Nazi-Simulanten

Wenn Lächerlichkeit wirklich tötet, dann ist die Bundeswehr auf dem Weg in eine lebensgefährliche Situation. Die von Verteidigungsminister Rühe (CDU) verordneten, hysterischen Reaktionen auf "rechtsradikale Vorfälle" haben der Truppe wenigstens noch Mitleid und Solidarität eingebracht. Jetzt aber sorgen listige Wehrpflichtige dafür, daß das ganze in eine Schmierenkomödie abgleitet. Wie "Focus" berichtet, macht eine wachsende Zahl junger Rekruten

ganz bewußt und öffentlich "auf Nazi", um vorzeitig aus der moralisch lädierten Armee entlassen zu werden. Man stelle sich die Szene nur einmal vor: Ein Neusoldat beteuert mit finsterer Mine seine braune Gesinnung, fuchtelt mit irgendwelchem Krimskrams herum, den er für "faschistisch" hält, und sein Vorgesetzter versucht ihm verzweifelt nachzuweisen, daß das alles nur "Show" und er in Wahrheit ein waschechter Demokrat ist. Grotesker geht es nicht.

Verschlimmernd kommt hinzu, daß ja auch die bislang "aufgedeckten" Abweichler überwiegend nichts als dumme Jungs waren, die ein bißchen Rabatz, also "Show" machen wollten, um aufzufallen. Und auffallen ist nunmal fast unmöglich geworden in einem Land, in dem fast jede Entgleisung mit Achselzucken aufgenommen wird – mit einer Ausnahme: Wer irgendetwas "Braunes" von sich gibt, kann mit dem Aufschrei der halben Weltpresse rechnen, auch wenn er ansonsten die Intelligenz eines Urwald-Primaten nicht übertrifft.

So jämmerlich diese Realität, so pompös das Gepolter von der Hardthöhe und natürlich den Medien. Nun werden beide (erneut) vorgeführt, nur diesmal ist die Peinlichkeit so offensichtlich, daß das Staunen der Öffentlichkeit in prustendes Gelächter übergehen dürfte. Denn jetzt schlägt die Idiotie des ganzen Theaters auf die Initiatoren zurück. Die Bundeswehr hat wirklich Grund, ihrem Minister und seinen Gefolgsleuten dankbar zu sein, wie virtuos er sie in die närrische Jahreszeit eingeführt hat.