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Die deutschen Landschaften zwischen Danzig und Memel, Rauschen und Lyck schwinden immer mehr aus dem Gedächtnis der Bundesbürger. Viele wissen gar nicht, daß hier noch ihre Großeltern geboren sind und vor denen deren Eltern und Großeltern. In "Wege nach Sarmatien - Zehn Kapitel Preußenland" nimmt sich die auf Versöhnung zwischen den Deutschen und den Völkern Ostmitteleuropas ausgerichtete Academica Baltica der Kulturregion an. Herausgekommen ist eine Reise, die Gegenwärtiges und Vergangenes miteinander verquickt. "Preußisch-Holland, Paslek, ummauertes Städtchen auf seinem Hügel über dem Oberland, ist nicht mehr das Rothenburg des Preußenlandes. Wohnblocks kreuz und quer halten die Kriegsbrache der mittelalterlichen Straßen besetzt. Der Landmeister des Deutschen Ordens hatte Niederländer zum Bau der Weichseldeiche ins Land geholt. Sie gaben der Stadt ihren Namen. Mennoniten, reformierte Schotten, Hugenotten haben den europäischen Charakter Preußisch-Hollands verstärkt. Sie alle sind fort."
"Wege nach Sarmatien" hat einen hohen Anspruch an sich selbst und will nicht nur Orte vorstellen, sondern auch Persönlichkeiten, die diese Region prägten, von ihr geprägt wurden und deren Werke noch heute von den untergegangenen Orten erzählen. Ob Simon Dach, Kant, E. T. A. Hoffmann, Johannes Bobrowski, Eva Sinomaityte, Ludwig Passarge, Donalitius, Agnes Miegel, Siegfried Lenz, sie alle werden zitiert und ihr Lebenswerk skizziert.
"In Magie und Mystik von Heiligelinde nimmt das Leben des Bruders Medardus seinen Anfang, eines Kapuziners kraus und wunderlich, über dem Himmel und Dämonen sich streiten. E. T. A. Hoffmann aus Königsberg gibt die ,nachgelassenen Papiere des Bruders Medardus heraus. Aus einer Pilgerreise der Eltern ,nach der heiligen Linde im weit entfernten kalten Preußen , unternommen zur Sühne für einen Frevel des Vaters, gewährt der heilige Bernhard dem sterbenden Sünder Vergebung mit der Geburt eines Sohnes."
Dabei liest sich "Wege nach Sarmatien - Zehn Kapitel Preußenland" nicht immer einfach.
Vergangenheit, Gegenwart und Literatur greifen ineinander und die Sprache, in der das geschieht, ist wehmütig intellektuell. "Aus welcher Richtung wir uns auch Kaliningrad nähern, von Heiligenbeil, Mamonowo, durch das Brandenburger Tor, von Preußisch-Eylau, Bagrationowsk, durchs Friedländer Tor, von Insterburg, Tschernjachowsk, und Tapiau, Gwardejsk, durch das Sackheimer Tor, von Tilsit, Sowjetsk, und Labiau, Polessk, durchs Königstor, von Cranz, Zelenogradsk, durchs Roßgärtner Tor oder von Pillau, Baltijsk, und Rauschen, Swetlogorsk, über den Hansaplatz, in dem das Steindammer Tor aufgegangen ist - die Wirklichkeit holt unsere Träume von Königsberg ein. Und doch läßt dies alles Menschen leben und sich ihres Lebens freuen, 400000 in dieser Stadt." Fritz Hegelmann
Dietmar Albrecht (Hrsg.): "Wege nach Sarmatien - Zehn Kapitel Preußenland", Meidenbauer, München 2006, kartoniert, 261 Seiten, 19,90 Euro 5499 |
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