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Als der türkische Ministerpräsident Erdogan die Rückreise von seinem jüngsten Deutschland-Besuch antrat, konnte er sich entspannt im Flugzeugsessel zurücklehnen: Im "Reisegepäck" hatte er allerlei erfreuliche Mitbringsel. Vor allem die erneut bekräftigte Zusage der rot-grünen Bundesregierung, sich für den Beitritt des eurasischen Bospo-ruslandes in die Europäische Union stark zu machen. Die Skepsis der derzeitigen Berliner Opposition konnte Freude und Zufriedenheit kaum trüben, zumal die Ankündigung der CSU, das brisante Thema im bayerischen Landtagswahlkampf anzusprechen, von CDU-Chefin Angela Merkel flugs relativiert wurde: Selbstverständlich werde man "keine Vorurteile schüren". Dieser Hinweis ist nicht nur selbstverständlich, er ist überflüssig. Es gibt nicht den geringsten Anlaß, sich dem bösartigen und verlogenen Gerede von der angeblichen Fremden- und Ausländerfeindlichkeit der Deutschen zu unterwerfen. Mit den wenigen, die tatsächlich negative Vorurteile gegenüber Fremden, insbesondere gegenüber Türken, pflegen, werden wir auch ohne die penetranten Mahnungen "politisch korrekter" Moralapostel fertig.
Allerdings stört es in diesem Zusammenhang, daß wir Deutschen, wenn es um das Thema "Ausländer und Vorurteile" geht, zwei andere wichtige Aspekte völlig außer acht lassen.
Erstens: Warum wird so einseitig immer nur über negative Vorurteile lamentiert? Gibt es nicht auch positive Vorurteile, die ebenfalls die Realität verzerren und in eine gefährliche Schieflage führen können? Mir fällt da eine ganze Menge ein, zum Beispiel: Ausländerkriminalität oder Scheinasylantentum sind in Politik und Medien weitgehend tabu; nach offizieller (und veröffentlichter) Lesart ist der Ausländer grundsätzlich gut und edel, kommt nur nach Deutschland, um uns kulturell zu bereichern und unsere Renten zu sichern. Dafür haben wir ihn zu lieben! Solch überzogene Fremdenliebe aber geht - und das ist das Gefährliche - oft einher mit blindwütiger Inländerfeindlichkeit bis hin zum blanken Haß auf das eigene Volk.
Zweitens: Wie sieht es eigentlich mit den Vorurteilen gegenüber Fremden in der Türkei aus? Wie viele christliche Kirchen sind in den letzten Jahren auf Kosten des türkischen Staates neu gebaut worden? Wie viele evangelische und katholische Religionslehrer werden von Ankara dafür entlohnt, daß sie türkischen Kindern den Katechismus und das Vaterunser beibringen?
Fehlanzeige auf der ganzen Linie: Christliche Gottesdienststätten müssen in der Türkei als Lager, Büro oder Geschäft getarnt werden, zwei deutsche Pfarrer können nur deshalb im Lande arbeiten, weil sie als Scheinangestellte deutscher Konsulate geführt werden; offiziell werden Geistliche nur als Touristen geduldet. Insgesamt 50 Berufe - vom Arzt und Rechtsanwalt bis zum Friseur - dürfen von Ausländern generell nicht ausgeübt werden. All diese Schikanen stützen sich auf den sogenannten "Erlaß 2007", der seit 1932 unangefochten in Kraft ist. Und wer glaubt, im Zuge eines EU-Beitritts würde die Türkei vielleicht diese zutiefst fremdenfeindlichen Gesetze aufheben, muß als naiv und blauäugig gelten - schließlich nehmen wir, tolerant, wie wir sind, Tschechien und Polen ja auch auf, trotz Benesch- und Bierut-Dekreten. |
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