|
Die Maximen Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit sind nicht leicht auf einen Nenner zu bringen. In der Nachkriegszeit jedenfalls war man sich einig, daß erstere Vorrang haben sollte und daß Österreichs Chance in der Wasserkraft lag. Zur Stromerzeugung wurden aber auch die heute unrentablen Kohlevorkommen herangezogen. Erzeugung und Import von Primärenergie lag zunächst fast ausschließlich bei Bund, Ländern und verstaatlichen Unternehmungen. Der enorme Kapitalbedarf für Kraftwerksbau und Verteilernetz wurde aus Steuermitteln sowie aus den beliebten Energieanleihen gedeckt. Berichte über Baufortschritt und Eröffnung von Kraftwerken waren Erfolgserlebnisse ersten Ranges. Später als anderswo wurde 1972 der Bau eines Atomkraft werks (AKW) beschlossen. Doch zum Zeitpunkt der Fertigstellung 1978 hatten bereits „Umweltschützer“ die öffentliche Meinung im Würgegriff. Das „AKW Zwentendorf“ wurde nicht in Betrieb genommen, und seit damals laboriert die Energiepolitik an Öko- Populismus. Daß als Ersatz für „Zwentendorf“ ein mit polnischer Kohle betriebenes Großkraftwerk gebaut wurde, schien weniger zu stören. Als Ende 1984 der Bau des größten und für die Schiffahrt wichtigsten Donaukraftwerks bei Hainburg begonnen wurde, kam es zu einer großangelegten Baustellenbesetzung. Sogar der WWF-Präsident, der Öl- und Atom-Lobbyist Prinz Philip, wurde eingeflogen, um „die Donau-Auen zu retten“ - die Regierung kapitulierte. Es war die Geburtsstunde der Grünen, und abgesehen vom „Kraftwerk Wien-Freudenau“ wurden keine nennenswerten Wasserkraftwerke mehr gebaut. Die Schattenregierung aus Industrie und ÖGB suchte zwar, das AKW zu aktivieren, aber ehe es dazu kam, passierte Tschernobyl. Seither wagt kein Politiker, für Atomkraft einzutreten. Und das, obwohl Österreich längst Netto-Importeur ist - auch von „Atom-Strom“. Die noch unter der SPÖ-ÖVP-Regierung begonnene Teilprivatisierung und die EUWettbewerbsregelungen rückten Rentabilität stärker in den Vordergrund. Umgekehrt gehen immer neue EU-Auflagen, etwa zur Restwassermenge bei Flußkraftwerken, und immer neue Umweltvorschriften zulasten der Rentabilität - oder eben der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft. Am einfachsten ist also die Belastung privater Verbraucher, die in Wettbewerb und Entbündelung von Energie- und Leitungskosten kaum Vorteile erkennen können. Auch bei der Versorgungssicherheit gibt es Zeifel: Die ukrainische Gas-Krise war ein Schuß vor den Bug, der Öl-Preis ist ein Kapitel für sich, und trotz oder gerade wegen der Vernetzung mit den Nachbarstaaten kann es selbst beim Strom kritisch werden, denn die bundesweite 380kV-Ringleitung hat dank „Umweltschützern“ in der Oststeiermark eine gefährliche Lücke. Positiv ist die regional starke Stellung des restverstaatlichten Ölund Gaskonzerns OMV. Desweiteren, daß Österreich Schnittstelle transeuropäischer Öl- und Gasleitungen ist, daß endlich grünes Licht für Kapazitätserweiterungen alpiner Großspeicher kam und daß die Förderung von Windrädern gebremst wurde. Hauptübel bleibt jedoch, daß im Gewirr von EUVorschriften, Öko-Subventionen und Einzelinteressen das volkswirtschaftliche Gesamtinteresse häufig hinten angestellt wird.
Beim Energieverbrauch liegt Österreich mit 3,2 Tonnen Rohöläquivalent (ROE) pro Kopf und Jahr im EU-Vergleich hinter Luxemburg, Finnland, Schweden, Belgien und Holland, aber noch vor Irland und Deutschland. Vom Gesamtverbrauch von 25,5 Millionen Tonnen ROE entfallen je etwa 7,5 Millionen Tonnen auf Verkehr und Industrie, der Rest auf „Sonstige“, also primär auf privaten Verbrauch, Beheizung und Beleuchtung. Trotz der großen Bedeutung der heimischen Wasserkraft muß Österreich etwa 70 Prozent der benötigten Primärenergiequellen (wie Erdöl, Erdgas, Kohle) importieren. Bei der Stromerzeugung kommen 70 Prozent aus Wasserkraft, der Rest fast ausschließlich aus kalorischen Kraftwerken, wobei Erdgas eine stark steigende Tendenz aufweist. Das Potential an Windenergie wird auf bis zu fünf Prozent und an Biomasse bis zehn Prozent geschätzt. |
|