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Ohne falsche Eitelkeiten

 
     
 
Wenige Wochen nach dem Patriarchen Bartholomaios II von Konstantinopel kam auch das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche nach Österreich: Schenuda III, der den Titel "Papst von Alexandria, Patriarch des Stuhles des heiligen Markus" führt, trat primär als Seelenhirte auf und weihte Einrichtungen der koptischen Gemeinde, darunter auch eine Kirche, zu deren Grundsteinlegung er vor sechs Jahren in Wien gewesen war. Im Rahmen einer Festveranstalt
ung der Stiftung "Pro Oriente" und der Nationalbibliothek referierte er über die Situation der koptischen Kirche. Die Nationalbibliothek, wo der weltgrößte Bestand koptischer Handschriften gehütet wird, überreichte ein Faksimile der Konzilsakte von Ephesos, die man als eine Art Geburtsurkunde der koptischen Kirche bezeichnen könnte.

Schenuda ist eine in jeder Hinsicht bemerkenswerte Persönlichkeit: Der 1923 Geborene war nach dem Studium von Geschichte und Archäologie zunächst Offizier, trat 1954 ins Kloster ein, wurde 1962 Bischof und 1971 schließlich Oberhaupt einer der ältesten christlichen Kirchen. Er war federführend bei Erarbeitung der "Wiener christologischen Formel", mit der 1973 ein seit anderthalb Jahrtausenden andauernder dogmatischer Streit beigelegt wurde. Unter Hintansetzung aller Eitelkeiten "entließ" er die dem Stuhl des Heiligen Markus unterstellten Kirchen Äthiopiens und Eritreas in die Selbständigkeit. Sein abgeklärter Humor steht in wohltuendem Kontrast zur weltlichen Hektik mancher Kleriker, und selbst in feierlichen Ornaten und Zeremonien bleibt seine Natürlichkeit unübersehbar. RGK

 
     
     
 
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