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Neues aus und über Ostdeutschland

 
     
 
In einer Zeit, in der fast nur noch Abgesänge auf das alte Ostdeutschland und den deutschen Osten zu hören sind, ist es immer erfreulich, wenn sich junge Leute für die Heimat ihrer Vorfahren interessieren. Wenn dies jedoch in Form einer neuen verlegerischen Tätigkeit geschieht, dann ist dies ein beachtenswertes Signal und ein Zeichen, daß das Motto „Ostdeutschland lebt!“ mehr ist als nur eine Floskel. Seit gut einem Jahr gibt es die Edition Truso, die ganz bewußt auf heimatliche Literat
ur setzt. Der Name des Verlags geht zurück auf eine versunkene Goten-Siedlung zwischen Drausen-See und Frischem Haff und steht zugleich für das Verlagsziel. Die Edition Truso spürt untergegangene Welten auf und versucht, sie für unsere Zeit neu zu gewinnen.

Der erste Autor des jungen Verlages ist René Nehring, der langjährige Bundesvorsitzender der ostdeutschen Jugend, der auch den Lesern des es seit Jahren durch zahlreiche heimatpolitische Artikel und seine freundschaftliche Arbeit vertraut ist. Das erste Buch des jungen Autoren heißt „Namen, die man wieder nennt. Essays und Reportagen aus Ostdeutschland“. Nehring studierte Ende der 90er Jahre als erster Ostpreuße nach dem Krieg in Königsberg, was allein schon seine Erinnerungen an diese Zeit zu etwas einzigartigem macht. Den Titel wählte der Autor ganz bewußt als Gegensatz zu dem berühmten Dönhoff-Buch „Namen, die keiner mehr nennt“, weil wir heute, so Nehring, an einer Zeitenwende stehen, in der Ostdeutschland und der deutsche Osten nicht mehr in der Rumpelkammer der Geschichte stehen, sondern durch Tausende Reisen wieder zu etwas täglich Erlebbarem werden.

Nehrings ganze Liebe in dem Buch gilt der geschundenen Universitätsstadt Königsberg, die er in zahllosen Spaziergängen erwandert hat, an denen er mit seinen bildreichen Erzählungen den Leser teilhaben läßt. Besonders rührend ist die Weihnachtsgeschichte, wenn im trostlosen Königsberg unserer Tage in der Nacht der Sonnenwende der Dom festlich leuchtet und dabei leicht der erste Schnee fällt. „Wege übers Land“ heißt der zweite Abschnitt des Buches, in dem der Autor Ausflüge ins Landesinnere, an die Küste des Frischen Haffs, ins Samland, nach Natangen, Trakehnen und auf die Kurische Nehrung unternimmt. Doch Nehring schildert nicht nur die Oberfläche der Stadt, die bei näherem Hinschauen auch den meisten Touristen sichtbar wird. In den „Gesprächen über eine Stadt“ setzt sich der Autor mit den Menschen Königsbergs auseinander, den heute dort lebenden ebenso, wie mit den von dort Vertriebenen. So unterhält er sich lange mit dem russischen Oberbürgermeister über die Zukunft der Stadt. Erschüttert ist der Leser jedoch, wenn Nehring über eine Kaffee-Runde mit ostdeutschen Landsleuten schreibt, die jahrzehntelang unter russischer Herrschaft leiden mußten. Hier schließt Nehring eine wichtige Lücke der aktuellen Ostdeutschland-Literatur.

Daß René Nehring die Stimmung der Ostdeutschland getroffen hat, zeigen die vielen positiven Reaktionen, die das Buch inzwischen bei den Lesern hervorgerufen hat. „Manchmal“ so René Nehring „rufen mich noch spät am Abend Landsleute an, um mit mir über das Buch zu reden. Andere schreiben mir, daß sie mit diesem Buch in der Hand ihre Reise durch die Heimat durchgeführt haben. Mit dieser Reaktion hatte ich nie gerechnet, aber es macht mich froh, daß ich die oft verlachten Gefühle der Heimatvertriebenen richtig wiedergeben konnte.“ So ist „Namen, die man wieder nennt“ zu einem Standardwerk über das nördliche Ostdeutschland von heute geworden.

Das zweite Buch des Jung-Autoren ist ein Bildband mit dem märchenhaften Titel „Naturparadies und unvergeßliche Kulturlandschaft. Bilder aus Ostdeutschland.“ Ist dieser Titel vielleicht etwas lang, so beschreibt er doch mit wenigen Worten den ganzen Zauber des Landes zwischen Weichsel und Memel. Mit über 200 großen Farbfotos dokumentiert der Bildband die ganze Vielfalt Ostdeutschlands und läßt dabei keine Region aus. Dicke Wolken hängen über dem Mauersee bei Angerburg, Eisschollen treiben auf der Weichsel, buntes Laub verzaubert die herbstliche Kruttinna, lebhaftes Wolkenspiel über der Kurischen Nehrung läßt Träume vom Sommer wieder lebendig werden. „Glückwunsch“ kann man zu diesem sehr anspruchsvoll gestalteten Bildband, der obendrein noch in Leinen gebunden ist, nur sagen.

Zusätzlich zu den Büchern gibt die Edition Truso in diesem Jahr zum zweiten Mal bereits einen kostbaren Heimatkalender im Großformat heraus, der längst seine Anhänger gefunden hat. Auch hierbei besticht der Verlag durch wunderschöne einfühlsame Fotos.

Die Bücher René Nehrings dürfen ohne Zweifel als ein Bekenntnis der jungen Generation zur Heimat Ostdeutschland gelten. Man wünscht diesen Büchern noch viele begeisterte Leser. Und dem jungen Verlag ist zu wünschen, daß sein verdienstvolles Engagement für Ostdeutschland stets belohnt wird. G. Langer

 

René Nehring: Namen, die man wieder nennt - Essays und Reportagen aus Ostdeutschland, 200 Seiten, geb. im Schutzumschlag, mit zahlreichen Fotos, 19,80 Euro

René Nehring: Naturparadies und unvergeßliche Kulturlandschaft - Bilder aus Ostdeutschland, 148 Seiten, Leinen im Schutzumschlag, 24,80 Euro

 
     
     
 
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