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Als ich sieben Jahre alt war, kam ich eines Tages aus der Schule, wurde von der Nachbarin abgefangen und durfte bei ihrer Familie zu Mittag essen. Sie sagte: ,Jetzt mußt du dich vor das Haus an die Wiese setzen und schön aufpassen, denn heute will der Storch zu euch kommen, und wenn du ihn siehst, kommst du und sagst uns Bescheid. Bis zum Abend habe ich gewartet und habe keinen Storch gesehen und am Morgen erzählte man mir, in der Nacht wäre er doch noch gekommen und hätte mir ein Schwesterchen gebracht" - was gelungen heiter beginnt, nimmt im Laufe von Alfred Pocklers Biographie "Westpreußischer Himmel und Bochumer Erde" eine harte Wende. Es ist der Kontrast von unbeschwerter Kindheit zu einer Jugend, die der Autor im Krieg verbrachte: "Eine gewisse Kälte ergriff die Menschen und man konnte nichts dagegen tun." In treffenden Worten dokumentiert der Autor Landleben, Kriegs- und Nachkriegserfahrungen. SV
Alfred Pockler: "Westpreußischer Himmel und Bochumer Erde", Triga Verlag, Gelnhausen 2001, broschiert, 87 Seiten, 7,90 Euro
Reich an historischen Dokumenten ist "Ostdeutschland - mein Schicksal". Basierend auf dem Tagebuch einer Flüchtlingsfrau, bietet das Werk eine gute Mischung aus unmittelbar Erlebtem und Fakten, belegt in Reden und Vertrags texten. Auch Repräsentanten der kriegführenden Mächte kommen zu Wort. Wenig zeitgeistig, dafür im authentischen Tonfall des Tagebuchs kommen die Opfer von Flucht und Vertreibung zu Wort: "Es begannen nun in aller Öffentlichkeit Szenen, die ich niemals vergessen kann: Fast jede Frau - und wir waren wohl an die 3.000 - wurde vor aller Augen vergewaltigt; offen, bei hellem Tageslicht. Die Kinder, die das alles sahen, weinten und schrien. Wer von den Frauen sich wehrte, wurde erschossen." Es sind diese Passagen, die das Werk zu einem lesenswerten Zeitzeugnis machen. SV
E. Windemuth: "Ostdeutschland - mein Schicksal - Eine Tragödie der Vertreibung", Druffel & Vowinckel-Verlag, Innig 2004, 158 Seiten, broschiert, 16 Euro |
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