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Was ist eigentlich ein "moderner Mord"? Connie Palmen definiert in ihrem Buch "Idole und ihre Mörder" diese Begrifflichkeit und zeigt anhand von Morden und Mordanschlägen auf bekannte Persönlichkeiten auf, was die psychischen und allgemeinen Voraussetzungen eines Mörders sind, die ihn dazu bringen, einen solchen "modernen Mord" zu begehen.
Der Mord an John F. Kennedy, Gianni Versace und John Lennon sind glänzende Beispiele für diesen, da jeweils der Öffentlichkeit unbekannte Männer eine der Öffentlichkeit ausgesetzte, berühmte Persönlichkeit töteten.
"Was der Mörder gewinnt, wenn er einem anderen das Leben nimmt, ist eine begrenzte Identität, die des Mörders. Er beraubt sich dabei der Freiheit, seiner Normalität ..." und das ist genau, was zum Beispiel Mark David Chapmann, der Mörder John Lennons, erreichen wollte: "Er wollte nicht normal sein. Er glaubte, für das Unnormale, für den Ruhm bestimmt zu sein. Er beging einen Mord, um eine außergewöhnliche Identität zu erlangen."
Noch viele Jahre bekam Chapmann Briefe von Fans und Interessierten ins Gefängnis, was beweist, das ihm letzteres tatsächlich gelungen ist, denn einer der tieferen Zwecke des "modernen Mordes" ist es, sich am Ruhm des Tatopfers zu beteiligen. "Der Mörder verbindet seinen bislang unbedeutenden Namen mit dem eines berühmten Mannes, indem er zu dessen Mörder wird."
Palmen weist auf Veränderungen der Gesellschaft hin, welche sich durch die Einführung des Massenmediums Fernsehen Mitte des letzten Jahrhunderts vollzogen, und untersucht in diesem Buch die Faktoren und Gründe, warum es in unserer Zeit vermehrt zu dem Phänomen "Fan, Fanatiker , Stalker (jemand der Personen verfolgt), Mörder und Selbstmörder" kommt und wieso die Grenzen zwischen Echtheit und Fiktion, Symbolik und Realität so leicht verschwimmen können.
Ein höchst interessantes Buch, das Connie Palmen geschickt auf einer eigenen Erfahrung mit einem fanatischen Fan aufbaut.
Connie Palmen: "Idole und ihre Mörder", Diogenes, Zürich 2005, geb., 104 Seiten, 16,90 Euro |
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