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Man kennt ihn vor allem als Verfasser großer Romane. Sein erster erschien 1951: "Es waren Habichte in der Luft". Der vorerst letzte hieß "Fundbüro"(2003). Dazwischen liegen so bekannte Titel wie "Deutschstunde" (1968) und "Heimatmuseum" (1978). Daß er auch ein Meister der kleinen Form ist, hat er bereits 1955 mit den Geschichten aus Suleyken beweisen können. Spätestens jetzt weiß der kundige Leser, von wem die Rede ist: Siegfried Lenz , im wahrsten Sinne des Wortes "ausgezeichneter" Schriftsteller aus Lyck. Nun ist von diesem Autor ein kleiner, zunächst unscheinbar wirkender Band mit Reiseerzählungen herausgekommen. Unter dem Titel Zaungast (Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg, 112 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 9,90 Euro) sind sieben Texte vereint, die aus verschiedenen Schaffensphasen stammen und doch eines gemeinsam haben: sie faszinieren in ihrer klaren Sprache und durch die scharfe Beobachtungsgabe ihres Verfassers.
Da entführt Lenz den Leser nach Jütland, wo eine gewaltige Kaffeetafel wartet, zu sehr höflichen japanischen Schulkindern oder auf eine Ranch im Wilden Westen. Da ist er auf der Suche nach dem sagenhaften Kukkaburra in Australien oder beobachtet Taucher beim Räumen des vom Krieg verwüsteten Hamburger Hafens. Köstlich auch der Tag in einer spanischen Kneipe! Lenz (oder der Ich-Erzähler) ist zwar "Zaungast", also Beobachter von außen, der Leser aber ist sehr bald mittendrin im Geschehen.
Siegfried Lenz: Scharfer Beobachter
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