, das Erschaute und Erdachte sichtbar werden zu lassen". Sein handwerkliches Können fand anerkennende Beachtung, aber auch seine Einstellung, nicht auf jeder Modewelle der Kunstszene mitzureiten. Hans Fischer, ein waschechter Ostpreuße, der in allem, was er anpackte, zu seiner Heimat und vor allem zu seiner Vaterstadt Königsberg stand. Am 4. Juli wäre er 100 Jahre alt geworden. Grund genug, seiner an dieser Stelle zu gedenken und sein Schaffen wieder in die Erinnerung zu rufen.
In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg nahm Hans Fischer ein Kunststudium an der Königsberger Akademie auf; seine Lehrer waren Stanislaus Cauer, Richard Pfeiffer und Heinrich Wolff. 1921 bis 1922 setzte er sein Studium an der Dresdner Kunstakademie fort, als Schüler von Richard Müller. Ab 1923 dann war Hans Fischer wieder in Königsberg - als Meisterschüler an der Kunstakademie. Ins Jahr 1924 fällt eine Begegnung mit Lovis Corinth.
Hans Fischer verdient sich fortan als Bühnenbildner in Königsberg, Nürnberg und Essen seinen Lebensunterhalt. Eine erste große Ausstellungsbeteiligung folgt, 1928 im Folkwangmuseum in Essen. Ein Jahr später läßt er sich als freischaffender Künstler nieder. 1934 heiratet er und verdient sein Brot für sich und seine kleine Familie als Erdarbeiter, später als Kartograph. 1944 wird eine letzte große Ausstellung im Lovis-Corinth-Saal des Königsberger Schlosses gezeigt. Fischer ist in dieser Zeit als Soldat an der Front. Mit dem Untergang ostdeutscher Kultureinrichtungen und Museen zum Ende des Zweiten Weltkrieges gehen auch viele Arbeiten des Künstlers verloren. Mit ostdeutscher Hartnäckigkeit aber wagt er im Westen einen Neuanfang in Mülheim an der Ruhr; es entsteht eine stattliche Reihe neuer Arbeiten. So vielseitig wie seine Themen, so vielseitig waren auch die Techniken, derer Fischer sich bediente. Ölgemälde, Monotypien, Holzschnitte gehören ebenso zu seinem Œuvre wie Zeichnungen, Aquarelle, Collagen und sogar Plastiken. Manchmal gar griff Hans Fischer auch zur Feder, um seine Gedanken und Empfindungen niederzuschreiben. Kühnen Pinselstrichen gleich setzte er die Worte aneinander. Ernst Rasche, Bildhauer und Freund, erinnert sich: "Fischer hatte Geburtstag. Es war eine große Festtagsrunde versammelt, und der phantasievolle, musikalisch und dichterisch veranlagte Mann las aus eigenen Werken - natürlich auch Gottfried Benn, den er sehr liebte. Zu vorgerückter Stunde holte er seine Klampfe, und es wurde gesungen. ... Die Begegnungen endeten oft sehr, sehr spät - wie könnte es anders sein - in lautstarken Dis-kussionen über die ,Kunst ."
Ein einprägsames Bild des Künstlers zeichnet auch Sohn Peter, geboren 1934 in Königsberg und engagierter Sachwalter des väterlichen Erbes, in einem Kurzroman, der in der "Peter-Fischer-Fibel" (Fouqué Literaturverlag, 2000) enthalten ist. Er folgte den Spuren seines Vaters und zeichnete Stationen seines Künstlerlebens nach.
Auf Ausstellungen im In- und Ausland präsentierte Hans Fischer seine Kunst, so auch im französischen Tours, wo er 1974 mit einer Bronzemedaille der Société pour l encouragment des beaux arts ausgezeichnet wurde. Museen in Mülheim/Ruhr, wo Hans Fischer bis zu seinem Tod am 25. November 1986 lebte und arbeitete, und in Witten/Ruhr kauften Werke des Ostdeutschland, ebenso das Museum Ostdeutsche Galerie Regensburg und die Artothek der Düsseldorfer Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus. Hans Fischer: Selbstbildnis (Aquarell, 1949, Ausschnitt)
Hans Fischer: An der Passarge (Holzschnitt)
Hans Fischer: Kurenkähne Öl, 195 |
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