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Viele Fotos und alte Postkarten hat Heinz Csallner zusammengetragen, um ein kompaktes Bild Ostdeutschlands zu vermitteln. Die kurzen historischen Begleittexte bieten nicht nur Fakten, sondern vielmehr einen teils etwas altertümlichen, aber genauen Einblick in besondere Architektur- und Kulturleistungen zwischen Elbing und Memel. Die landschaftlichen Schönheiten kommen zu kurz, dafür wird die bauliche Schönheit des Landes umfassend nachvollziehbar. Profunde Hinweise auf das Schicksal der Gebäude lassen das ungeheure Ausmaß der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg erkennbar werden. Einfühlsam, doch nicht kitschig spürt der Autor anhand alter Schwarzweißaufnahmen dem Alltag und den Empfindungen der Menschen nach. Sehr ausführlich dokumentiert sind Denkmäler und Kirchen.
Heinz Csallner: "Historische Ansichten von Ostdeutschland", Nebel Verlag GmbH, Utting 2004, geb., 176 Seiten, 10,95 Euro
Eine düstere Burg, ein Ort der Verzweiflung, und die neue Hoffnung für elf Frauen stehen im Mittelpunkt der "Hohenecker Protokolle". Als Quellensammlung wie als Lektüre zum Leben von Frauen in der DDR unerläßlich, zeigt das Werk, wie Frauen ohne Schuld in das Netz der Staatssicherheit gerieten. Spannend, pointiert und authentisch gibt der Blick der Opfer die Zweite deutsche Diktatur nicht mehr frei. Das Buch schildert die abgründigen Grausamkeiten des SED-Staates, der die Inhaftierten noch zu Handlangern, zu Spitzeln in der Zelle werden ließ. Ohne Ostalgie oder Haß, aber mit viel Wut im Bauch durchlebt der Leser ein Wechselbad der Gefühle von Angst bis menschlicher Größe und wahrer Freundschaft. Die offenbarte dunkle Seite des "Arbeiter- und Bauernstaates", der seine eigenen Kinder fraß, wird zusätzlich belegt durch umfangreiche historische Angaben sowie einen kurzen Einblick in die ungewöhnliche Biographie des Autors, der auch die späte Wiederbegegnung mit den Tätern von einst nicht scheut.
Ulrich Schacht: "Hohenecker Protokolle", Forum Verlag Leipzig, Leipzig 2004, broschiert, 263 Seiten, 12,80 Euro
Das gestohlene Leben" vieler Deutscher dokumentiert eindrucksvoll das gleichnamige Buch der Organisation HELP (Hilfsorganisation für die Opfer politischer Gewalt in Europa). Namhafte Journalisten der berühmtesten Zeitungen und Magazine Deutschlands lassen Schicksale von Menschen in der DDR aufleben: unschuldig hingerichtet, in den Selbstmord getrieben, für immer verschwunden. Die grausamen Methoden des politischen Terrors sind historisch akkurat aufgearbeitet (umfangreicher Anhang). Zugleich öffnet der Sammelband eine Tür in heute abenteuerlich bis grotesk anmutende biographische Welten, die vor dem Vergessen bewahrt werden wie die Geschichte des "Grafen von Monte Christo" der Stasi. Die überwiegend kurzen, teils aber auch längeren, bebilderten Erzählungen laden immer wieder zum Lesen ein.
Hilfsorganisation HELP e.V. (Hrsg.): "Das gestohlene Leben", HELP Berlin 2003, broschiert, 550 Seiten, 10 Euro + 1,28 Euro in Briefmarken, zu beziehen über: HELP Ruschestraße103, Haus 1, 10365 Berlin
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