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Ob Zylinder oder Kappe

 
     
 
Man(n) geht nicht ohne Hut", diese Maxime galt lange Jahre bei Mann und Frau. Sich ohne Kopfbedeckung in der Gesellschaft blicken zu lassen, wurde als unfein angesehen und war verpönt. Mit dem Aufkommen der legeren Kleidung mußte auch der Hut seinen Abschied nehmen, sieht man einmal von großen Staatsempfängen ab. Meist nur auf der Rennbahn, oder besser auf den Tribünen von Ascot und Iffezheim, sind heute noch bei der Dame von Welt Prachtexemplare des Modistenhandwerks
zu bestaunen. Aufmerksame Beobachter der Modeszene haben allerdings festgestellt, daß sich der Trend allmählich umkehrt. Der Hut ist dabei, als beliebtes Accessoire wieder Einzug zu halten. Eine flotte Kopfbedeckung, getragen zu Edeljeans oder zum sportlichen Kostüm ist heute kein Fauxpas mehr.

"Hüte, Hauben, Barette, Mützen und Kappen dienten einst dem Schutz vor Sonne und Regen. Sie spiegelten aber auch die soziale Stellung ihrer Träger und die Mode der jeweiligen Zeit wider", erläutert Ani-ta Chmielewski-Hagius vom Kreismuseum Prinzeßhof in Itzehoe (Kirchenstraße 20). Dort sind noch bis zum 14. August unter dem Titel "Hut ab!" Kopfbedeckungen von 1800 bis heute zu sehen (dienstags bis sonntags 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17.30 Uhr). Der Besucher der Ausstellung erhält hier Einblicke in die Geschichte der Kopfbedeckungen und ihre Herstellung.

Traditionelle Kopfbedeckung der verheirateten Frauen war einst die Haube (daher auch der Spruch "unter die Haube kommen"). "Ihre große Zeit ging Mitte des 19. Jahrhunderts zu Ende", erklärt Anita Chmielewski-Hagius. "Sie verschwand allmählich aus dem öffentlichen Leben. Dennoch lebten Hauben zunächst im häuslichen Bereich weiter. Kinder und alte Damen blieben ihr treu, und sie existierten in den verschiedensten Formen teilweise bis in die Gegenwart hinein im häuslichen Bereich, in der Kinder- und Berufskleidung sowie auch in den Trachten weiter fort."

Eine Mischform zwischen Haube und Hut ist die Capote, die sich um 1780 entwickelte. Sie bedeckte die Ohren und war mit einem Kinnband versehen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde ihr Rand breiter, stand waagerecht nach vorn und erhielt bald den Namen Schute. Vier Jahrzehnte lang war sie die beliebteste Kopfbedeckung im Biedermeier.

Die Damen im 19. Jahrhundert wurden aber bald auch mutiger; neben der Capote oder Schute trugen sie sogar Zylinder und natürlich zauberhafte Gebilde aus Stroh. Der Zylinder wurde beim Reiten (natürlich im Damensattel) getragen, der Strohhut war breitkrempig und als Florentiner bekannt. "Nach 1865 kamen in Frankreich kleine, flache Tellerhütchen auf, die mit Samtschleifen, Federn, Blumen und Spitzen reich verziert waren", weiß die Itzehoer Museumsleiterin zu erzählen.

Hüte, die Zylindern ähnelten, gab es bereits im 16. und 17. Jahrhundert; die Bezeichnung Zylinder setzte sich jedoch erst um 1850 durch. Bald wurde er in allen Bevölkerungsschichten getragen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts bekam der Zylinder allerdings Konkurrenz. "Dem jagd- und reitbegeisterten Engländer William Coke war der ,hohe Hut hinderlich", erläutert Chmielewski-Hagius. "Er ließ sich einen niedrigen, runden, gesteiften Filzhut herstellen, der sich unter dem Namen Bowler bald großer Beliebtheit erfreute. Der Bowler wurde bei halboffiziellen Anlässen getragen, etwa zum Stresemann oder auch zum Reitanzug. Er blieb in Deutschland bis in die 1930er Jahre hinein Mode."

Eine Besonderheit vor allem in der Herrenmode war der Canotier, ein meistens mit einem dunklen Ripsband verzierter Strohhut. Unter dem Namen Kreissäge ging er in die deutsche Modegeschichte ein. Unvergessen bleibt der französische Schauspieler Maurice Chevalier, der mit seinem charmanten Lächeln und einem flotten Canotier die Damenwelt bezauberte. Als Damenhut wurde der Canotier oft mit einem zarten Kinnschleier versehen und zu sportlichen Aktivitäten getragen, etwa beim Radfahren, beim Tennis oder Krocket. - Ob nun Tellerhüte oder Kappen, ob Zylinder oder Bowler, sie alle zeigen die modische Vielfalt durch die Jahrhunderte und sind ein nicht zu unterschätzender Teil unserer Kulturgeschichte. Peter van Lohuizen

Erlebt der Hut eine Renaissance?: Erste Anzeichen für eine neue Hutmode sind Modelle aus unserer Zeit wie der "Feuerzauber" von Karin Zeisberger
 
     
     
 
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