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Mit kritischem Blick

 
     
 
Wer in die Mark reisen will", so schrieb Theodor Fontane (1819-1898), der wohl berühmteste Schilderer dieser Landschaft, im Vorwort zu dem ersten Band seiner "Wanderungen durch die Mark Brandenburg", "der muß zunächst Liebe zu ,Land und Leuten mitbringen, mindestens keine Voreingenommenheit." Man werde Entdeckungen machen, denn man betrete "vom Touristenstandpunkt aus jungfräuliches Land". Klosterruinen und alte Dorfkirchen werde man sehen, Schlachtfelder überschreiten, Wendenkirchhöfe, Heidengräber. "Das Beste aber, dem du begegnen wirst, das werden die Menschen sein."

Bei Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832), dessen Namen man kaum mit Brandenburg in Verbindung bringen würde, trifft diese Erkenntnis vor allem für seine Begegnung mit einem Mann zu, der im damaligen Preußen einen gewichtigen Namen hatte: Carl Friedrich Zelter (1758-1832). Der Leiter der Berliner Sing-Akademie (1800), Gründer der Liedertafel (1808), Professor für Musik an der Akademie der Künste und Gründer des Instituts für Kirchenmusik (1822) sowie Komponist (er vertonte zahlreiche Gedichte Goethes) hatte eine zentrale Stellung im Musikleben Berlins inne. Über mehr als drei Jahrzehnte stand er in regem Briefwechsel mit Goethe, den er auch in Weimar besuchte, und unterrichtete diesen über die Zustände und Entwicklungen in Preußens Hauptstadt. Goethe selbst war nur einmal dort zu Gast gewesen; für sechs Tage im Mai 1778 hatte er als Begleitung des Herzogs Carl August von Sachsen und des Fürsten Leopold Franz von Anhalt Dessau ("der alte Dessauer") Berlin und Potsdam besucht - in politischer Mission sozusagen, da der Streit Preußens und Österreichs um die bayerische Erbfolge zu eskalieren drohte und der Herzog von Sachsen zu überzeugen war, daß es für sein Land nicht gut wäre, sich an diesen Händeln zu beteiligen.

Goethe war nicht begeistert von dem Treiben in der Großstadt Berlin, zumal in Zeiten der Mobilmachung, immerhin hatte Berlin damals schon über 100000 Einwohner, Weimar dagegen etwa 6000. Berlin war für Goethe eine "klare, prosaische Stadt", in der ein "verwegener Menschenschlag" lebte. Obwohl er von Kind auf Friedrich den Großen bewunderte, sah er dessen Politik doch mit Skepsis entgegen. Ironisch äußerte er sich über die preußische Mentalität und Lebensweise: "Geben Sie acht, Freund, es sind Preußen, die wollen immer alles besser wissen als andere Leute", sagte er zu Johann Sebastian Grüner 1822. Den Preußen Zelter hingegen schätzte Goethe sehr, ja es entstand im Laufe der Jahre sogar eine innige Freundschaft zwischen den beiden so unterschiedlichen Männern.

Eine Ausstellung des Brandenburgischen Literaturbüros, die in Zusammenarbeit mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg gezeigt wird, zeichnet die Beziehung Goethes zu Preußen und der Mark Brandenburg anhand zahlreicher authentischer Zeugnisse nach.

Neben der Dokumentation von Goethes Aufenthalt in Berlin und Potsdam werden auch dessen Beziehungen zu bekannten Zeitgenossen wie Bettina und Achim von Arnim, Heinrich von Kleist und Carl Friedrich Zelter thematisiert. Ausgestellt werden Autographen, Drucke, Gemälde und Alltagsgegenstände Goethes aus den Beständen der Sammlung Ogoleit, des Goethe-Schiller-Archivs, des Goethe-Nationalmuseums, des Freien Deutschen Hochstifts und der Sammlung Kippenberg.

Zur Ausstellung sind im vacat Verlag, Potsdam, ein Begleitbuch (272 Seiten, gebunden, 20 Euro) mit Beiträgen von Goethe-Kennern wie Günter de Bruyn sowie das Hörbuch "Goethe und Zelter. Eine Freundschaft in Briefen" (54:37 Minuten, 13 Euro) mit Ausschnitten aus dem Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter, meisterhaft gelesen von Christian Brückner und Otto Sander, erschienen. Peter van Lohuizen

Die Ausstellung ist in den Römischen Bädern, Park von Sanssouci, bis 30. Juli zu sehen, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr.

Eine Männerfreundschaft: Johann Wolfgang von Goethe und Carl Freidrich Zelter
 
     
     
 
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