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Zwei Städte, die eng mit Preußens Geschichte verbunden sind, rüsten sich seit einiger Zeit, um große Jubiläen zu feiern. Bei Königsberg, der Krönungsstadt zweier preußischer Könige, zeichnen sich allerdings ernstzunehmende Schwierigkeiten ab, der Gründung der Stadt am Pregel vor 750 Jahren in einem alle Parteien zufriedenstellenden, würdigen Rahmen zu gedenken. Hartnäckig sprechen die Russen von "Kaliningrad" und seiner 750jährigen Geschichte (dieberichtete). Da haben es die Menschen in der Hauptstadt leichter. Dort wird in diesem Jahr der 300. Geburtstag Charlottenburgs feierlich begangen. Am 5. April 1705 ließ König Friedrich I . (er war es, der sich 1701 in Königsberg die Königskrone aufs Haupt setzte und sich fortan König in Preußen nannte) zu Ehren seiner kurz zuvor verstorbenen Gemahlin Sophie Charlotte das Lietzenburg genannte Schloß in "Charlottenburg" umbenennen. Der kleinen Siedlung in der Nähe gab er den gleichen Namen und verlieh ihr das Stadtrecht.
Gerade rechtzeitig zum Jubiläum konnte das noch zu Lebzeiten der Königin errichtete Denkmal des Großen Kurfürsten frisch restauriert im Ehrenhof des Schlosses wieder aufgestellt werden. Das größte Reiterdenkmal diesseits der Alpen des Danzigers Andreas Schlüter war durch heftige Korrosionsschäden akut bedroht. Durch private Initiativen kann es nun wieder in vollem Glanz erstrahlen. Ein Straßenfest und Konzerte werden vom 17. bis
19. Juni die Festivitäten einläuten. Vom 1. bis 3. Juli dann findet im historischen Schloßgarten ein opulentes Fest statt, dessen Herzstück eine Opernaufführung unter freiem Himmel sein wird. Eine wissenschaftliche Tagung und eine Ausstellung zum Thema "Die Kaiser und die Macht der Medien" runden die von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und anderen Partnern gestalteten Feierlichkeiten ab.
An die bewegte Geschichte Preußens erinnert man sich auch auf Schloß Hohenzieritz. Dort starb 1810 die bereits zu Lebzeiten sehr beliebte Königin Luise. Eine Gedenkstätte erinnert seit fünf Jahren an die Preußenkönigin, die in die Geschichte als mutige Frau einging, hatte sie doch versucht, den großen Napoleon davon abzuhalten, ihr Preußen zu zerstören. Vor 200 Jahren, am 5. November 1805, war sie mit ihrem Gemahl König Friedrich Wilhelm III. und Zar Alexander I. von Rußland in der Potsdamer Garnisonkirche am Sarg Friedrichs des Großen zusammengekommen. Bei dieser Gelegenheit schwor man sich ewige Treue im Kampf gegen den Korsen.
Eng mit Preußen und seinem herausragenden Herrscher Friedrich II. verbunden ist der Name Adolph Menzel. Der 1815 im schlesischen Breslau geborene Maler, der als der bedeutendste realistische Künstler des 19. Jahrhunderts gilt, hat mit seinen Darstellungen Friedrichs des Großen des Bild des Königs geprägt wie vor ihm vielleicht noch der Danziger Daniel Nikolaus Chodowiecki. Der Wegbereiter der Moderne und Anreger einer neuen Maler-Graphiker-Generation starb vor 100 Jahren in Berlin (9. Februar). Ebenfalls aus Breslau stammte der Schauspieler und Schriftsteller Karl von Holtei, der sich vor allem durch seine Liederspiele und als Shakespeare-Vorleser Ruhm erwarb. Er starb vor 125 Jahren in seiner Vaterstadt (12. Februar). Und noch eines Schlesiers gilt es an dieser Stelle zu gedenken: Vor 75 Jahren starb der aus Buchwald bei Liebau stammende Pianist Conrad Ansorge (13. Februar). Er leitete eine Meisterklasse für Klavier zunächst in Königsberg und dann an der Deutschen Akademie für Musik und darstellende Kunst in Prag. Lovis Corinth malte zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehrere Porträts von Ansorge.
200 Jahre sind vergangen, da Karl Rosenkranz geboren wurde
(23. April). Der gebürtige Magdeburger brillierte einst auf dem Kantschen Lehrstuhl an der Albertina. Caspar David Friedrich, der Maler der Romantik aus Pommern, starb vor 165 Jahren (7. Mai) in Dresden. In Düsseldorf wurde vor 150 Jahren der Maler Olof Jernberg (23. Mai) geboren. Er folgte einem Ruf Dettmanns an die Königsberger Kunstakademie und unterwies als Landschafter mehr als anderthalb Jahrzehnte Studenten in dieser Kunst. 125 Jahre sind vergangen, da der Architekt Bruno Taut in Königsberg geboren wurde (4. Mai). Gemeinsam mit seinem Bruder Max bestimmte er für lange Jahre das Neue Bauen in Berlin.
Mit dem Namen Lessing verbindet man allenfalls die kritische Auseinandersetzung mit Literatur und denkt dabei an Gotthold Ephraim Lessing. Der Name Lessing läßt aber auch Kunsthistoriker aufhorchen, die sich an den Maler Karl Friedrich Lessing erinnern. Der Großneffe des Literaten und Theatermannes wurde in Breslau geboren und gilt als Großmeister der historisch-romantischen Landschaft. Er war Direktor der großherzoglichen Gemäldegalerie in Karlsruhe, wo er vor 125 Jahren starb (4. Juni).
Vor 100 Jahren wurde Erich Trunz geboren in Königsberg geboren
(13. Juni); er gilt als einer der fundiertesten Barock- und Goetheforscher seiner Zeit. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg machte sich Trunz daran, im zerstörten Hamburg, wohin es ihn verschlagen hatte, Goethes Werke in 14 Bänden neu herauszugeben. Noch heute wird die "Hamburger Ausgabe" von Goethes Werken bei Studenten und Literaturfreunden gleichermaßen geschätzt und gilt als Basis der modernen Goethe-Forschung.
Im westpreußischen Graudenz wurde vor 425 Jahren ein Mann geboren (6. Juli), der sich als Kantor am Königsberger Dom und an der Domschule Meriten erwarb und durch seine Vertonungen von Kirchenliedern noch heute Musikfreunden ein Begriff sein dürfte: Johann Stobaeus. Zur gleichen Zeit lebte in Königsberg der vor 400 Jahren (29. Juli) in Memel geborene Simon Dach. Sein Lied für "Annke van Tharaw" gilt als eines der schönsten Liebeslieder aller Zeiten. - 275 Jahre sind vergangen, da der große Philosoph Johann Georg Hamann in Königsberg geboren wurde (27. August). Er ist einer der ersten Gegner der Aufklärung und aus dem Geistesleben des 18. Jahrhunderts nicht wegzudenken.
Noch heute werden ihre Bücher gelesen, und ihr Name ist eng mit dem sozialen Roman des 19. Jahrhunderts verbunden: Marie von Ebner-Eschenbach; sie wurde vor 175 Jahren in Mähren geboren (13. September). Zweier Maler gilt es im September zu gedenken: Otto Mueller, der Expressionist starb vor 75 Jahren in Breslau (24. September), und Michael Willmann. Der Königsberger, der als bedeutendster Barock-maler Schlesiens gilt, wurde vor 375 Jahren geboren (27. September). 125 Jahre sind vergangen, da der Komponist Clemens Schmalstich in Posen (8. Oktober) wie auch der Geistliche und spätere Bischof von Ermland Maximilian Kaller im oberschlesischen Beuthen (10. Oktober) geboren wurden. Philipp Otto Runge, der Maler aus dem pommerschen Wolgast, schließt diese bunte Runde ab; seines 195. Todestages gedenken wir am 2. Dezember. Peter van Lohuizen
Der Große Kurfürst: Das von Andreas Schlüter um 1700 geschaffene Reiterstandbild wurde restauriert, gerade rechtzeitig zum Jubiläum "300 Jahre Schloß Charlottenburg". |
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