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Ein Großteil der Besucher der neuesten Ausstellungseröffnung im Kulturzentrum Ostdeutschland erschien im Fußball-Trikot. Etliche treue Anhänger des FC Schalke 04 aus dem hiesigen Fanclub "Ruhrfranken 512" waren der Einladung von Wolfgang Freyberg, dem Leiter der Einrichtung im Ellinger Deutschordensschloß, gefolgt.
Der Grund war, daß sich die Sonderschau des Kulturzentrums mit der Geschichte des Kultvereins aus Gelsenkirchen beschäftigt: "Ihre Eltern kamen aus Masuren - Kuzorra, Szepan und das goldene Jahrzehnt des FC Schalke 04" lautet der Titel der Dokumentation, die bis zum 26. November zu sehen ist und welche durch die Schalke-Fans in den kommenden Wochen noch um einige Exponate erweitert wird.
Freyberg, der die Schau mit "S04"-Fanschal um den Hals und im lockeren Rahmen eröffnete, sympathisiert selbst mit den Blau-Weißen. Gerade in der Euphorie um die Weltmeisterschaft wollte er einen interessanten fußball-historischen Aspekt aufarbeiten und auch ein Stück weit ins rechte Licht rücken. Bestätigt sah er sein Ansinnen noch einmal kurz vor Beginn der Ausstellung, als Fernsehkommentator Thomas Wark beim WM-Vergleich zwischen Polen und Ecuador in Gelsenkirchen sagte, daß gerade polnische Spieler einst viel zum Erfolg und Ruhm der Schalker beigetragen hätten.
Das ist nach Freybergs Nachforschungen schlichtweg falsch, und das hat er dem Fernsehmann auch schriftlich mitgeteilt. Viele andere Medienleute seien diesem Irrtum in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ebenfalls aufgesessen. In Wirklichkeit, so verdeutlicht nun auch die Dokumentation im Kulturzentrum Ostdeutschland, stammten Spieler wie Ernst Kuzorra, Fritz Szepan, Otto Tibulski oder Ernst Kalwitzki beziehungsweise deren Eltern und Familien aus dem südlichen Ostdeutschland, genauer gesagt aus Masuren.
In der Ellinger Dokumentation werden die Anfänge und der Aufstieg des Fußballspiels beim "F. C. Gelsenkirchen-Schalke 04. e. V." genauso dargestellt wie die masurischen Wurzeln des Vereins. In diesem Zusammenhang erzählte Freyberg die schöne Geschichte, daß die Einwanderer, die bereits ab 1871, verstärkt aber ab 1890 ins Ruhrgebiet kamen, um den Arbeitskräftemangel in der Stahl- und Kohlegewinnung zu mindern, angeblich ihr Hab und Gut in blau-weißer Bettwäsche eingewickelt hatten. Das soll auch ein Grund für die späteren Vereinsfarben des Fußballclubs gewesen sein.
Einen Schwerpunkt der Texte, Bilder (unter anderem von Kuzorras Fußballstiefeln oder der Kampfbahn "Glückauf") und grafischen Darstellungen bilden natürlich auch die sportlichen Erfolge des FC Schalke 04. Die sechs Meisterschaften von 1934 (damals im Berliner Endspiel gegen den 1. FC Nürnberg) bis 1942 finden sich ebenso in einem detaillierten Überblick, wie der Pokalerfolg von 1937. Wie der Titel sagt, dreht sich die Ausstellung vorwiegend um das "Goldene Jahrzehnt" der Schalker, in dem die Spieler aus Masuren das Rückgrat der Erfolgs-truppe bildeten und vor allem in der Offensive für viel Schwung sorgten. Später folgten noch 1958 eine Meisterschaft sowie die DFB-Pokalsiege von 1972, 2001 und 2002, ein weiterer großer Erfolg war der Gewinn des Uefa-Cups 1997.
Alles in allem hat die Schalke-Ausstellung mitten in Bayern, wo es mit dem FC Bayern, dem 1. FC Nürnberg und dem TSV 1860 München drei traditionsreiche Fußballvereine im Profifußball gibt, eine gewisse exotische Note. Und auch Freyberg ist stolz darauf, daß es eine solche Dokumentation "nur im Museum auf Schalke und hier bei uns im Kulturzentrum Ostdeutschland zu sehen gibt".
Die Ausstellung "Ihre Eltern kamen aus Masuren - Kuzorra, Szepan und das goldene Jahrzehnt des FC Schalke 04" im Kulturzentrum Ostdeutschland im Westflügel des Ellinger Schlosses ist noch bis einschließlich 26. November zu sehen, und zwar täglich von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr sowie von 13 bis 17 Uhr (ab Oktober bis 16 Uhr). |
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