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Anfang Juni dieses Jahres wird der Papst ein drittes Mal Kroatien besuchen und nicht nur nach Rijeka und Dubrovnik kommen, sondern auch nach Esseg/Osijek und Djakowar/Djakovo.
Das alte Esseg war bis zum Zweiten Weltkrieg das Zentrum der Donauschwaben in Slawonien, die Bischofsstadt Djakowar ist untrennbar verbunden mit dem Namen des Bischofs Stroßmayer, der von deutschen Eltern stammend zum größten Mäzen des Kroaten tums wurde.
Als im August 1849 die Ungarn in ihrem Kampf gegen Wien die Waffen strecken mußten, waren es nicht nur die vom Kaiser zu Hilfe gerufenen russischen Truppen, die Österreich zum Sieg verhalfen, sondern auch die Kroaten, die damals unter ihrem Ban Jelacic treu zum Kaiser standen.
Auf Vorschlag des Bans wurde im November 1849 Josef Georg Stroßmayer zum Bischof von Djakowar ernannt. Dieser kommentierte die Ernennung mit den Worten: "Meine Bischofsernennung ist die einzige Belohnung meines Volkes für das Jahr 1848." Und: "Ich werde der beste Volksbischof sein!"
Mehr als ein halbes Jahrhundert lang erfüllte er dieses Versprechen. Während Stroßmayer anderswo nur noch als Gegner der päpstlichen Unfehlbarkeit auf dem Ersten Vatikanischen Konzil bekannt ist, erinnern in Kroatien bis heute Denkmäler, Plätze und Straßen sowie die von ihm errichteten Bauten an sein Wirken.
Der 1815 im damals noch mehrheitlich deutschsprachigen Esseg an der Drau geborene Sohn eines Österreichers aus Linz besuchte das Gymnasium seiner Heimatstadt und studierte Theologie am Priesterseminar in Djakowar, später in Ofen und Wien. Mit dem Doktorat in Theologie und Philosophie lehrte er kurze Zeit in Djakowar, ehe er als Rektor des Kaiserlichen Augustineums und als Hofkaplan nach Wien ging.
Als Bischof bereiste er dann unermüdlich seine Diözese und ließ in Djakowar eine Kathedrale bauen, erneuerte das Priesterseminar, gründete eine Buchdruckerei und eine Kirchenzeitung.
Von 1866-82 dauerten die Arbeiten an der neuen Kirche, die als größte zwischen München und Istanbul gilt und die der spätere Papst Johannes XXIII. als Nuntius in Bulgarien "die schönste Kirche zwischen Venedig und Konstantinopel" nannte.
Die Lage seines "Bistums von Bosnien und Syrmien" und seiner kroatischen Heimat machte Stroßmayer zum Mittler zwischen Ost- und Westkirche. Die Slawen verehren ihn als Vorläufer der ökumenischen Bewegung. Gegen das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes wehrte er sich nicht zuletzt deshalb, weil er glaubte, es würde die Gräben zu den Nicht-Katholiken vertiefen. Eine Darstellung der Anbetung der Drei Könige in "seiner" Kathedrale veranschaulicht Stroßmayers Vision von der Rolle der Slawen für das Christentum: Es kommen slawische Menschen in slawischer Tracht zu Jesus; ein Kroate bringt Trauben, eine Dalmatinerin Oliven, eine Slawonierin trägt eine Weizengarbe, ein Bulgare einen Korb mit Rosen und ein Serbe bringt Schafe.
Über sein kirchliches Wirken hinaus war der slawonische Bischof der größte Förderer kroatischer Kultur. Mit einem Betrag von 200 000 Gulden gründete er in Agram (Zagreb) die Akademie der Wissenschaften, schenkte der dortigen Gemäldegalerie 288 Bilder und betrieb die Gründung der Kroatischen Universität.
Die Baupläne für den gewaltigen Kirchenneubau erstellte der Wiener Architekt Karl Roesner und nach seinem Tod Friedrich Schmidt. Dessen Schüler, der Kölner Architekt Hermann Bolle, überwachte den Bau. Für die Fresken im Innern konnte Stroßmayer zwei "Nazarener" und Schüler des berühmten Overbeck gewinnen, nämlich Alexander Maximilian Seitz (1811-88) und dessen Sohn Ludwig (1844-1908).
Deutsche Künstler spielten im Kroatien des 19. Jahrhunderts auch anderswo eine große Rolle: Die schönste und größte Kirche im donauschwäbisch geprägten Esseg, die Pfarrkirche Peter und Paul, stammt von dem Bonner Architekten Franz Langenberg, Hermann Bolle (1845-1914) aus Köln - der in Zagreb auf dem Friedhof Mirogoj in den Kolonnaden der berühmten Kroaten liegt - gestaltete nach einem Erdbeben den Dom in Zagreb um, und aus Wien ließ sich Eduard Petz in Djakowar nieder und malte 20 Kirchen der Diözese aus.
Kein Geringerer als der bekannte kroatische Politiker Stjepan Radic, der 1928 im Belgrader Parlament ermordet wurde, sagte auch vor diesem Hintergrund 1926 auf einer Wahlveranstaltung vor Kroaten in Vukovar unter dem Beifall seiner kroatischen Zuhörer: "Gesegnet sei die Donau, die uns die Schwaben brachte!" |
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