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Qualität bei Normalität

 
     
 
Sie werden diesen Titel sicher verwundert lesen, und sich fragen, was damit gemeint ist?

Nun: dazu eine kleine Begleitgeschichte. Ich war schon als Student in Würzburg in der ersten Hälfte der 60er Jahre vom Mozartfest begeistert: die Darbietungen, die Kulisse, das Publikum - damals schon eine Freude! Das Programm hat heute bei hoher Qualität der Orchester und Solisten absolut international
es Niveau erreicht, die Kulisse ist gleich geblieben (wie kann man Residenz, Hofgarten und Veitshöchheim auch noch steigern?) und das Publikum, die Herrschaften von auswärts, die Würzburger und ihre vielen Studenten, sind - normal geblieben! Und das heißt etwas, denn wer heute nach Bayreuth, Salzburg, Aix, Wien oder München kommt, kann sich des unangenehmen Eindrucks nicht erwehren, daß dort - und an vielen anderen bekannten Festspielorten - eine nichtssagende Schickeria zum Teil tonangebend, zumindest aber unübersehbar geworden ist. Und genau das stört, wenn es um Mozart, Wagner, Strauß oder Bruckner und andere geht!

So ist die ganze Szenerie seltsam und angenehm vertraut geblieben - über mehr als 40 Jahre hin! Es bewahrheitet sich wieder einmal: Das Gute braucht man nicht mehr - vermeintlich - zu verbessern!

Niemand will im Würzburger Mozartfest "Musica viva" alle mögliche zeitgenössische Musik integriert haben. Das ist mit dem diesjährigen Motto "Mozart und die Moderne" ganz sicher nicht gemeint. Auch will man keine "Aktionskünstler" erleben. Beides wäre jammerschade!

Soweit das "Vorspiel", nun zum Geschehen.

Im Hofgarten der Residenz führten Orchester und Chor der Würzburger Hochschule für Musik unter der Leitung von Jörg Straube die "Zauberflöte" konzertant auf. Es war schon erstaunlich, wie diese vom Bild her lebende Oper gekonnt in Szene gesetzt und gespielt wurde. Die Solisten waren durchwegs gut bis sehr gut, ein Beweis, daß wir, im Inland wie im Ausland, genug guten und hervorragenden Sängernachwuchs haben, der eben nur zum Zuge kommen muß. Ein besonderes Lob gilt dem kleinen Chor, der die vielen Partien dieser Oper klangschön und fugenlos sang.

Im Kaisersaal spielte das Orchester "Concerto Copenhagen" unter dem Dirigenten L. U. Mortensen Motetten und Konzertarien von Mozart, darunter natürlich "Exultate, jubilate". Ditte Andersen interpretierte mit ihrer klaren und reinen Stimme die drei Werke und glänzte bei diesem dreisätzigen Werk, in dem die Sopranstimme streckenweise so virtuos wie ein Soloinstrument eingesetzt wird.

Eines der ganz großen Orchesterwerke Mozarts, die Sinfonie Nr. 40 in g-Moll, KV 550, stand dann auf dem Programm. Ihre Faszination entsteht aus mehreren Quellen: Da ist zunächst das berühmte vibrierende Hauptthema, mit dem sie einsetzt, und das auch in der Schlagerwelt mehrfach verwendet worden ist - wie manche Themen großer Musikschöpfungen, was nur deren Vitalität beweist. Dann ist es die Verwobenheit der Themen und Rhythmen, die diesem Werk etwas Geheimnisvolles gibt. Und schließlich ist das Finale harmonisch wie melodisch ungeheuerlich, eine Jagd durch viele Tonarten bis zum ungewöhnlichen Moll-Schluß.

Ein Höhepunkt des Mozartfestes war das Sinfoniekonzert des WDR-Orchesters Köln, eines wunderbar ausgewogenen Klangkörpers, unter dem finnischen Dirigenten J. K. Saraste. Das Programm war vom feinsten: Auf die Ouvertüre zu "Don Giovanni" folgte eines der bekanntesten Klavierkonzerte des Meisters, das der Komponist für die französische Pianistin Jeunehomme schrieb, weshalb es auch diesen Namen trägt (Nr. 9 in Es-Dur, KV 271). Rudolf Buchbinder, einer der bekanntesten Pianisten unserer Zeit, spielte dieses hochdifferenzierte Werk, das besonders im letzten Satz überrascht: Zunächst wird er mit einer vibrierend-überschäumenden Thematik eröffnet, die im Ausdruck an das Anfangsthema der großen g-moll Sinfonie erinnert. Plötzlich wird dieses Presto-Finale durch ein Intermezzo, ein einfaches, typisch gemessenes Menuett mit vier Variationen, unterbrochen, und endet dann in der üblichen virtuosen Kadenz.

Franz Schuberts 4. Sinfonie in c- moll, D 417, von ihm selbst als die "Tragische" (Untertitel auf der Partitur) bezeichnet, wird im Vergleich zur "Unvollendeten" oder auch zur großen C-Dur Sinfonie weniger gespielt. Ihre Größe liegt vor allem im letzten Satz, der variantenreich Stimmungen wechselt und an manchen Stellen an eine Flucht ohne Ausweg erinnert.

Blätterte man im übersichtlich und ästhetisch gestalteten Gesamtprogramm, so fand man weitere Höhepunkte: das berühmte Klarinettenkonzert in A-Dur in einer Fassung für Flöte mit den Bamberger Sinfonikern oder die "Jupiter-Sinfonie" mit dem Mozarteum Orchester Salzburg oder die Lesung der wunderbaren Novelle Mörikes "Mozart auf der Reise nach Prag", gelesen von Christian Quadflieg, zu Flöten- und Harfenklang.

Und so geht es weiter, durch das ganze Heft - über 40 Veranstaltungen. Das Mozart-Fest Würzburg bleibt sich treu, in Programmgestaltung und Programmfülle, in der Qualität der Mitwirkenden und natürlich in seinem prächtigen und unvergänglichen architektonischen Rahmen.

Nur einer vieler Höhepunkte: Die "Jupiter-Sinfonie" des Mozarteum Orchesters Salzburg
 
     
     
 
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