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Skizzenblätter aus Ostdeutschland

 
     
 
Seit Bestehen des es sind seine Fotografien immer wieder einmal veröffentlicht worden. Haro Schumacher war es gegeben, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und alles das auf Zelluloid zu bannen, was ihm bemerkenswert erschien. Das waren reizvolle Landschaften, aber auch Menschen in ihrem Alltag. Und so sieht man sie denn auch auf den brillanten Schwarzweißfotos in dem neuen Kalender, den sein Neffe Ingo Sergej Kischnick, ebenfalls Fotograf, jetzt zusammengestellt hat: Haro Schumacher - Skizze
nblätter aus Ostdeutschland 2003 (13 Blätter, monochrom schwarz, mit Papprücken und Spiralbindung, Format 33 x 48 cm, 18,90 €). "Die Aufnahmen", so Kischnick, "dürften in den Jahren 1932 bis 1944 entstanden sein. Schumacher arbeitete damals mit mehreren Rolleiflex und Leicas." Das Titelbild ziert die eher nüchterne Aufnahme des Abstimmungsdenkmals in Allenstein, ansonsten jedoch sind es die Menschen seiner Heimat Ostdeutschland, die Schumacher immer wieder fotografierte: Marktszenen und spielende Kinder, Bauern beim Torfstechen und bei der Ernte, aber auch heute so kurios anmutende Motive wie den Schniefkemacher in Tilsit. Mit sicherem Blick hat Schumacher das Besondere einer Szene festgehalten. Gut 60 bis 70 Jahre später nun wird die Lebensweise einer längst untergegangenen Zeit wieder gegenwärtig.

Geboren wurde Haro Schumacher 1905 in Nidden. Nach Ende seiner Schulzeit ging er nach Köln, wo er sich an der Sporthochschule zum Sportlehrer ausbilden ließ. Er selbst liebte die körperliche Ertüchtigung sehr, war begeisterter Wandervogel und "infiziert vom damaligen Klepper-Sportbootfieber. Immer wenn es seine Zeit erlaubte, machte er lange Touren mit dem Faltboot und Zelt, besonders im heimatlichen Ostdeutschland", weiß Kischnick zu berichten. Schon früh begeisterte er sich für die Fotografie; als einer der ersten besaß er eine Rolleiflex - "die legendäre zweiäugige Spiegelreflex mit Rollfilm im Format 6 x 6, später auch 4 x 4". "Fast immer war er mit schnittigen Sportwagen unterwegs, lange Jahre mit einem roten Ford Eifel. In einem kleinen Anhängerchen transportierte er sein Zelt und die notwendigen Koch-utensilien."

Doch nicht nur in Ostdeutschland und im Baltikum war Haro Schumacher unterwegs. Seine Reisen führten ihn durch Marokko, Algerien, Tunesien und Ägypten, nach Spanien und Italien. Seine Lichtbildvorträge und später seine 3-D- Farbdiaschauen wurden gern besucht. "Er hatte eine unvergleichlich forsche und mitreißende Art, seine Vorträge waren Erlebnisberichte, die jeden zu fesseln wußten", so Kischnick, der seinen Onkel auch als ein "seltenes Original" bezeichnet. "Charmant, frech, gewieft, immer jung auch mit 70 Jahren noch. Die Firmen liefen ihm geradezu nach, damit er auf seinen Reisen ihr Material benutzte - Agfa, Kodak, Leitz, VW und andere."

Dann aber, mitten im Leben, wurde er eines Nachts abberufen. Sein VW-Bus, wie alle anderen Reisefahrzeuge liebevoll "Globetrottel" genannt, war gepackt. Am nächsten Morgen sollte es nach Afrika gehen. Die Angehörigen wollten es kaum glauben, daß dieser junge und junggebliebene Knabe mit seinen 76 Jahren nicht mehr aufstand ... In seinem Neffen Ingo Sergej Kischnick, der das künstlerische Erbe des Onkels liebevoll und fachkundig betreut, hat Haro Schumacher, der Ostpreuße aus Nidden, einen würdigen Nachlaßverwalter gefunden. Der Kalender kündet davon, aber auch ein Bildband, den Kischnick mit Fotografien seines Onkels demnächst herausgeben will. Peter van Lohuizen
 
     
     
 
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