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Bisher konzentrierte sich der deutsche Häuslebauer hauptsächlich auf den Heimatmarkt und auf die typischen Ferienländer Südeuropas. Inzwischen werden die Blicke der deutschen Investoren zunehmend auf das östliche Mitteleuropa gelenkt. So ist kürzlich in Breslau das erste Einkaufszentrum mit deutschem Geld errichtet worden. Zu den Investoren gehörte - über eine Tochtergesellschaft - der Hamburger Otto-Versand . Die Hamburger sind auch in Budapest und Prag am Bau von Gewerbeobjekten beteiligt. Anzunehmen ist, daß bald auch privaten Investoren in größerem Umfang „kleingestückelte“ Beteiligungen an Ost-Gewerbeimmobilien angeboten werden.
Wenn die mittelosteuropäischen Länder erst Mitglied der EU geworden sind, wird sich freilich zudem ein riesiger neuer Immobilienmarkt für deutsche Investoren zu lukrativen Preisen öffnen. Dann wäre es faktisch möglich, die alten deutschen Ostgebiete über die Immobilienmärkte wieder zurückzukaufen.
Genau davor haben allerdings die Betroffenen größte Angst. Sie verhandeln deshalb mit der EU über lange Übergangszeiten bis zur Freizügigkeit ihrer Grundstücksmärkte. Sie wollen den Kauf durch EU-Bürger noch bis zu 17 Jahren nach Eintritt in die Gemeinschaft reglementieren. Aber dann könnte man auch gleich die Teilnahme dieser Länder an der EU um 17 Jahre hinausschieben.
So wird es noch erhebliche Schwierigkeiten bei der Eingliederung Mittelosteuropas in die EU geben. Die dortigen Bewohner fürchten vor allem, daß ihnen die Grundstückspreise von den „lieben Nachbarn mit viel Geld“ in die Höhe getrieben werden. Daß solche Ängste nicht ganz unberechtigt sind, läßt sich an der Lieblingsinsel der Deutschen, Mallorca, trefflich beobachten: Aufgrund der Schwärme von deutschen und englischen Langzeittouristen, Frührentnern und Grundstückseigentümern sind die Immobilienpreise derart in die Höhe geschossen, daß normale spanische Inselbewohner kein Eigentum mehr erwerben können.
Der Linksrutsch in Polen im Herbst 2001 ist bereits ein Warnsignal für die beitrittsfreudigen Politiker im Osten, welche die „Stimme des Volkes“ wohl nicht überhören dürften.
Außerdem ist aus westlicher Sicht zu bedenken: Schon die Bevölkerung im östlichen Teil der Bundesrepublik Deutschland ist ausgedünnt zugunsten der westlichen Ballungsgebiete. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch ein Teil der Bevölkerung Mittelosteuropas in den Westen auswandert. Das wäre eine Wiederholung der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, als Millionen von Polen ins Ruhrgebiet auswanderten. Karl H. Lincke
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