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Mitten im Chaos

 
     
 
Hakuna Matata“ ist ein Spruch aus der afrikanischen Sprache Swahili, der wörtlich übersetzt „Es gibt keine“ (Hakuna) „Probleme“ (Matata) heißt. Dieser Spruch war nach der ersten freien Wahl seit 40 Jahren im Kongo immer wieder zu hören - verlief die Wahl doch unerwartet friedlich. Doch die Furcht vor einem blutigen Chaos wächst. So hat die Polizei im Kongo bei der Auszählung der Wählerstimmen
mindestens vier Wahlhelfer festgenommen, die beim Fälschen von Auszählungsergebnissen ertappt worden sind. Unter ihnen sei eine junge Frau, hieß es bei Gericht. Die Verdächtigen seien in der Hauptstadt Kinshasa verhört worden. Sie hätten in einem Wahlbüro in Kinshasa gearbeitet und seien dort „auf frischer Tat“ ertappt worden, wie sie Ergebnisse gefälscht hätten. Der Vorsitzende der unabhängigen Wahlkommission sagte auf Anfrage nur, es sei eine Ermittlung eingeleitet worden. Erste Teilergebnisse der Wahl im Kongo deuten darauf hin, daß Amtsinhaber Joseph Kabila gewinnt. Auf ihn entfielen 48 Prozent der bislang ausgewerteten 2,1 Millionen Stimmen. Sein wichtigster Herausforderer, Vizepräsident Jean-Pierre Bemba, kam auf etwa 20 Prozent, wie die Wahlkommission erklärte. Weil der Auszählung der Stimmzettel vom 30. Juli so lange dauert - vergangene Woche war gerade einmal ein Zehntel ausgezählt -, machen findige junge Leute in Kinshasa mittlerweile ein Geschäft mit erfundenen „Endergebnissen“. Auf dem Matonge- Platz in Kinshasa stehen Dutzende Händler, die für ungefähr 50 kongolesische Francs (0,09 Eurocent) mehr schlecht als recht kopierte Zettel mit den angeblichen Ergebnissen verkaufen. Nicht nur, daß die Zahlen von Händler zu Händler höchst unterschiedlich sind und auch der Sieger variiert - tatsächlich war dort auch zu lesen, daß Kabila mit „614 Prozent“ der Stimmen gewonnen habe. Einer der jungen Männer sagte, er habe schon mehr als 250 Zettel verkauft. Doch mit offiziellen Ergebnissen ist frühestens Ende August zu rechnen. Und dann werden die meisten Wahlverlierer im Kongo ihre Niederlage aus einem Hauptgrund nicht akzeptieren: Die Alternative bedeutet Armut. Es geht ihnen in erster Linie um die einmalige Möglichkeit, für sich, ihre meist sehr großen Familien und ihre Privatmilizen an fast unendlich große Fleischtöpfe zu gelangen. Politische Programme sind nachrangig. Gewalt ist geradezu programmiert und verfrühter Jubel deswegen unangebracht. Die Bundeswehr wird höchstwahrscheinlich noch sehr viel zu tun bekommen. Von großen Wahlversprechen bis zu roher Gewalt ist es in Zentralafrika nur ein kleiner Schritt. Deutschen Politikern dämmert bereits, was noch droht: Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Eckart von Klaeden (CDU), sagte, „die eigentlich schwierigen Zeiten, die kommen noch auf uns zu“. Von Klaeden bezeichnete im Südwestrundfunk sowohl die Stimmenauszählung als auch eine mögliche Präsidenten- Stichwahl Ende Oktober als schwierige Momente. Als beunruhigend wertete er die Meldung, daß 40 Kampfpanzer vom Typ T42 im Kongo angekommen seien und niemand genau wisse, wo sie geblieben seien. Es werde befürchtet, daß sie den Garden von Präsident Joseph Kabila übergeben worden seien, die wiederum im Verdacht stünden, im Fall einer Wahlniederlage putschen zu wollen. Allerdings gibt es weiterhin auch hausgemachte Probleme. Wegen organisatorischer Pannen leben rund 500 Soldaten der EUTruppe im Kongo auch vier Wochen nach der geplanten Fertigstellung des EUFOR-Camps noch in provisorischen Unterkünften. Darunter sind auch viele der Bundeswehrsoldaten. Verantwortlich für den Aufbau und den Betrieb des Lagers ist ein in der Branche weitgehend unbekannter spanischer Unternehmer. Die Soldaten wurden in den ersten Wochen zunächst im Grand Hotel der Hauptstadt untergebracht. Es wird also noch eine ganze Weile dauern, bis im Kongo tatsächlich von „Hakuna Matata“ gesprochen werden kann.
 
     
     
 
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