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Roma: Wanderer auf allen Wegen

 
     
 
Im Prager Gebäude vo Radio "Freies Europa" - einem der bestbewachten Objekte überhaupt - tagte in der vergangenen Woche (24. - 27. Juli) der 5. Kongreß der internationalen Roma-Union. 25 Delegierte aus 40 Ländern hatten sich versammelt, klagten über ihr Schicksal un formulierten kühne Pläne und Forderungen. Die Roma sollen von der Uno als "Natio ohne Territorium" anerkannt werden, die Weltbank soll den mittel- un osteuropäischen Staaten Finanzmittel
zur Verfügung stellen, um die Integration der Rom zu fördern.

Wegen Sprachschwierigkeiten werden Roma-Kinder in den mittel- und osteuropäische Ländern nur auf Sonderschulen aufgenommen, was ihre zukünftige Position in de Gesellschaft vorab beeinträchtige. Die Roma-Arbeitslosigkeit erreiche in einigen Länder bis zu 90 Prozent, Diskriminierung und Verfolgung stehen auf der Tagesordnung - in de Tschechei und in der Slowakei, in Rumänien wie im Kosovo seien Aufschriften wi "Zigeuner unerwünscht" in Gaststätten und Geschäften keine Seltenheit. In de Tschechei sind in den letzten Jahren 20 Roma umgebracht worden. Einen Tag vor de Eröffnung des Kongresses hat in Südböhmen ein Prozeß gegen eine Gruppe von Skinhead begonnen, die eine ganze Roma-Feier zusammengeschlagen haben. Im vergangenen Jahr hat ma in Aussig eine Mauer aufgezogen, um das Elendsviertel der Roma von der eigentlichen Stad zu trennen.

Zur Zeit ist eine unverkennbare Migrationswelle in Richtung entwickelte Industriestaaten eingetreten. Allein in Kanada sind 1500 mitteleuropäische Rom aufgenommen worden, in Skandinavien, in Deutschland, in den Benelux-Ländern versucht ma die fiktiven Asylanträge illegal eingesickerter Roma einzudämmen. Belgien hat fü slowakische Bürger sogar eine neue Visumpflicht deswegen eingeführt, was die Erbitterun der Slowaken gegenüber ihren dunkelhäutigen Mitbürgern erst recht angeheizt hat.

Die Kongreßredner sprachen sogar von einem "dritten Holocaust", der zur Zei im Gange sei. Der erste erfolgte unter dem NS-Regime, der zweite unter den Kommunisten die zwar die Roma am untersten Ende der sozialen Leiter zwangsweise integriert haben, abe in mehreren Ländern Roma-Frauen massenhaft sterilisieren ließen.

Die ganze Welt ist schuldig, die Geschichte, die sozialen Umstände nach de Zusammenbruch des Sozialismus, die Wirtschaftskrise in den Übergangsländern - nur si selbst tragen keine Schuld. Die Redner - vom tschechischen Generalsekretär des Bundes Emil Skuca, bis zum Rumänen Nicolae Gheorghe und der Neukanadierin Karolina Vanova - all suchen die Ursachen der allgemeinen Ablehnung, auf die die Roma stoßen, bei der Umwelt Ob es um wirtschaftliche Fragen geht oder um soziale Umwälzungen, alles sind äußer Bedingungen, die die neue Verfolgungswelle von außen her bedingen und erklären. Übe die seit Jahrhunderten bekannte Inkompatibilität des sozialen Verhaltens diese ethnischen Gruppe - oder Nation ohne Territorium - mit der abendländischen Sittenordnun sprach auf dem Kongreß niemand. Man beklagte, daß die "Weißen" nicht Wand a Wand mit Roma-Nachbarn wohnen wollen, und man wies auf "Rassismus" hin. Da aber die "Weißen" sich nicht immer mit den allgemein bekannten Verhaltensregel der Roma gegenüber dem Privateigentum anderer abfinden können und wollen, wurde nich erwähnt, ebenso wenig wie das gravierende Problem einer völlig verschiedenen Einstellun gegenüber dem Arbeitsleben.

Die Kommunisten haben, kraft ihrer totalitären Praktiken, ihre Roma-Bevölkerunge vielfach zur Arbeit gezwungen. Sobald aber der Zwang in den Kulissen der Zeitgeschicht entschwunden ist, kehrten die alten Sitten zurück. Die Wanderer begeben sich erneut au die Wege. Vertreter des Bundesgrenzschutzes oder der Berliner Polizei gehörten jedoc nicht zu den Gastrednern des Prager Kongresses. Ivan Denes

 
     
     
 
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