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Reisen - welch ein Glück! Ausbrechen aus dem Alltag, wandern jenseits gewohnter Bahnen, die Welt neu entdecken. Gerade jetzt im beginnenden Sommer zieht es die Menschen wieder hinaus aus den eigenen vier Wänden. Sie besteigen die Bahn, fahren mit dem eigenen Auto oder "jetten" mit dem Flugzeug um die Welt. Reisen heute ist selten ein Problem, vorausgesetzt, die Technik spielt mit. Reisen damals war meist schon ein Abenteuer. Da nahm man die Postkutsche oder gar den Dampf er, und nicht immer war es gewiß, ob man heil ankam am Ort der Sehnsucht.
Abenteuerlich war es - und ist es noch heute -, mit einem geliebten Partner die Welt neu zu entdecken. Auf Reisen lernt man sich neu kennen; nicht immer kann man einander ausweichen, oft ist man auch auf sich allein gestellt. Eine Probe für so manche Beziehung. Berühmte Liebespaare auf ihren Reisen begleiten kann man jetzt mit dem Buch Reisen für Verliebte. Auf den Spuren berühmter Paare (Gerstenberg Verlag. 168 Seiten, 160 überwiegend farbige Abb., geb. mit Schutzumschlag, 35 Euro). Iris Schürmann-Mock hat in alten Unterlagen, Rei-seskizzen und Biographien ge- schmökert und Interessantes, Romantisches, Leidenschaftliches, eben Lesenswertes zusammengetragen. Da begleitet man die Kaiserin Sisi und ihren Gatten, Kaiser Franz Joseph, im September 1856 durch Kärnten und Tirol, bei einer ersten gemeinsamen Rundreise durch ihr Reich. Romantisch? Nun ja ... Das frischvermählte Paar kam kaum zur Ruhe, so begeistert wurde es von seinen Untertanen empfangen. Dennoch genossen die beiden es, fern der strengen Etikette des Hofes einige Zeit verbringen zu können.
In das 20. Jahrhundert führt die Geschichte der leidenschaftlichen Liebe zwischen Maria Callas und Aristoteles Onassis. Der griechische Milliardär und die Operndiva - konnte das gutgehen? Eine nicht unerhebliche Rolle spielte damals "Christina", nein, keine Frau, sondern die elegante Yacht des kleinen Griechen. Schneeweiß und hundert Meter lang, ein Traum von einem Schiff. Dazu die Sonne des Mittelmeers, die reizvollen Küsten Italiens und Griechenlands, die vielen kleinen und großen Inseln mit ihren meist noch verträumt daliegenden Häfen und nicht zuletzt auch der Charme des Gastgebers betörten die große Künstlerin. Es war eine "leidenschaftliche Freundschaft", sagte die Callas rückblickend, als Ari längst Jacky Kennedy geheiratet hatte ...
In den hohen Norden, genauer gesagt nach Schottland, führte die Reise ein Paar, das sich als Lord und Lady Churchill ausgab - "ein unerschöpfliches Vergnügen für die britische Königin Victoria und ihren Mann, Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha". Befreit von Pflicht und Etikette genoß das Paar diese glückliche Zeit. "Very british" geht s auch zu, wenn Miss Marple und Mr. Stringer wieder einmal einen Mord aufklären, unnachahmlich gespielt von Margaret Rutherford und James Buckley Stringer Davis. Im wirklichen Leben auch ein Paar, lebten sie in der Hedgerley Lane in Gerrards Cross, Buckinghamshire - heute allerdings nahezu vergessen von den jetzigen Bewohnern des abseits gelegenen Hauses. Der Beruf brachte es mit sich, daß beide oft auf Reisen waren. Kein Wunder, daß sie sich schließlich zu Hause am wohlsten fühlten, bei der Bootsfahrt auf der Themse oder beim Picknick in einem typisch englischen Park.
Ein Paar mit besonders tragischem Hintergrund waren Clara und Robert Schumann. Nur einmal reisten sie, die Konzerttourneen durch ganz Europa führten, aus purem Vergnügen. Im Sommer 1851 ging s von Bonn mit dem Dampfschiff rheinaufwärts. Bis in die Alpen gelangten die beiden - mal mit der Postkutsche, mal zu Fuß oder mit dem Maulesel. In den gut zwei Wochen, die sie unterwegs waren, gaben sie 266 Thaler aus, wie Robert Schumann genau festgehalten hat.
Ob am Bodensee in Meersburg, wo Annette v. Droste-Hülshoff mit Levin Schücking eine zauberhafte Zeit verbrachte, ob in der Bretagne, die Marie und Pierre Curie ausgiebig mit dem Fahrrad erkundeten, oder in Veronas Via Capello Nummer 23, wo das Liebespaar schlechthin, wo Romeo und Julia sich wehmütig-zärtliche Worte zuraunten - romantische Orte findet man fast überall, man muß nur genau hinsehen und eintauchen in die Welt der Liebe. Das Buch von Iris Schürmann-Mock gibt wertvolle Anregungen, will man auf den Spuren berühmter Liebespaare wandeln. Der Anhang enthält darüber hinaus allerlei Wissenswertes über Hotels, Restaurants und Museen, aber auch Literaturhinweise, die Lust machen zum Weiterlesen. Romeo und Julia: Abschied im Morgengrauen (nach einem Gemälde von Victor Müller, um 1869) |
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